Ab 2019 fahren die ersten Daimler eCitaro in Berlin und Hamburg.

Martin Daum, Leiter der Daimler Truck und Bus Abteilung zeigte sich bei der Weltpremiere des ersten vollelektrischen Omnibusses aus dem eigenen Hause kämpferisch: „Wir müssen nicht die Ersten sein, aber wir wollen die Besten sein.“ Der eCitaro sei nicht nur das Ergebnis der eigenen Forschung, sondern sei auch in enger Zusammenarbeit mit den Verkehrsverbänden entstanden.

Zum Start des eCitaro, der ab Ende des Jahres in die Serienproduktion gehen wird, bekommen Käufer einen Bus mit einem 243 kWh großen Akku, der dem Fahrzeug eine realistische Reichweite von 150 Kilometern geben wird. Unter dieser Angabe versteht Daimler, dass der Bus diese Strecke auch dann schafft, wenn er voll besetzt ist und im Sommer die Klimaanlage läuft. Maximal 88 Personen kann das Fahrzeug dann transportieren, was dem heutigen Standard eines Diesel-Busses entspricht. Unter Idealbedingungen schafft der eCitaro laut Daimler sogar 250 Kilometer.

Der Konzern gibt offen zu, dass diese Variante des eCitaro nur 30 Prozent der bisherigen Anwendungsfälle abdeckt. Es sei daher geplant, ab 2020 den Akku auf 330 kWh zu erweitern. Unter den oben genannten realistischen Bedingungen werde damit eine Reichweite von 200 Kilometern am Tag möglich.

Feststoffzellenakku und Brennstoffzelle sollen kommen

Etwas überraschend, und für viele Beobachter die fast eigentliche Sensation, war die Ankündigung eines Feststoffzellenakkus für den eCitaro. Zwar forschen etliche Hersteller an einem solchen, bisher hat ihn aber niemand für den Produktiveinsatz angekündigt. Der vom französischen Unternehmen Blue Solutions stammende Akku soll 300 kHw leisten und die Reichweite auf 250 Kilometer erhöhen. Feststoffzellenakkus haben den Vorteil, dass sie bei einer kompakteren Bauweise mehr Leistung ermöglichen und ihre Lebensdauer deutlich länger ist. Nachteil ist allerdings, dass sie bisher nur mit maximal 80 kw geladen werden können. Herkömmliche Akkus schaffen mehr als das Doppelte und sind somit schneller wieder aufgeladen.

Ab 2022 hat Daimler dann den Einsatz einer Brennstoffzelle im Verbund mit den Akkus geplant. Der Wasserstoffantrieb funktioniert als Reichweitenverlängerer, sodass der eCitaro dann mit einer Akkuladung mehr als 400 Kilometer schaffen soll. Dies, so Daimler, würde die meisten Anwendungsfälle der Nahverkehrsbetriebe dann abdecken.

Die sicherlich durchaus beeindruckenden Zahlen können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Konzern unter einem hohen Druck steht. Der kommt vor allem aus China – und da wiederum ausgerechnet durch den Partnerkonzern BYD mit dem der Stuttgarter Autobauer ein gemeinsames Forschungszentrum in Shenzhen betreibt.

In China setzt man schon lange auf die Elektrifizierung der Busse. Dank einer üppigen staatlichen Förderung von bis zu 80.000 Dollar pro Bus ist das Land zum Weltmarktführer aufgestiegen. Rund 170.000 elektrische Busse fahren laut einer EU-Studie schon im Reich der Mitte. Allein 2017 wurden weitere knapp 80.000 Busse verkauft – und das, obwohl der Staat die Förderung sogar etwas runtergeschraubt hat. Die Chinesen wildern mittlerweile auch auf dem europäischen Markt. So hat Flixbus, immerhin ein Unternehmen, an dem Daimler einen Anteil von fünf Prozent hält, einen Bus von BYD auf der Langstrecke im Test.

Chinesische Hersteller sind den hiesigen voraus 

Was Beobachtern des E-Bus-Marktes Sorgen bereitet, ist die Tatsache, dass die chinesischen Hersteller teilweise schon seit Jahren mit ihren Produkten im täglichen Einsatz unterwegs sind. Während die Hersteller in China kurz davor sind, die zweite Generation der E-Busse auf den Markt zu bringen und jährlich knapp 90.000 Fahrzeuge produzieren, stehen sie in Europa erst am Anfang. Der Wissensvorsprung der Chinesen ist enorm.

Auch beim Preis gibt es Unterschiede. BYD bietet seinen etwas kleineren Bus, der aber ähnliche Leistungswerte wie der neue eCitaro hat, für ungefähr 380.000 Euro an. Zum Vergleich: ein Dieselbus kostet circa 250.000 Euro in der Basisversion. Daimler wollte sich bei der Präsentation des eCitaro nicht auf einen Preis festlegen, deutete aber an, dass Käufer gegenüber der Diesel-Variante ungefähr mit dem doppelten Preis rechnen müssten. Dies hinge aber von der Ausstattung und der abgenommen Stückzahl ab. Immerhin hat Daimler mit den Verkehrsbetrieben in Hamburg und Berlin schon zwei Käufer gefunden, die insgesamt 35 Stück bestellt haben.

Bilder: Daimler AG