Die erste Hyperloop Teststrecke soll bald in Frankreich entstehen.

Um es direkt am Anfang zu sagen: Der Hyperloop ist eine großartige Technologie und er wird auch zum Einsatz kommen. Weltweit arbeiten mehrere Firmen an der Entwicklung. Die ersten Tests liefen allesamt erfolgreich. Auch wenn man sich noch die Frage stellen muss, wieviel Energie ein Hyperloop gegenüber einem Flugzeug pro Passagier verbraucht, wird die Technologie neue Transportmöglichkeiten erschließen und Menschen noch schneller über größere Strecken zu ihrem Ziel bringen.

Aber genau diese großen Distanzen fehlen in Europa. Ein Hyperloop zwischen Berlin und München, der die Fahrzeit auf dreißig Minuten senkt, mag auf dem Papier schick aussehen, aber es wird so nicht umsetzbar sein. Denn der Hyperloop kann nicht auf die bestehende Infrastruktur aufgesetzt werden. Ähnlich wie der Transrapid benötigt er eigene Trassen und Bahnhöfe. Schon beim Bau der Trasse kann man sich vorstellen, welche Probleme auftreten werden. Bisher haben Gegner diverser Technologien immer noch einen seltenen Vogel finden können, dessen Brutplatz genau in der geplanten Trasse liegt.

Hinzu kommt, dass man die Start- und Zielbahnhöfe kaum in die Innenstadt bekommen wird. Setzt man auf eine überirdische Lösung, fehlt der Platz, sowohl für eine Trasse quer durch die Stadt als auch für den Bahnhof. Verlegt man die Trasse unter die Erde, explodieren die Baukosten und die Rentabilität stimmt nicht mehr. Die Baukosten für einen Tunnel dürften im Bereich der einer U-Bahn liegen. Und hier kostet ein Kilometer rund 100 Millionen Euro. Allein das Planfeststellungsverfahren dürfte sich zudem über Jahre hinziehen.

Legt man die Bahnhöfe außerhalb der Stadt, verpufft der Zeitvorteil, den der Hyperloop eigentlich bringen soll. Während man mit dem Zug von Innenstadt zu Innenstadt fahren kann, muss man beim Hyperloop wie bei einem Flughafen noch eine weite Strecke mit dem Taxi oder langsamen S-Bahnen zurücklegen. Sollte das Ticket für einen Hyperloop preislich nicht unter jenem für einen Zug oder eine Flugverbindung liegen, wird sich das Projekt nicht rechnen.

Auch eine Verbindung zwischen Berlin und Madrid oder Rom ist eher fragwürdig. In beiden Fällen stehen riesige Gebirgszüge im Weg und die Frage ist auch, ob man eine solche Trasse quer durch Europa fräsen kann, ohne das es zu langen Bauverzögerungen durch klagende Anwohnern kommen wird.

Sinn macht der Hyperloop wirklich nur auf langen Strecken und wenn die Verbindung durch größtenteils unbewohntes Gebiet führt. So kann man sich durchaus eine Verbindung zwischen Warschau und Moskau, Moskau und Peking oder Sydney und Melbourne vorstellen. Auch in den USA oder Kanada werden sich Strecken finden lassen, für die der Hyperloop perfekt ist. Vor allem in Schwellenländern, die bisher nur über eine schwache Infrastruktur von Bahnen und Flügen verfügen, werden wachsende Metropolen einen stark ansteigenden Bedarf an hyperschneller Mobilität haben.

In diesen Ländern wird sich der Hyperlopp schnell rentieren. Die Bau- und Arbeitskosten sind geringer, als in Europa, die Umweltvorschriften weniger kompliziert. Wenn die Gesamtkosten für den Bau und Betrieb geringer sind, schlägt sich das auf die Marge bei den Ticketpreisen positiv nieder. Aber das sind leider alles Dinge, die es dem Hyperloop in Europa schwer machen werden.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: HTT