Verspricht gerne viel. Bis er liefert, kann es aber schon mal dauern: Elon Musk, Gründer von Tesla, SpaceX, The Boring Company, Paypal.

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern… Das mag sich wohl Elon Musk gedacht haben, als er nun ankündigte, bis zu 2,3 Milliarden Dollar durch die Ausgabe neuer Aktien aufnehmen zu wollen. Und das zwei Wochen, nachdem er sagte, Wortzitat: „it doesn’t make sense to raise money“ – es ergebe überhaupt keinen Sinn, jetzt Geld aufzunehmen.

Was Musk beim Analystencall Ende Januar eigentlich sagen wollte: Tesla steht im Moment gut da. Es laufen mehr Elektroautos von den Förderbändern als erwartet, die Firma hat in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen Gewinn gemacht, und es fließt mehr Geld rein als raus: Im zweiten Halbjahr 2019 waren es immerhin fast eineinhalb Milliarden Dollar.

Die Nachrichten über den kalifornischen Autobauer in den letzten Monaten waren so gut, dass immer mehr Skeptiker von ihrer Negativhaltung abrücken. Und das macht sich auch im Börsenkurs deutlich: Der liegt derzeit zwar nicht mehr auf dem absoluten Höchststand, aber in den letzten sechs Monaten hat er sich fast verdreifacht. Das bedeutet, wenn das Unternehmen jetzt Kapital aufnimmt, verwässern die bisherigen Geldgeber um gerade einmal gut eineinhalb Prozent – vor einem halben Jahr wären es noch fast sechs Prozent gewesen.

Viele, viele Versprechen

Will heißen: Auch wenn Tesla vielleicht gerade kein Geld braucht, ist jetzt eine gute Gelegenheit, welches aufzunehmen. Man möchte fast sagen, es ist vernünftig, das zu tun (ein Wort, das nicht oft mit Elon Musk in Verbindung gebracht wird).

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Denn für Tesla sind die Milliarden vor allem für das Risikomanagement wichtig. Musk-Projekte sind immer eine Wette auf die Zukunft. Der Tech-Vordenker verspricht gerne viel – aber dann dauert es auch mitunter ein ganzes Weilchen, bis er liefern kann. Tesla hat Autos verkauft, für die es noch gar keine fertigen Fabriken gab. Die Kunden haben die langen Wartezeiten hingenommen, weil sie Hardcore-Fans sind und unbedingt das Tech-Statussymbol in der Garage haben wollen.

Eines der aktuellen Versprechen ist zum Beispiel ein „fertiger“ Autopilot. Damit will – und könnte – Tesla gegenüber der Konkurrenz punkten. Nur: Den gibt es noch gar nicht. Und weil die Kunden irgendwann nicht mehr Willens sein werden, Musk weiterhin blind zu vertrauen, muss Tesla bald liefern. Das kostet viel Geld und vielleicht mehr, als die Firma derzeit auf der hohen Kante hat. Hinzu kommt, dass der kantige Cybertruck und der vollelektrische LKW nun angekündigt sind. Auch hier muss Tesla die vollmundigen Versprechen irgendwann wahr machen und die Maschinen auch wirklich herstellen.

Musk und Tesla spielen auch weiterhin auf Risiko. Das würde man auch anders kaum erwarten. Sich ein kleines Fangnetz von gut zwei Milliarden Dollar aufzuspannen, ist deshalb ein geschickter Schachzug. Auch wenn es dem bisherigen Credo Musks zu widersprechen scheint – immerhin hatte der Tesla-Chef vor eineinhalb Jahren sogar angekündigt, sein Unternehmen von der Börse zu nehmen. Aber das ist nun wohl Geschwätz von vorgestern.

Bild: STR / Gettyimages