Was einst orange war und für Locomore fuhr, ist seit über einem Jahr grün als Flixtrain unterwegs: ein wiederaufbereiteter IC der Deutschen Bahn

Pünktlich zur Ferienzeit häufen sich die Beschwerden gegen den Billigzug-Anbieter Flixtrain: verspätete Züge, keine Klimaanlage und Probleme mit der Rückerstattung. Diese und viele andere Vorwürfe finden sich derzeit massenweise auf Twitter. „@FlixBus_DE zum ersten Mal mit Flixtrain unterwegs und mit knapp zwei h Verspätung steht man in Fulda im Güterbahnhof. Der Anschluss-Zug ist damit Geschichte. Dachte ihr seit eine Alternative zur @DB_Bahn – wohl doch nicht….“, schreibt beispielsweise ein verärgerter Mitfahrer.

 

Die Verantwortlichen von Flixmobility, dem Startup hinter Flixtrain und Flixbus, sind sich der Problematik offenbar bewusst und versuchen zu beschwichtigen. „Die längeren Verspätungen gehen direkt oder indirekt auf das fehlende Wagenmaterial zurück. Hätten wir mehr Ausweichmöglichkeiten, könnten wir öfter auf lange Zugvorbereitungen verzichten, beispielsweise für Reinigungen oder Wartung“, sagte ein Unternehmenssprecher dem Handelsblatt. Flixtrain habe im Juni und Juli seine Fahrpläne verdichtet und auf zwei Strecken jeweils einen Zug mehr pro Tag losgeschickt, heißt es in der Zeitung. Da beispielsweise ICEs auf den Trassen der Deutschen Bahn aber Vorfahrt genießen, komme es bei Flixtrain immer wieder zu Zwischenstopps.

Bislang verkehren vier Linien des grünen Zugs innerhalb Deutschlands. Am 24. März 2018 ist der erste Flixtrain gestartet. Das Startup greift hierfür auf wiederaufbereitete Altzüge zurück. Diese werden vom Nürnberger Bahnbetreiber Bahn-Touristik-Express und dem tschechischen Unternehmen Leo Express gestellt. So ist unter anderem auch der Locomore-Zug in die Flotte von Flixtrain übergegangen, als das Startup Insolvenz anmelden musste. Ähnlich wie bei Flixbus, besitzt auch Flixtrain keinen Zug selbst. Dem Startup zufolge sollen weitere Strecken in Europa folgen.

Wie es sich anfühlt, mit einem Flixtrain zu fahren. Wir haben eine Probefahrt unternommen:

 

Man prüfe gerade, welche neuen Trassen im kommenden Jahr angeboten werden können. Laut Handelsblatt prüft Flixtrain mehrere IC-Linien in Frankreich. Außerdem solle das Personal aufgestockt werden, heißt es vom Unternehmen. Erst diesen Monat sammelte Flixmobility in einer Finanzierungsrunde eine halbe Milliarde Euro ein.

Flixtrain unterliegt den gleichen EU-weiten Entschädigungsregeln wie die Deutsche Bahn. Beide gleichen sich darin, dass die Verfahren kompliziert und aufwendig sind. Teilweise nimmt die Bearbeitungszeit bis zu einem Monat in Anspruch. Doch offenbar sind nicht in jedem Fall Entschädigungen fällig. Einige Mitfahrer berichten, dass die Fahrt zwar verspätet begonnen habe, der Zug im Nachhinein aber den Rückstand aufgeholt habe.


Bild: Marco Weimer für Gründerszene