Flugtaxi Lilium
Ab 2025 sollen die ersten Flugtaxis von Lilium unterwegs sein.

Lange war nichts mehr von den Flugtaxi-Startups zu hören, die weltweit entwickelt werden. Vergangene Woche vermeldete das deutsche Unternehmen Lilium, dass man in einer weiteren Finanzierungsrunde 224 Millionen Euro einsammeln konnte. Das kommt überraschend. Denn: Erstens ist der Flugverkehr zu großen Teilen zum Erliegen gekommen. Zweitens ist bei Lilium erst vor wenigen Wochen ein Prototyp abgebrannt. Was steckt hinter der Finanzierung?

Flugtaxis sollen vor allem mittellange Distanzen zwischen 100 und 300 Kilometer überbrücken. Sie könnten in Zukunft ihre Passagiere elektrisch und vor allem autonom an ihr Ziel bringen. Das Konzept wird weltweit von einigen Unternehmen verfolgt, darunter von den beiden deutschen Startups Volocopter und Lilium. In den USA forscht der Hubschrauberhersteller Bell zusammen mit Uber und auch der koreanische Autogigant Hyundai forscht an einem eigenen Flugtaxi.

Das sind die wichtigsten Flugtaxi-Projekte

Dabei ist die Liste der Nachteile lang: Zum einen ist die Idee, dass die Fluggeräte in den Städten auf Ultrakurzstrecken eingesetzt werden können, eher fragwürdig. Wenn sich solche Strecken in Deutschland lohnen würden, dann könnten sie heute schon von Hubschraubern bedient werden. Aber niemand fliegt mit einem Hubschrauber vom Münchner Flughafen in die Innenstadt. Das hat nicht mal Kostengründe. Es dauert einfach zu lange, um vom Flugzeug zum Hubschrauber zu kommen. In der Zeit ist man schon mit dem Auto fast angekommen.

Das bei der jetzigen Finanzierungsrunde der chinesische Digitalkonzern Tencent eine führende Rolle übernommen hat, deutet darauf hin, wie und wo Flugtaxis in Zukunft eingesetzt werden könnten: als schnelle Verbindungsoption auf der Mittelstrecke und als Ersatz für das Auto. Diese beiden Einsatzszenarien scheinen die Investoren zum Griff in die Kasse bewegt zu haben.

Wo und wie Flugtaxis sinnvoll eingesetzt werden können

Vor allem für Länder, die über keine gute oder nur wenig ausgebaute Infrastruktur in Bereich Straße und Schiene verfügen, könnten Flugtaxis im Regelbetrieb eine sehr gefragte Lösung sein. Es ist deutlich günstiger ein privates Unternehmen damit zu beauftragen eine Flotte Flugtaxis für die Verbindung zwischen zwei Städten einzusetzen, als zum Beispiel eine Hochgeschwindigkeitstrasse für den Zugverkehr zu bauen. Auch der Ausbau einer Autobahn ist teurer. Flugtaxi könnten den Verkehr dort entlasten.

Ob das funktioniert ist allerdings von zwei Faktoren abhängig: vom Preis und von der Verfügbarkeit. Eine Flugminute in einem Hubschrauber kostet um die 20 Euro. Die Flugtaxis sollen das günstiger schaffen, weil sie autonom unterwegs sind somit die teuren Piloten eingespart werden können. Man rechnet hier mit einem Sparvolumen von bis zu 70 Prozent. Eine Flugstunde in einem Flugtaxi, das mit sechs Personen belegt ist, würde jeden einzelnen Passagier dann um die 80 Euro kosten. Ein regelmäßiger Flugplan könnte die Kosten weiter senken.

Eine verlockende Idee für viele Länder, deren Städte stark wachsen, aber denen eine Transport-Infrastruktur fehlt. Der Markt dafür ist groß. Er reicht von China über Indien, die arabische Halbinsel bis in die sich schnell entwickelnden Länder Afrikas. Der einzige Haken an der Sache: Vor 2025 wird voraussichtlich kein Flugtaxi in den Regelbetrieb gehen.

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Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Getty Images / CHRISTOF STACHE / Kontributor