Volkswagen eUp!
Volkswagens kleinstes Elektroauto: der eUp! kostet in der Grundausstattung knapp 23.000 Euro. 

VW-Aufsichtsrat Hans Dieter Pötsch glaubt nicht, dass E-Autos günstiger werden. Im Gegenteil. Öffentlich verbreitet er die Aussage, dass sich bei den steigenden Preisen vielleicht in Zukunft nicht mehr jeder ein Auto wird leisten können. Die Aussage ist an sich ist schon ein starkes Stück. Zum einen kann auch der VW-Aufsichtsrat nicht absehen, wie sich die Preise für bestimmte Baugruppen und gebrauchte E-Autos entwickeln werden, zum anderen ist es auch heute schon so, dass sich einige Menschen keinen eigenen Wagen erlauben können. Und dann ist da noch die Frage, wie viel Auto es tatsächlich sein muss.

Teuer sind im Moment vor allem die Akkus. Eine Kilowattstunde (kWh) kostet ungefähr 180 Euro, was bedeutet, dass ein 60-kWh-Akku bei 10.000 Euro liegt. Das ist deutlich mehr, als man für einen vergleichbaren Vierzylinder-Motor mit komplexer Abgasreinigung bezahlt (zwischen circa 3.500 und 6.000 Euro je nach Hersteller). Bisher ging man davon aus, dass die Akkupreise sinken werden, da sie auch in höheren Stückzahlen gefertigt werden. Prognostiziert war ein kWh-Preis von 100 bis 110 Euro bis 2020. Würde dieser Preis erreicht, wären die E-Antriebe samt Akku kaum mehr teuerer als ein herkömmlicher Motor. 

VW-Aufsichtsrat Hans Dieter Pötsch
VW-Aufsichtsrat Hans Dieter Pötsch

Es ist aber nicht sicher, ob die Preise so weit fallen. Der Grund hierfür ist die Nachfrage an Batteriezellen, die sehr hoch ist. Die Hersteller haben schon angefangen, sich für die nächsten Jahre einzudecken. Dies allerdings zu heutigen Preisen, was bedeutet, dass die Akkupreise für Kunden nicht sinken können. Dass es soweit kommen musste, ist auch ein Versäumnis der Industrie (Hersteller und Zulieferer), die es nicht geschafft haben,  eine eigene Batteriezellenproduktion in Europa auf die Beine zu stellen. Die hohen Akkupreise kosten die Hersteller jetzt mehr, als der Bau einer eigenen Produktion.

Soweit, so nachvollziehbar. Allerdings ist das auch nur die halbe Wahrheit. Dass man ein neues E-Auto für einen Preis von rund 15.000 Euro in Deutschland produzieren kann, beweist der e.go. Für 16.900 Euro bekommt man einen kleinen Stadtflitzer mit immerhin 180 Kilometer Reichweite. Wer es noch kleiner haben will, kann auf den Microlino zurückgreifen. Der Isetta-Nachbau hat bis zu 200 Kilometer Reichweite und kostet ab 10.000 Euro. Allerdings sind weder e.go noch Microlino heute schon erhältlich.

Die nächste Frage wird sein, ob man überhaupt noch ein Auto benötigt. Das gilt vor allem für Bewohner von Metropolen. Die Kosten für ein eigenes Fahrzeug liegen für einen Wagen der unteren Mittelklasse im Schnitt (Leasing, Inspektionen, Werkstatt, Tanken, Wertverlust usw.) bei rund 250 bis 300 Euro pro Monat. Dafür bekommt man auch eine Monatskarte und kann sehr viel Carsharing betrieben oder Taxi fahren. Für Menschen, die viel auf der Langstrecke unterwegs sind und deren monatliche Kosten für ein Fahrzeug noch höher sind, lohnt sich die Anschaffung einer BahnCard 100.

Die Panik, die VW gerade schürt, ist also nicht gerechtfertigt. In die eh schon bis zur Hysterie aufgeblähte Diskussion um Fahrverbote und Tempolimits schadet VW mit seinen Aussagen der E-Mobilität, weil sie als Verursacher angeprangert wird. Dabei waren es die Hersteller, die viel zu lang nicht reagiert haben und der Konkurrenz das Feld überlassen hat. Es zeigt auch, dass selbst in den obersten Konzernspitzen noch ein „Weiter so…“-Denken herrscht. Damit schadet Volkswagen am Ende aber vor allem dem eigenen Konzern. Wenn VW nicht In der Lage ist, günstige E-Autos anzubieten, wird dies sicher von einem Konkurrenten gerne übernommen werden.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: VW AG