Geht nicht? Geht doch! China macht es vor, wie schnell, preiswert und zuverlässig Züge sein können.

In einer der vorletzen Kolumne ging es um den ökologischen Schaden, den Flugzeuge anrichten. Viele Kommentatoren wiesen darauf hin, dass sie durchaus auf die Bahn umsteigen würden, wenn sie a) günstiger als eine Flugreise wäre, b) eine Zeitersparnis erbringt und c) zuverlässiger wäre. Dass die Bahnen in Europa diese Anforderungen so schwer realisieren können und darum einen so miserablen Ruf haben, liegt neben den Management-Fehlern zum Beispiel in Deutschland vor allem an einer Politik, die das Auto und das Flugzeug massiv bevorzugt.

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Das geht auch anders. Wie wäre es, wenn man in Hannover in einen Zug steigt und knapp fünf Stunden und 1.350 Kilometer später in Madrid ist? Geht nicht? In China geht das. Dort überwinden Hochgeschwindigkeitszüge die 1.318 Kilometer lange Strecke zwischen Peking und Shanghai in unter 5 Stunden. Dabei fahren die Züge meist in einem 20 minütigen Takt. Das Ticket kostet für eine Fahrt rund 75 Euro und ist dabei deutlich günstiger als ein Ticket für das Flugzeug. Kaum vorstellbar – in knapp zwei Stunden von Frankfurt nach Paris. Die 524 Kilometer Luftlinie zwischen Berlin und Wien wären ebenfalls in zwei Stunden möglich. Warum geht das in China, aber nicht in Deutschland?

Ein Grund: Weil die Verkehrspolitik der diversen Regierungen in den letzten Jahrzehnten immer nur das Auto und das Flugzeug gefördert haben. Unverständlich, warum Kerosin immer noch von jeglicher Steuer befreit ist, während man für Bahntickets den vollen Mehrwertsteuersatz zahlen muss. Könnte die Bahn darauf verzichten, würden alle Tickets knapp 20 Prozent günstiger. Doch leider interessierte sich bisher keine Regierung wirklich für die Bahn. Und das, obwohl man mit Siemens einen Anbieter von Hochgeschwindigskeitszügen im eigenen Land hat.

Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sollte die Schieflage beim Investitionsvolumen des Staates bei der Bahn ändern. Die eingeplanten 270 Milliarden Euro gehen zu 41,6 Prozent in die DB. Was nötig ist, denn der Investitionsstau bei der Bahn sorgt heute schon dafür, dass nur noch 75 Prozent aller Züge pünktlich sind. Leider findet sich im Plan keine Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Berlin und Köln. Man wird auch bis weit nach 2030 noch knapp fünf Stunden für die 478 Kilometer benötigen.

Spontan mit der Bahn zu fahren ist unbezahlbar

Zu der Misere mit den langsamen und unpünktlichen Zügen kommt auch noch eine nicht nachvollziehbare Preispolitik. Tarife ändern sich je nach Auslastung und zu teuer sind sie obendrein. Für die spontane Fahrt am nächsten Tag zwischen Berlin in München müsste ich 306 Euro bezahlen. Lufthansa bietet mir mit 24 Stunden Vorlauf die gleiche Strecke für 140 Euro an. Wie kann das sein?

Es ist schwer verständlich, warum ein Flug mehr als die Hälfte günstiger angeboten werden kann, als eine Fahrt mit der Bahn.

Das Management der Bahn wie auch die wechselnden Regierungen haben es tatsächlich geschafft, eines der besten, sichersten und ökologischsten Verkehrsmittel abzuwirtschaften. Vielleicht würde es helfen, wenn Startups wie Flixtrain das Management der Bahn übernehmen. So kann es mit der Bahn auf gar keinen Fall weitergehen.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Getty Images / VCG / Kontributor