André Schwämmlein (r.) hat Flixbus zusammen mit Daniel Krauss und Jochen Engert (v.l.) gegründet.

Dass Flixbus-Gründer André Schwämmlein und die Deutsche Bahn (DB) nicht die besten Freunde sind, war bekannt. Erst im Sommer brachte Schwämmlein eine mögliche Klage wegen der Corona-Milliardenhilfen der EU für den Konzern ins Spiel. Nun schießt der Flixbus-Chef erneut in Zusammenhang mit der Pandemie gegen die DB: „Es gibt keinen logischen Grund, warum die Deutsche Bahn fast das komplette Angebot aufrechterhalten sollte“, sagt er in einem Interview mit der Welt (€) angesichts der neuen Lockdown-Maßnahmen.

Denn während derzeit noch fast 95 Prozent der Bahn-Verbindungen bedient werden, reduziert Flixbus sein Angebot im November auf Null – schon zum zweiten Mal während der Corona-Krise. Dies sei eine „vorübergehende Winterpause“, so Schwämmlein, um in der Weihnachtszeit wieder fahren zu können. „Das sollte jeder rationale und wirtschaftlich handelnde Verkehrsträger im Moment tun“, sagt der Flixbus-Chef. „Leere Busse oder Züge durchs Land fahren zu lassen wäre ökologischer und ökonomischer Wahnsinn.“ Wenn die Bahn anders handle, dürfe sie sich am Ende nicht beklagen, „überraschend riesige Verluste gemacht“ zu haben.

Für Flixbus kommen die Einbußen jedenfalls nicht unerwartet. „Dieses Jahr werden wir signifikante Verluste machen“, sagt Schwämmlein – gibt sich aber zuversichtlich, dass sein Unternehmen auch den zweiten Lockdown überstehen werde. Anders sieht es in den Augen des CEOs bei den Busunternehmen aus, die für seine Firma fahren. „Wir machen uns sehr große Sorgen um die Branche“, so Schwämmlein. „Den Busunternehmen wird in Deutschland kaum geholfen, und sie werden von den Leasingraten für ihre Fahrzeuge aufgefressen. Obwohl der Staat so viel Geld in die Hand genommen hat, wurde die Busbranche fast komplett vergessen.“

„Ganz offen dem Wettbewerb geschadet“

Die Deutsche Bahn soll nun fünf Milliarden Euro Staatshilfen bekommen. Der falsche Weg, findet Schwämmlein: „Wenn man den Schienenverkehr unterstützen möchte, gäbe es viel intelligentere und wettbewerbsneutrale Möglichkeiten, als der DB einfach Geld zu überweisen.“ Und er wirf dem Konzern sogar vor, die Mittel „ganz offen einzusetzen, um dem Wettbewerb zu schaden“, weil er kurz nach Ankündigung der Hilfen besonders günstige Tickets angeboten habe.

Lieber wäre es Schwämmlein gewesen, wenn der Staat gesagt hätte: „Meine Infrastruktur bekommt ihr in der Pandemie umsonst.“ Vom Wegfallen der Trassenkosten hätte nicht nur die DB profitiert, sondern auch der Öffentliche Nahverkehr und nicht zuletzt sein eigenes Zug-Angebot Flixtrain, argumentiert der Geschäftsführer. „Stattdessen gab es eine bewusste Entscheidung, nicht das System Schiene zu schützen, sondern die Deutsche Bahn“, so Schwämmlein.

Bild: Flixmobility