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DB-Vorstand Berthold Huber und Ioki-Managing-Director Michael Barillère-Scholz präsentieren die neue Marke Ioki

Die Deutsche Bahn hat sich große Mühe gegeben: Die Malzfabrik, ein früherer Industriekomplex in Berlin-Schöneberg, soll Startup-Esprit versprühen. Hierhin hat der Konzern geladen, um etwas „Revolutionäres“ vorzustellen.

Nämlich: Ioki. So heißt die neue Marke des DB-Konzerns. Der Kunstname steht für Input, Output und Künstliche Intelligenz, erklärt DB-Vorstand Huber bei der Eröffnung der Pressekonferenz am Mittwoch. Mit dem neuen Konzept drängt die Deutsche Bahn auf die Straße – denn die Schiene ist ihr nicht genug.

Herzstück der neuen Marke ist ein autonomer Shuttle-Dienst. In den kommenden Jahren will der Konzern nach eigenen Angaben mehrere Millionen Euro in das Projekt investieren. Per Smartphone-App sollen Reisende einen fahrerlosen Elektrobus direkt vor die Haustür bestellen und sich damit jederzeit zum nächsten Bahnhof fahren lassen. Wer das Fahrzeug künftig bauen soll, steht noch nicht fest.

Bis es soweit ist, wird es noch einige Zeit dauern. Zunächst einmal plant die Bahn zwei Pilotprojekte: eine autonome Buslinie in Niederbayern und einen Ridesharing-Service in Hamburg. Später soll auch in der Hansestadt ein autonomer Bus fahren.

Der nach eigenen Angaben erste selbstfahrende Kleinbus soll noch im Oktober starten. Im bayerischen Bad Birnbach hat die DB dafür eine Sondergenehmigung erhalten. Die Strecke, für das Fahrzeug ist allerdings überschaubar: Gut 600 Meter wird der Bus zunächst autonom fahren, heißt es bei Ioki auf Nachfrage von NGIN Mobility. Zur Sicherheit sei noch ein Fahrer mit ein Bord.

Ein weiteres Testfeld der DB soll in Hamburg entstehen. Dort will Ioki in Zusammenarbeit mit den dortigen Verkehrsbetrieben wenige Wochen später einen Ridesharing-Dienst testen: Reisende können per App einen Kleinbus anfordern, der sie vor Ort abholt und bis an ihr Ziel bringt. Weil sich mehrere Personen ein Fahrzeug teilen, soll der Service deutlich günstiger sein als ein Taxi. Was das Angebot genau kosten wird, will die DB noch nicht verraten.

Auch Startups tüfteln an intelligenten Shuttle-Services

Langfristig strebe die neue Bahn-Marke eine Zusammenarbeit mit anderen Anbietern und mit Automobilkonzernen an. Man habe Ioki bewusst als „offenes System“ gebaut, sagt deren Managing Director Miachel Barillère-Scholz. Schließlich wolle man den Nutzern einen „App-Zoo“ mit zahllosen Mobilitätsangeboten ersparen.

Neben dem autonomen Shuttle zieht in der Malzfabrik noch ein anderes Fahrzeug die Blicke auf sich: ein elektrisch betriebenes Tuk-tuk, ähnlich einer Elektro-Rikscha. Auf Nachfrage erzählt Barièllere-Scholz: Zunächst solle das E-Dreirad auf dem Werksgeländer der Deutschen Bahn im Frankfurt Personal kutschieren. Doch auch im öffentlichen Verkehr könne er sich das Gefährt gut vorstellen.

Auch die Volkswagen-Marke Moia hatte im September angekündigt, im nächsten Jahr einen vergleichbaren Dienst auf Hamburgs Straßen zu bringen. Ebenfalls in der Hansestadt aktiv ist Clevershuttle. In das Startup hat die Deutsche Bahn zwar investiert, beteiligt sich aber nicht an der Entwicklung. Clevershuttle bietet seit Kurzem einen Ridesharing-Dienst mit Elektroautos an. Dafür nutzt das Startup einen selbstlernenden Algorithmus, der die kürzeste Reise-Strecke berechnen soll. Solch ein System will die Deutsche Bahn künftig auch in ihre Dienste integrieren.

Doch das Berliner Mobility-Startup Door2Door ist dem Konzern bereits voraus. Vor Kurzem hat das Unternehmen seinen ersten Shuttle im bayerischen Freyung auf der Straße geschickt, bald soll das Angebot in Duisburg starten.

Bild: Jana Kugoth