Ufo-Alarm in Los Angeles: Helles Licht und seltsame Rauchwolken erleuchteten kürzlich den Himmel über Los Angeles. In den sozialen Netzen wurde heiß diskutiert, wer hinter dem unbekannten Flugobjekt über Kalifornien stecken könnte.

Der Multiunternehmer Elon Musk konnte darüber nur lächeln. Er heizte scherzhaft per Twitter die Spekulationen noch mit dem makabren Scherz an, es handele sich womöglich um ein „nukleares außerirdisches Ufo aus Nordkorea“. Wenig später erklärte Musk die Himmelserscheinung dann mit dem Start einer Rakete seiner Raumfahrtfirma SpaceX. Also kein Grund, sich aufzuregen, lautete die Botschaft. Außerdem stünde ein gewaltiges Himmelsspektakel erst noch bevor. Musk versprach, mit dem ersten Start seiner Falcon-Heavy-Rakete alles bisher Gesehene in den Schatten zu stellen.

Tatsächlich wird die nun für Januar geplante Premiere der Falcon Heavy ein in der Raumfahrtgeschichte einmaliges Ereignis der Superlative. Und das in mehrfacher Hinsicht: Mit Blick auf die Technik der Rakete, die geplante Rückkehr von drei Raketenstufen zur Erde sowie der Nutzlast – einem roten Tesla-Sportwagen, der durch den Weltraum in Richtung Mars fliegen soll.

Es kann viel schiefgehen

Weil Musk schon im Vorfeld des Starts mehrfach davon gesprochen hat, dass beim Erstflug der Falcon Heavy „sehr viel schiefgehen kann“, bewegen sich die Premienerwartungen zwischen zwei Extremen: Im besten Fall klappt der Start der dann weltweit schubstärksten Rakete. Die Mission würde zum Doppelhöhepunkt für die Musk-Unternehmen SpaceX, für die Raumfahrt und Tesla als Elektroautofirma mit einer Werbeaktion für den Roadster.

Im schlechtesten Fall scheitert der Start von der historischen Startplattform im Kennedy Space Center in Florida – von der bereits die Saturn-Rakete zur ersten Mondlandung abhob. Kommt es zur Explosion, wäre es einer der größten Unfälle auf dem Nasa-Weltraumbahnhof.

Sportwagen auf Mars-Mission

Zu den Besonderheiten der Rakete gehört, dass die erste Antriebsstufe wiederverwendet werden kann. Das soll Kosten sparen. Die Falcon Heavy ist also keine Wegwerfrakete, deren erste Stufe ausgebrannt irgendwo im Meer versinkt oder wie bei den Russen in einer Steppe aufschlägt. Vereinfacht dargestellt sind bei der Falcon Heavy beim Start drei Antriebsstufen des aktuellen Modells Falcon 9 gebündelt.

Zwei davon, genutzt als seitliche Booster, sollen nach dem Verbrauch ihres Treibstoffs auf ihrer Flugbahn im Weltraum umkehren. Sie sollen zurück zum Startplatz in Florida fliegen und dort auf Landebeinen senkrecht nahezu parallel wieder aufsetzen. Erwartet werden spektakuläre Live-Bilder aus den Raketenstufen.

Die zentrale erste Stufe soll auf einer schwimmenden Plattform im Atlantik ebenfalls sanft landen – während die Oberstufe weiter in den Weltraum fliegt und den roten Sportwagen in Flugrichtung Mars abliefert.

Rakete startet mit 27 Triebwerken

Die technische Glanzleistung mit dem Rückflug von Raketenstufen aus dem All auf Landeplätze an Land oder auf Meeresplattformen wurde von SpaceX bereits 19 Mal erfolgreich demonstriert. Aber noch nie wurde das Manöver im Dreierpack versucht.

Zu den Besonderheiten der Rakete gehört auch die unglaubliche Zahl von drei mal neun, also 27 Triebwerken, die beim Start nahezu gleichzeitig gezündet werden. Keine US-Rakete hatte jemals mehr Triebwerke. Die Zündung der Triebwerke im Abstand von Millisekunden gilt als eine der großen technischen Herausforderungen.

