Über mangelnde Unterstützung kann sich die Autoindustrie in Deutschland nicht beklagen. Das ist auch in gewisser Hinsicht gut so, denn sie ist ein integraler Bestandteil der deutschen Wirtschaft und sichert viele Arbeitsplätze. Doch die enormen Umwälzungen im Bereich der Mobilität werden nicht allein von der existierenden Industrie umgesetzt werden können. Wenn man nicht den Anschluss an die Weltspitze aus China und den USA verlieren möchte, muss man einen Schritt weiter gehen. Das bedeutet, dass mehr Geld von staatlichen Inkubatoren an Startups gehen muss.

Ein Schritt in diese Richtung hat die EU mit der EIT Digital Challenge unternommen. Die Mitte Oktober abgeschlossene Pitch-Runde bedachte die Sieger immerhin mit 50.000 Euro und einer Teilnahme am EIT Digital Acclerator Programm. Zu den Gewinnern gehörten auch die deutschen Startups Cargonexx, Understand.ai und Toposens. Drei Unternehmen, die alle Lösungen anbieten, die weltweit skalierbar sind.

Die Anzahl an innovativer Startups, die sich mit Mobility befassen, ist nicht klein. Allein auf der Anfang November stattfindenden NGIN Mobility Conference finden sich weitere Startups, die mit ihren Ideen die Mobilität der Zukunft transformieren können. Und dies nicht nur in Berlin oder Deutschland. Egal ob Hardware oder Software – an Ideen, wie man Städte smarter macht oder wie man den ÖPNV intelligenter einsetzt, mangelt es nicht.

Aber es mangelt an Geld. Das Startups chronisch unter Geldmangel leiden, ist bekannt. Selbst kleine Finanzierungen im einstelligen Millionenbereich sind hierzulande für Startups im Bereich der Mobilität und Smart Cities eher eine Seltenheit. Und das in einem Sektor, der wie kein anderer einem Wandel unterliegt, der weltweit zu spüren sein wird. Denn jede Metropole der Welt steht vor den gleichen Herausforderungen, jede Großstadt sucht händeringend nach Lösungen, um den Verkehrsinfarkt zu vermeiden.

Das bedeutet für hier ansässige Startups, dass sie die potentielle Chance haben, zu skalieren. Genauso, wie die Bundesregierung die klassische Autoindustrie im internationalen Wettkampf unterstützt, genauso muss sie auch die neuen digitalen Angebote kleinerer Startups unterstützen. Es ist unbegreiflich, dass es seitens der Bundesregierung bisher noch nicht mal einen Vorstoss in diese Richtung gegeben hat. Stattdessen fließen die Milliarden weiter in die Autoindustrie.

Dabei wäre es nur ein logischer Schritt, wenn es nach der Umweltprämie für die Autoindustrie einen Topf in ähnlicher Höhe geben würde, der digitale Mobilitätsideen aus Deutschland unterstützt. Denn das nächste „Daimler“ oder „VW“ ist schon auf dem Weg. Die Frage ist, ob ein solches Unternehmen aus Deutschland kommt.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Getty Images / Paper Boat Creative