Wenn man Glück hat, scheint wenigstens die Sonne, während man auf den verspäteten Zug wartet.

Züge, die ausfallen, Verspätungen ohne Ende, und das WLAN geht auch mal wieder nicht. Die Liste der Probleme bei der Deutschen Bahn ist lang. Da der Bund die Bahn und ihre Infrastruktur jahrzehntelang stiefmütterlich behandelt hat, liegt sie am Boden. Egal, ob Twitter oder Facebook, auf allen sozialen Netzwerken finden sich genervte Kunden, die sich fragen, warum sie für ein Zugticket mehr bezahlen sollen als für einen Flug. Um am Ende dann auch noch einen schlechteren Service zu bekommen.

Milliarden vom Bund

Immerhin steckt die Bundesregierung, die die Bahn in den letzten Jahrzehnten als eine Art Resterampe der Mobilität verstanden hat, in den nächsten zehn Jahren eine zweistellige Milliardensumme in das Schienennetz. Die vielen Baustellen werden zwar nicht dafür sorgen, dass der Verkehr reibungsloser ablaufen wird, aber ein Ende der Misere ist abzusehen.

Es gibt allerdings einige hausgemachte Probleme, die Menschen davon abhalten, den Zug zu nutzen. Das fängt schon bei den Bahnhöfen an. Oftmals sind das keine Orte, an denen sich Passagiere gerne lange aufhalten. Die lange Wartezeit auf den verspäteten Zug kann vor allem für ältere Menschen anstrengend sein, weil es kaum Sitzgelegenheiten gibt. Im Winter fehlen beheizte Warteräume. Ein bisschen besser ergeht es Menschen, die sich ein Ticket für die erste Klasse leisten können. Für die gibt es an einigen Bahnhöfen wenigstens einen separaten Raum, der aber meist den Charme eines Wartezimmers im Krankenhaus hat. Die Bahn tut so, als würden die Bahnhöfe nicht zum Service gehören, was auch oft stimmt. Man stelle sich derartige Zustände an einem Flughafen vor.

Denn die sogenannten Empfangsgebäude, also der Teil, in dem sich Reisende für fünf Euro ein Brötchen kaufen können, gehören teilweise nicht mehr dem Bahnkonzern, sondern unterschiedlichen ausländischen Immobilienfonds. Das betrifft vor allem Bahnhöfe in kleineren Städten, die das Mobilitätsunternehmen als nicht wirtschaftlich betrachtet. In einer kleinen Anfrage der SPD wird deutlich, dass die Investitionen in die Gebäude spärlich sind. Eine Besserung, vor allem an kleineren Bahnhöfen, ist also nicht in Sicht.

Verwirrendes Tarifsystem

Und dann ist da das Problem mit den Ticketpreisen. Das verwirrende Tarifsystem, das wirklich niemand versteht, ist eine Sache. Aber wenn Kunden schon dreistellige Beträge für eine Bahnreise nach München zahlen, dann sollte es doch einen vernünftigen Service geben. Stattdessen müssen sich Passagiere mit schmutzigen Bahnhöfen zufrieden geben, stehen in der Kälte und warten auf den Zug. 

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Ab Dezember gilt das auch für einige Kunden mit einem Ticket für die erste Klasse. Denn die Bahn sperrt den Lounge-Zugang für Kunden, die ein Sparpreis-Ticket erworben haben. Und das, obwohl das Portal diesen Tarif jedes Mal beim Kauf eines Tickets anpreist.

Mindset des Monopols

Offenbar steckt die Bahn gedanklich noch immer in den 80er-Jahren – als Unternehmen Kunden behandeln konnten, wie sie wollten, weil sie eh ein Monopol in Deutschland hatten. Mit dieser Einstellung bekommt der Konzern die Kunden aber nicht aus dem Flugzeug und auf die Schiene. Und warum sollen Reisende trotz der vielen Staus auf das Auto verzichten und hunderte Euro für ein Zugticket zahlen, um in der Kälte am Bahnhof zu stehen?

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Getty Images / Thomas Lohnes / Freier Fotograf