Elon Musk hat bereits im Vorfeld erklärt, dass beim Start alles Mögliche schiefgehen kann. „Es ist durchaus möglich, dass sie es nicht bis zum Orbit schaffen wird. Aber ich hoffe, dass die Rakete hoch genug von der Startrampe abhebt, um sie nicht zu beschädigen.“

Die 70 Meter hohe Rakete habe einen Maximalschub von 5,1 Millionen Pfund oder 2300 Tonnen. Der Schub sei vergleichbar mit der Kraft von 18 Boeing Jumbojets, erläutert Musk. Die Falcon Heavy könne bis zu 63 Tonnen in eine niedrige Erdumlaufbahn befördern – oder mit knapp 17 Tonnen bis zum Mars fliegen. Nur die 1973 ausrangierte Saturn-V-Mondrakete habe größere Gewichte ins Weltall transportiert.

Soll mit der Falcon-Heavy-Rakete in Richtung Mars abheben: ein Tesla Roadster.

Riesenwerbeaktion für Tesla

Mehr Triebwerke als die Falcon Heavy hatte nur die gigantische sowjetische Mondrakete N-1 Herkules, mit der Moskau eigentlich den Wettlauf zum Mond gegen die USA gewinnen wollte. Die Entwicklung der Rakete mit 30 Triebwerken endete aber dramatisch. Bei vier Starts zwischen Februar 1969 und November 1972 gab es vier Fehlschläge. Die Explosion einer N-1 im Juli 1969 kurz nach dem Start gehört zu den größten Raumfahrtunfällen in der Geschichte der Raumfahrt. Der Startplatz in Baikonur in Kasachstan wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Ein solches Desaster will Elon Musk mit seiner Falcon Heavy auf jeden Fall auf dem Nasa-Weltraumbahnhof vermeiden. Noch ist das genaue Startdatum im Januar nicht bekannt, aber die Sicherheitsvorkehrungen werden gewaltig sein. In Expertenkreisen wird es als cleverer Schachzug gewertet, in die Raketenspitze keine kommerzielle Nutzlast zu packen. Stattdessen wird die Marsmission mit Tesla an Bord zur Riesenwerbeaktion für den Elektroautobauer.

Zu oft hat es bei Raketenpremieren Fehlschläge gegeben. Beispielsweise zerbrach Europas Ariane-5-Rakete beim Erstflug 1996 in der Luft und wurde gesprengt.

Kritiker verweisen darauf, dass die Falcon Heavy bereits 2013 starten sollte, also etwa fünf Jahre hinter dem Zeitplan liegt. Musk hatte im Gegenzug darauf verwiesen, dass die technischen Herausforderungen größer als zunächst erwartet waren und Entwicklerkapazitäten auch für seine aktuelle Rakete Falcon 9 gebraucht wurden.

Es gibt Raketenreservierungen aus Saudi-Arabien

Die Startkosten für eine Falcon Heavy beziffert SpaceX auf rund 90 Millionen Dollar – für einen Satelliten auf einer geostationären Umlaufbahn. Wie bei SpaceX und anderen Raketenanbietern üblich, gibt es ohnehin keine volle Preistransparenz. Je nach Missionsprofil sollen auch nicht alle drei ersten Startstufen der Rakete wiederverwendet werden.

Beim Premierenstart wird zwar noch kein zahlender Kunde die Rakete nutzen, aber es gibt bereits Reservierungen. So hat Saudi-Arabien eine Mission mit einem Telekommunikationssatelliten vorgemerkt. Zu den Kunden gehört auch das Pentagon zur Erprobung neuer Weltraumtechnik.

Klappt alles nach Plan, soll die von SpaceX entwickelte Raumkapsel Dragon 2 mit zwei Weltraumtouristen bereits Ende 2018 zu einem Flug um den Mond abheben – an der Spitze einer Falcon Heavy. Noch hat Elon Musk nicht verkündet, wer mit seiner Superrakete starten soll. Es wäre ohnehin ein unglaublich ambitionierter Zeitplan zwischen dem Premierenflug, bei dem ein Auto zum Mars geschickt wird und einer bemannten Mondumkreisung.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de

Bild: SpaceX/CC BY-NC-ND 2.0