Der tschechische Fernbusbetreiber Regiojet hat dem deutschen Konkurrenten Flixbus vorgeworfen, ihn mit unfairem Preisdumping unter Druck zu setzen. In Gesprächen mit Flixbus habe es regelmäßig geheißen „entweder ihr werdet Teil unseres Netzwerks oder ihr werdet aus dem Markt gedrängt“, erklärte Regiojet-Chef Radim Jančura WELT AM SONNTAG.

Auf europäischer Ebene habe man bereits Schritte unternommen, um sich gegen den unfairen Wettbewerb und die wirtschaftliche Erpressung von Flixbus zu wehren, erklärte der tschechische Anbieter, der in Deutschland nur über einen Marktanteil von etwas mehr als einem Prozent verfügt. Flixbus liegt dagegen aktuell bei mehr als 94 Prozent.

Diese monopolhafte Marktstellung kritisierte Katharina Dröge, Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag und Sprecherin für Wettbewerbs- und Handelspolitik. „In der Praxis haben die Beschwerden gegen Flixbus bei den Verbraucherzentralen zugenommen. Auch das Streckenangebot wurde eingedampft.“ Das Entstehen des Monopols habe aber nicht verhindert werden können. Schließlich unterschritt der Fernbusanbieter die Umsatzschwellen, die eine Prüfung durch das Kartellamt ausgelöst hätten.

„Mit aggressiver Preispolitik Konkurrenten aus dem Markt gedrängt“

Dröge will deswegen für ein weiteres Update des Wettbewerbsrechts kämpfen. „Nutzerzahlen sollten stärker in den Fokus der Kartellbehörden rücken.“ Gerade im Fernreisemarkt gäben Passagierzahlen die Bedeutung verschiedener Verkehrsträger für die Kunden besser wieder als Umsatzzahlen. „Das Gleiche gilt für digitale Plattformen. Und Flixbus ist eigentlich auch eine digitale Plattform, die mit Subunternehmen arbeitet.“ Bei hohen Marktkonzentrationen sollte das Kartellamt auch unabhängig von Kaufpreis und Umsatz prüfen, forderte Dröge.

Hinter Flixbus stünden riesige Investoren wie General Atlantic und Silver Lake, die einen langen Atem haben. „Mit einer aggressiven Preispolitik hat das Unternehmen alle deutschen Konkurrenten aus dem Markt gedrängt. Die gleiche Strategie verfolgt Flixbus offenbar nun auch in Tschechien. Ich fände es richtig, wenn sich die EU-Wettbewerbskommissarin das mal anschaut.“

Flixbus selbst spricht von einem normalen Wettbewerb. Ein Preisdumping, um unliebsame Konkurrenten loszuwerden, gebe es nicht. „Das Preissystem orientiert sich an Fahrtzeit sowie Busauslastung und basiert auf attraktiven Preisen sowie zeitlich begrenzten Kampagnen“, so Flixbus.

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Der deutsche Marktführer war im Februar 2013 vergleichsweise spät in den sich entwickelnden Fernbusmarkt eingestiegen. Zuvor waren erst DeinBus und dann MeinFernbus gestartet. Mit Letzterem fusionierte Flixbus im Jahr 2015. Ein Jahr später übernahm man die Fernbustochter der Deutschen Post, Postbus. Später schluckte man die Bustochter der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), Teile von Megabus und zuletzt den schwedischen Konkurrenten Swebus. Der Fernbuspionier DeinBus stellte dagegen Ende September seine letzte innerdeutsche Linie ein.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Flixbus