Eine Frau steigt in Hannover aus einem Shuttle der Volkswagen-Tochter Moia.

Der Carpooling-Dienst Moia verdoppelt sein Geschäftsgebiet in Hannover, will die Zahl der Fahrzeuge aufstocken und vor allem für Pendler attraktiv werden. In Hamburg steht der Start mit 1.000 Vans bevor – in Berlin wird Moia dagegen nicht zum Zuge kommen. Dort erfreuen sich Clevershuttle und der Berlkönig hoher Nachfrage.

Carpooling oder auch Ridepooling bedeutet, dass ein Fahrzeug nacheinander mehrere Passagiere aufnimmt, die ungefähr in die gleiche Rchtung fahren wollen. Dieses Transportverfahren wurde in den USA populär. Der Mobilitätsdienst Uber führt in San Francisco bereits die Hälfte aller Fahrten auf diese Weise durch.

Auch in Berlin wird das Pooling zunehmend beliebt: Wie das lokale Verkehrsunternehmen BVG mitteilt, hat der hauseigene Fahrdienst Berlkönig fünf Monate nach dem Start schon mehr als 200.000 Fahrten durchgeführt und seine Flotte auf mehr als 100 Vans erhöht. Die Software für die Nutzer-App und das Flottenmanagement stammt von ViaVan – einem Joint Venture des Autokonzerns Daimler und des US-Startups Via. 120.000 Nutzer haben die App auf ihre Smartphones geladen.

97 Prozent zufriedene Kunden

Nicht nur die BVG, auch die Fahrgäste sind mit dem Angebot zufrieden. „97 Prozent der Kunden bewerten den Berlkönig positiv und heben dabei insbesondere die sehr guten und freundlichen Fahrerinnen und Fahrer sowie die komfortablen Berlkönig-Fahrzeuge hervor“, erklärt das Verkehrsunternehmen. Ein Manko bleibt: Das Geschäftsgebiet ist auf die östlichen Szene-Stadtteile begrenzt und endet etwa am Potsdamer Platz. Für eine Ausweitung gebe es zurzeit keinen konkreten Plan.

Bislang teilen sich die Berlkönige den Pooling-Markt in Berlin mit dem Startup Clevershuttle, einem Portfoliounternehmen der Deutschen Bahn, das mit 30 Elektrofahrzeugen in Berlin unterwegs ist. Der VW-Dienst Moia wird hingegen vorerst keine Kleinbusse auf Berliner Straßen bekommen, wie die zuständige Senatsverwaltung auf Anfrage von Gründerszene und NGIN Mobility mitteilt. Sie will keinem dritten Unternehmen eine Experimentierklausel genehmigen, weil weitere Probebetriebe die Ergebnisse der laufenden Experimente mit Berlkönig und Clevershuttle verfälschen würden. Experimentierklauseln sind nach dem Personenbeförderungsgesetz erforderlich, weil solche Dienste im Grundsatz eigentlich unzulässig sind.

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„Zudem dürfen öffentliche Verkehrsinteressen einem Probeverkehr nicht entgegenstehen. Dazu zählen explizit etwa Funktionstüchtigkeit und Auslastung von ÖPNV und Taxigewerbe“, so die Verwaltung. Bahn-, Bus-, Rad- und Fußverkehr hätten in Berlin den Vorrang. So will es das Mobilitätsgesetz.

1.000 Moia-Shuttles in Berlin wären da kontraproduktiv gewesen, findet die Behörde. Ein „nachvollziehbares Geschäftsinteresse des Unternehmens VW nach einem wirkungsvollen Markteintritt auch in Berlin, steht diesen öffentlichen Verkehrsinteressen aus unserer Sicht aber eindeutig entgegen.“

Moia muss sich also auf andere Städte konzentrieren. Neben Hannover steht Hamburg im Fokus, wo die das Volkswagen-Unternehmen gemeinsam mit dem dortigen Verkehrsunternehmen in diesem Jahr 1.000 Shuttle-Fahrzeuge auf die Straße bringen will.

Attraktiv durch Dumpingpreise

Pooling-Dienste sind auch wegen ihrer niedrigen Preise attraktiv. So kostet Moia in Hannover während des Berufsverkehrs pro Person maximal fünf Euro, um Pendlern den Dienst schmackhaft zu machen. Auch Berlkönig fährt nicht rentabel, will aber zum Kostendeckungsgrad keine Angaben machen. Der Dienst nimmt 1,50 Euro pro Kilometer, mindestens aber vier Euro für eine Fahrt, was über dem Bahn-, aber unter dem Taxitarif liegt. Wie lange die Dienste solche Dumpingpreise anbieten, ist fraglich.

Moia und Berlkönig sind für die Taxibranche ein rotes Tuch. „Moia ist eine Nullnummer. Den Effekt, den Moia verspricht, gibt es nicht “, schreibt die Hannoveraner Taxibranche in ihrem Magazin „Taxi Times“ mit Blick auf den Mitfahrservice des Volkswagen-Konzerns. Anfangs schien das in der Tat einmal so zu sein, wie auch Gründerszene feststellen musste. Doch die Nutzer mussten das neue Angebot erst kennenlernen, was einige Monate in Anspruch nahm. Die Kundenzufriedenheit aus dem Berlkönig-Experiment spricht jedenfalls gegen die These der Taxibranche.

Bild: Moia