Über Plattformen wie FromAtoB.de oder Waymate können Bahntickets gebucht werden, ohne die Seiten der Deutschen Bahn selbst zu benutzen. Von solchen Startups sieht sich die Bahn bedroht. Das gibt der Konzernchef Rüdiger Grube im Interview mit der Wirtschaftswoche zu. „Meine größte Befürchtung ist, dass sich zwischen den Kunden und uns als Bahn eine digitale Plattform zwischenschaltet, die mit uns gar nichts zu tun hat und die den Buchungsprozess für unsere Kunden managt. Uns bliebe, salopp gesagt, noch die Rolle des Lohnkutschers“, so Grube.

Deshalb will die Deutsche Bahn jetzt stärker in Startups investieren. „Wir werden künftig einen Fonds für Investitionen in Startups zur Verfügung stellen, allein um administrative Hürden eines großen Unternehmens zu umgehen“, sagt der Konzernchef gegenüber der Wirtschaftswoche zu dem Vorhaben. Über die Höhe der Mittel werde noch diskutiert.

Erst im September hatte die Bahn ihr neues Mobilitätskonzept vorgestellt, bei dem viel Geld in digitale Projekte fließen soll. Dazu gehört die eigene App, der „DB Navigator“. Sie soll Kunden umfassenden Service bieten: In der App ist zum Beispiel die elektronische BahnCard verfügbar, es gibt Orientierungshilfen für Züge und Bahnhöfe. Laut Grube teste man derzeit außerdem in München und Leipzig den Dienst Clever Shuttle: „Für die letzte Meile bringen wir Kunden mit Elektrofahrzeugen nach Hause“, sagt er gegenüber der Wirtschaftswoche. Die Autos können über die App am Zielbahnhof reserviert werden.

Die App reicht Grube allerdings nicht, zu groß scheint der Druck innovativer Startups. Deshalb will die Bahn nun ihre „digitale Kompetenzen ausbauen“, eigene Plattformen entwickeln und in Startups investieren, die den Buchungsprozess für die Kunden angenehmer gestalten sollen. Nicht nur für den Ticket-Verkauf setzt das Unternehmen auf Startups. Auch einen eigenen Accelerator betreibt die Bahn seit einem Jahr. Dadurch erhofft sich der Konzern dringend notwendige neue Ideen.

Nach dem ersten Batch des Accelerators hatte die Bahn angekündigt, mit zwei der Startups weiterhin kooperieren zu wollen. Konux und Senvisys versuchen mittels Sensoren ein Frühwarnsystem für Schäden oder Gegenstände auf dem Schienensystem zu entwickeln. Die Startups in der aktuell ausgeschriebenen, dritten Runde sollen sich Lösungen rund um den smarten Bahnhof widmen.

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