Friedemann Brockmeyer hält die Keynote bei der NGIN Mobility Conference am Mittwoch und Donnerstag in Berlin.
Civity-Chef Friedemann Brockmeyer auf der NGIN Mobility Conference am Mittwoch in Berlin.

Die Mobilitätswende ist ins Stocken geraten. „Wo bleibt die Disruption?“ fragte Friedemann Brockmeyer, Principal der Strategieberatung Civity, auf der von Gründerszene veranstalteten NGIN Mobility Conference. „Es scheint nicht die notwendige Geschwindigkeit zu geben“, glaubt der Experte. Der Grund dafür: Der Modalsplit, also die Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel, ändere sich nicht deutlich genug. 

Kein Last-Mile-Problem in Berlin

„Ein Großteil der Bevölkerung legt die immer gleichen Wege zurück“, sagte er im Rahmen seiner Auftaktsrede. Er sehe aber auch, dass sich im Verkehrssektor etwas verändere: „Das Fahrrad ist der größte Gamechanger in der Mobilität.“ Zwar erleben Sharing-Dienste wie Circ oder Coup auch einen Hype, seien aber weniger relevant als Fahrräder. E-Scooter bezeichnete der Stratege als das interessanteste Transportmittel unter den neuen Produkten. Allerdings sagte Brockmeyer auch: „Ich habe in Berlin kein First- oder Last-Mile-Problem. Das sieht in den USA ganz anders aus.“

Überhaupt dürfte die Mobilitätswende in den stark wachsenden Welt-Metropolen zu einem größeren Problem werden als in deutschen Städten wie Berlin, Hamburg und München, findet er. Denn zum Beispiel in den amerikanischen Großstädten reiche die vorhandene Verkehrsinfrastruktur nicht aus, um den vielen Millionen von Bewohnern eine nachhaltige Mobilität zu ermöglichen. 

Vom kostenfreien öffentlichen Nahverkehr hält der Strategieberater übrigens wenig: „Das hat noch nirgendwo funktioniert.“ Man könne weder die dafür erforderlichen Busse liefern noch die erforderlichen Fahrer bereitstellen. Gratis-ÖPNV sei Tarifpopulismus.

Außerdem merkt er an: Bis heute gebe es keine nachhaltig profitablen digitalen Geschäftsmodelle. Viele deutsche Startups seien als „Uber-Challenger“ gestartet – und als ÖPNV-Dienstleister gelandet. 

Bild: Dominik Tryba / Gründerszene