Die „Rezepte“ von IFTTT machen den BMW zur Schaltzentrale

Der Kampf um die Daten der Autofahrer ist im vollen Gange. Vor allem Apple und Google drängen in die Infotainmentsysteme, um dort die Informationen über das Fahrzeug und seine Nutzung anzuzapfen. Eigentlich möchten die Hersteller die Daten aber lieber selbst behalten – kein Wunder also, dass sie nur zögerlich auf die Angebote der US-Firmen reagieren. BMW ist jetzt, zumindest in einer Beta-Phase, ein kleines Kunststück gelungen: Ohne Apple, Google oder Microsoft und ohne komplexe Server und Software können manche BMW Fahrer nun ihr Fahrzeug mit der Außenwelt vernetzen.

Dafür nutzt der Münchener Konzern den Dienst IFTTT.com. Die Abkürzung steht für „if this than that“ (wenn dies, dann das) und beschreibt ein Angebot, mit dem sich verschiedene Dienste aus dem Netz verbinden lassen. BWM hat nun mit Hilfe der Entwickler aus dem eigenen Haus und mit Unterstützung von IFTTT die ersten eigenen Angebote erstellt.

So kann das Auto zum Beispiel den Kindern automatisch eine SMS senden, sobald man in der Nähe der Schule kommt, um sie abzuholen. Mit diesen sogenannten „Rezepten“ kann man das Garagentor automatisch öffnen, wenn in der Nähe ist oder man kann sich daran erinnern lassen, wo man den Wagen geparkt hat. Man kann auch andere Anbieter im Internet of Things mit einbinden. Die Angebote des Smart-Home-Anbieters Nest lassen ebenso steuern wie Lichtanlagen von Philips. Dann geht automatisch das Licht in der Garageneinfahrt an, wenn sich das Fahrzeug dem Haus nähert.

Das Experiment von BMW ist deswegen besonders interessant, weil es doch das eigentlich aus Sicherheitsgründen hermetisch abgeschlossene Infotaimentsystem für das Internet of Things öffnet. Dass aber diese Systeme anfällig für Manipulationen sind musste der Fiat-Chrysler Konzern letztes Jahr erfahren. Und auch das System von BMW wurde schon gehackt, allerdings war der Aufwand dafür extrem hoch. Der Vorteil von IFTTT ist, dass die ausgelösten Dienste über den Server von IFTTT gesteuert werden. Das Auto sendet nur das Signal, mehr nicht. Mit IFTTT ist es möglich, praktisch unzählige Dienste miteinander zu verbinden. Der weitere Vorteil ist, dass sich diese Programme automatisch ausführen lassen. Man muss dafür also nicht einmal sein Smartphone in die Hand nehmen, um eine Aktion zu starten.

Gleichzeitig öffnet man auch den Markt für Drittanbieter und Startups, die eigene Dienste anbieten wollen, bisher aber keine Chance hatten, auf die Systeme von BMW zuzugreifen. Vor allem im Bereich der maßgeschneiderten Dienstleistungen, die sich über und aus dem Auto steuern lassen, sehen Experten in den nächsten Jahren einen gewaltigen Markt. Das kann eine E-Commerce Lösung sein, wie eine Pizza, die automatisch dann bestellt wird, wenn man 15 Minuten von zu Hause weg ist bis hin zu kompletten Smart Home Steuerungen. BMW hat sich nun durch die Einbindung von IFTTT einen kleinen Vorsprung erarbeitet.