Die BikerSOS-Gründer Christian Indra und Werner Richtsfeld (v.l.)

Das Unfallrisiko auf einem Motorrad ist deutlich höher als mit einem Pkw. Allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz passieren rund 60.000 Unfälle im Jahr, bei 5,5 Millionen registrierten Motorrädern. Die Sorge von Angehörigen, Partnern und Freunden ist also nicht unbegründet. Das hat auch Gründer Christian Indra zu spüren bekommen.

Weil die Angst seiner Partnerin um ihn so groß war, hat Indra vor wenigen Jahren eine geplante Motorrad-Tour abgesagt. Doch das Motorradfahren an den Nagel hängen, wollte er auf keinen Fall. Gemeinsam mit seinem Biker-Kumpel Werner Richtsfeld, beide Software-Entwickler, entwickelte er die App BikerSOS, die Unfälle erkennen und automatisch einen Notruf per Sms auslösen soll. Außerdem können freigeschaltete Freunde und Angehörige über die Anwendung per Livetracking verfolgen, wo das Fahrzeug gerade unterwegs ist.

Auch Patientendaten können in der App hinterlegt werden

Die hinter der App steckende Technologie greife unter anderem auf das GPS-Signal zurück, erklärt Mitgründer Richtsfeld: „Sobald die Geschwindigkeit des Motorrad-Fahrers langsamer wird oder das GPS-Signal abbricht, werden die Daten der Sensoren im Handy – wie Beschleunigung und Rotation – überprüft.“

Kommt es tatsächlich zu einem Unfall, würden die in der App gespeicherten Notrufkontakte und eine Notfallzentrale alarmiert. Die Zentrale ruft den Fahrer auf dem Handy zurück, meldet sich dieser nicht, fahren Sanitäter zum Unfallort. Zusätzlich können Motorrad-Fahrer in der App medizinische Daten hinterlegen: Blutgruppe, Allergien und so weiter, sodass die Einsatzkräfte bereits vor Eintreffen am Unfallort über den Patienten Bescheid wissen.

Alle erhobenen Daten werden anonymisiert gespeichert, versichert der Gründer. „Vorrangig verwenden wir diese zur Verbesserung der Unfallerkennung und somit der App-Funktionalität.“ Damit das System funktioniert, muss die App gestartet und das Handy am Körper getragen werden.

Smarte Motorräder sind im Kommen

Die Technologie läuft in den USA, Kanada, Australien und in der EU, heißt es von dem Startup. Der Download ist kostenlos, ein Großteil der Funktionen ist allerdings nur in der Premium-Version verfügbar. Die kostet pro Woche 5 Euro. Der Preis für einen Monat liegt bei 10, der für einen Jahreszugang bei 50 Euro. Mitglieder des österreichischen Automobilclubs ÖAMTC können die App ebenfalls nutzen, seitdem der ÖAMTC BikerSOS in sein Vorteilsprogramm aufgenommen hat.

Insgesamt sei die App bisher rund 50.000 Mal runtergeladen worden, heißt es. Schwarze Zahlen schreibe das Linzer Startup mit seinen vier Mitarbeitern, das sich bis jetzt durch privates Geld finanziert, aber noch nicht. „Wir wollen nicht das schnelle Geld machen, sondern den Menschen helfen und das Motorradfahren sicherer machen“, sagt Richtsfeld. Der Gründer gibt sich aber zuversichtlich: Bis Ende des Jahres solle das Unternehmen profitabel werden.

Zusätzliche Funktionen sind in Planung

Eine Pflicht zu einem automatischen Notruf-System (eCall), wie beim Auto, gibt es für Motorräder derzeit nicht – obwohl Biker häufig allein und auf abgelegenen Strecken unterwegs sind. Potenzial in dem Markt sehen allerdings noch andere Unternehmen: In Deutschland hat beispielsweise Dguard ein E-Call-System für Motorräder entwickelt. Dafür wird allerdings ein zusätzliches Modul am Motorrad verbaut, Kostenpunkt 570 Euro für zwei Jahre, danach fällt eine monatliche Lizenzgebühr von knapp 30 Euro pro Jahr an. Und BMW bietet für einige seiner Motorrad-Modelle eine Sonderausstattung für den „intelligenten Notruf“ an.

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Die BikerSOS-Gründer denken derzeit über die Weiterentwicklung ihrer App nach. „Wahrscheinlich können bald Kurvenlage und viele andere interessante Statistiken ausgewertet werden.“ Denkbar seien auch Kooperationen mit Tankstellen, Fahrschulen und Gastronomiebetreibern.

Bild: BikerSOS