Gestartet als Bikesharing-Anbieter verleiht Wind (in Deutschland: Byke) nun E-Scooter.

Deutsche Startups stehen bereits in den Startlöchern, obwohl elektrische Kick-Scooter in Deutschland noch verboten sind. Sie wollen von dem E-Roller-Trend profitieren, die kleinen Flitzer in Europa und später in Deutschland auf die Straße bringen. Schließlich sind Startups wie Bird in den USA mit Milliarden bewertet. In Berlin bauen Szenegrößen mit Go Flash und Tier Mobility zwei Scooter-Startups auf. Am Markt sind beide Unternehmen aber noch nicht.

Ein drittes Berliner Unternehmen ist Wind.co, für das derzeit insgesamt 45 Leute arbeiten. Dessen Fahrzeuge sind bereits in drei Städten verfügbar, allerdings nicht in Deutschland. Geleitet wird das Startup von Julia Boss, die früher als Rechtsberaterin für Rocket Internet gearbeitet hat. Wir haben sie nach ihren Plänen gefragt.

In Berlin gründen sich gerade neue Scooter-Startups, Wind ist eines davon. Was steckt genau dahinter, Julia?

Wind ist der E-Scooter-Teil unseres Shared Mobility-Startups. In Deutschland bieten wir bisher unter der Marke Byke stationsloses Bikesharing an, im Ausland verleihen wir über Wind.co elektrische Scooter. In Paris, und seit wenigen Tagen auch in Madrid und San Diego, sind unsere Fahrzeuge bereits auf der Straße.

Wie finanziert ihr euch und wer sind eure Geldgeber?

Wir haben Geld von Wagniskapitalgebern eingesammelt, wie viele andere Startups auch. Wir äußern uns nicht dazu, wer genau bei uns investiert ist. (Anmerkung der Redaktion: Laut Handelsregister gehören 100 Prozent der Firmenanteile einer Firma auf den Cayman-Inseln.)

In den USA ist das Scooter-Sharing ein Milliardenmarkt. Allerdings gibt es auch Probleme. In San Francisco beispielsweise wurden die Fahrzeuge wieder eingesammelt. Der Grund: Sicherheitsbedenken. Wie wollt ihr die Fahrer eurer Fahrzeuge und Fußgänger schützen?

Unsere Roller fahren maximal 25 km/h – je nach Vorgabe der Städte drosseln wir die Geschwindigkeit noch weiter. Außerdem finden die Nutzer in unserer App Tutorials. Die Schulungen zeigen, wie die Fahrzeuge richtig zu nutzen sind. Sie weisen beispielsweise darauf hin, dass man grundsätzlich einen Helm tragen und bei bestimmten Wetterlagen nicht fahren sollte. Außerdem sind die Fahrzeuge mit Lichtern und einer Klingel ausgestattet.

 

Julia Boss leitet die Geschäfte von Byke in Deutschland.
Julia Boss leitet die Geschäfte von Byke in Deutschland.

Kritiker befürchten, dass Scooter – ähnlich wie Leihräder – die Innenstädte und Bürgersteige verstopfen könnten. Wie wollt ihr das verhindern?

Tatsächlich gab es in Deutschland nie ein Leihrad-Chaos. Was die Städte verstopft, sind vielmehr die vielen Autos. Wir halten aber trotzdem in Tutorials und durch in-App-Benachrichtigungen unsere Nutzer dazu an, die Roller rücksichtsvoll abzustellen. Das hat bei den Leihrädern auch funktioniert.

Woran machst du das fest?

Das haben die Städte in Gesprächen mit uns versichert, sogar die Stadt Berlin, die Bike-Sharing-Anbietern gegenüber sehr negativ eingestellt war. Die Angst vor einem Chaos auf den Bürgersteigen war unbegründet. In manchen Fällen wurde das Thema allerdings im Wahlkampf eingesetzt.

Wie meinst du das?

Bei der Bürgermeisterwahl in Frankfurt am Main wurden der sogenannte Leihrad-Boom zum Problem erklärt – und ein hartes Vorgehen dagegen als Wahlversprechen gegeben. Dabei handelte es sich um ein Schein-Problem, das sich gut im Wahlkampf verwenden ließ.

Zum Schluss ein Blick auf die kommenden Monate: In welchen Städten wollt ihr als Nächstes starten?

Wir sind laufend dabei, uns neue Städte anzuschauen, die für uns und wir für sie geeignet sind. Welche genau das sind, kann ich leider nicht verraten.

Bild: Wind