Robin Stegemann und Lasse Schmitt haben 2018 Driveddy gegründet und wollen nun Online-Theorie für Fahrschulen anbieten.

Die Lage ist ernst. Seit Mitte März haben keine Fahrstunde und keine Theorie-Sitzung mehr stattgefunden. Bedeutet: null Einnahmen für Fahrschulen. In Thüringen steht jede zweite Schule vor dem Aus, in Bayern sieht es nicht besser aus. Erst seit diesem Montag können Schulen unter strengen Auflagen ihr Geschäft wieder aufnehmen. Gleichzeitig startet das Berliner Startup Driveddy seinen Online-Theorieunterricht für Fahrschüler. Was in Anbetracht der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln wie eine Corona-taugliche Lösung klingt, trifft auf politischer Ebene noch immer auf viele Widerstände.

Das Startup ist bereits seit 2018 aktiv und hat bislang 1,5 Millionen Euro Funding von einem Business Angel eingesammelt. Angefangen hat alles mit einer Vermittlung von Schülern und Fahrlehrern. Als Driveddy versuchte, zusammen mit etablierten Verlagen und den Ländern den Theorie-Unterricht auf ein Online-Angebot umzustellen, blieb das Startup ungehört. Denn bislang entscheiden die Länder darüber, welche Materialen von welchen Verlagen verwendet werden dürfen. Während in Frankreich bereits per App gebüffelt werden kann, lässt man hierzulande noch überwiegend gedruckte Hefte und manchmal sogar noch CDs anschaffen.

Fahrschulunterricht per Livestream

Der Unterricht wird bei Driveddy per Video-Livestream unter Betreuung eines erfahrenen Fahrlehrers abgehalten. Das junge Unternehmen arbeitet hierzu mit Fahrschulen zusammen. Die über das Online-Angebot von Driveddy absolvierten Online-Theoriestunden lassen sich derzeit jedoch noch nicht für die Prüfung anrechnen: Online-Theorieunterricht ist für Fahrschüler deutschlandweit unzulässig. Bislang hat das Startup nach eigenen Angaben trotz mehrfacher Gesuche keine Genehmigung erteilt bekommen. Mit einer Online-Petition soll der Missstand publik gemacht werden. „Die Verlage, die bislang die Materialien stellen, sperren sich gegen die Online-Lösung aus rein monetären Gründen“, mutmaßt Driveddy-Gründer Robin Stegemann.

Das Bundesministerium für Verkehr (BMVI ) äußert sich auf Nachfrage von Gründerszene bezüglich anstehender Digitalisierungsmaßnahmen für Fahrschulen nur bedeckt und verweist auf die Verantwortung der Länder. „In welcher Form und in welchem Umfang zukünftig rechtlich verbindlich geregelt online durchgeführter theoretischer Unterricht in den Fahrschulen möglich sein wird, wird vom Ergebnis einer laufenden wissenschaftlichen, von der Bundesanstalt für Straßenwesen beauftragten Untersuchung abhängen“, heißt es in einer Stellungnahme vom BMVI.

„Seit Corona liegt der Fahrschulmarkt am Boden“, sagt Stegemann gegenüber Gründerszene. Deutschlandweit gibt es rund 11.500 Fahrschulen, die wegen der Pandemie derzeit geschlossen sind. Ein weiteres Problem: Es mangelt an Fahrlehrern. Laut Stegemann hängt das mit der Abschaffung der Wehrpflicht zusammen. Viele Fahrlehrinnen und -lehrer hätten damals über den Dienst ihre Ausbildung gemacht. Der Driveddy-Gründer möchte nun für Aufschwung sorgen: „Wir wollen 1.000 Fahrlehrer ausbilden. Wir können jetzt Corona-bedingte Arbeitslose auffangen und zu dringend benötigten Fachkräften ausbilden.“ Dazu benötige man jedoch Ausbildungszuschüsse vom Staat, fordert Stegemann. 

Umsatz macht Driveddy mit den Partnerfahrschulen, die dem Startup einen kleinen prozentualen Anteil pro Fahrt oder Theorie-Stunde zahlen. Dabei wird pro Minute abgerechnet, ähnlich wie bei dem Fahrdienstleister Uber. So sollen die Fahrschulen Kosten einsparen können, wenn sie den Dienst nicht nutzen, verspricht der Gründer.

Bild: Driveddy