Dürfte angesichts der Prognosen zum autonomen Fahren enttäuscht sein: Elon Musk.

Tesla-Chef Elon Musk ist nicht gerade für zurückhaltende Prognosen bekannt. 2015 verkündete er, die ersten vollautonomen Tesla-Modelle kämen bereits 2018 auf den Markt. Bis 2027, aber spätestens bis 2032 habe die Autoindustrie den Wandel zum autonomen Fahren endgültig vollzogen, sagte der Tesla-Chef noch 2017 auf einer Firmengründer-Konferenz in Hongkong. 

Seither ist einiges passiert. Im März kam es zum weltweit ersten tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto. Im US-Bundesstaat Arizona überfuhr ein autonomes Testfahrzeug des Fahrdienstvermittlers Uber eine Fußgängerin. Es folgten drei weitere schwere Unfälle von Tesla-Modellen, die mit dem „Autopilot“-Assistenzsystem unterwegs waren.

2040 könnte sich das autonome Fahren immer noch nicht durchgesetzt haben

Auch eine Studie des Marktforschungsunternehmens IHS Markit lässt Zweifel an den selbstbewussten Vorhersagen Musks aufkommen. Hochrechnungen der Analysten zufolge sollen 2040 in Europa gerade einmal 5,5 Millionen autonome Autos pro Jahr verkauft werden. 2017 waren es mit rund 15 Millionen verkauften Pkw fast dreimal so viele.

Gründe dafür sehen die Autoren der Studie vor allem in der schwierigen Gesetzeslage bei der neuen Technologie. Für China und die USA hingegen fallen die Prognosen etwas positiver aus: In der Volksrepublik rechnet IHS Markit mit 14,5 Millionen verkauften autonomen Autos pro Jahr (2017: 24 Millionen), in den USA sind es 7,4 Millionen (2017: 17 Millionen).

Autonome Autos in Europa nicht vor 2050

Ganz ähnlicher Meinung ist Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen: „Das autonome Auto als individuelles Massenverkehrsmittel wird sich in Europa nicht vor 2050 durchsetzen. In China wird dies bereits nach 2030 der Fall sein“, so der Automobilexperte im Gespräch mit Business Insider. Bis 2025 wolle das Land der Mitte den 5G-Mobilfunk-Standard flächendeckend einführen, der für den autonomen Verkehr unverzichtbar ist. „Das werden wir nie schaffen.“

Noch skeptischer blicken die Unternehmensberater von KPMG auf das autonome Auto. In der Umfrage Global Automotive Executive Survey 2018 sind sich zwar 94 Prozent der 907 befragten Auto-Manager einig, dass spätestens 2040 ein funktionierender Gesetzesrahmen für das autonome Fahren geschaffen sei. Die benötigte Infrastruktur aber gehe weit über Kameras, Radar und schlaue Algorithmen hinaus. Hier seien hohe Investitionen des Staates und der beteiligten Unternehmen notwendig. Weitere Hindernisse sehen die Berater im Mischverkehr zwischen autonomen Autos und Fahrzeugen mit Menschen am Steuer.

Elon Musk derweil kümmern solche Bedenken wenig. Erst im vergangenen Monat versprach er, dass die ersten Tesla-Modelle bereits im August Funktionen zum autonomen Fahren erhalten. Wir werden sehen, ob er Recht behält.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Business Insider Deutschland.
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Bild: Getty Images / Bill Pugliano