Google will mehr als nur Testwagen produzieren und sucht Partner.

Unternehmen aus dem Valley sind manchmal nur schwer einzuschätzen. Vor allem wenn sie viel Geld haben, geben sie sich gern bedeckt. Google dürfte bisher einen dreistelligen Millionenbetrag in das kleine Google-Car gesteckt haben – bisher kommunizierte das Unternehmen allerdings nur, dass das Auto ein Experiment sei. Eine Investitionshöhe, bei der fast alle Autohersteller weltweit schweißnasse Hände bekommen.

Es wird deutlich: Das Google-Auto kommt. Darauf deutet auch die Verpflichtung des ehemaligen Leiters des US-Geschäfts von Hyundai, John Krafcik, hin. Der hatte vor seinem Hyundai-Engagement lange für Ford gearbeitet und dort die Produktionsabläufe optimiert. Bisher lässt Google sein Auto bei einem Zulieferer von Ford in der Nähe von Detroit bauen. Doch dessen Kapazitäten sind begrenzt.

Der US-Konzern steht mit seinen Plänen für ein autonom fahrendes Auto vor zwei schwerwiegenden Problemen. Die Serienfertigung eines Autos zu möglichst geringen Kosten ist keine leichte Aufgabe. Google benötigt Fertigungsstrecken und einen Dienstleister, der die Kostenstrukturen schon so weit optimiert hat, dass die Stückkosten eine vernünftige Marge garantieren. Das weitere Problem ist die Wartung der Fahrzeuge. Auch, wenn Elektroantriebe weniger störanfällig als klassische Motoren sind, Probleme im Innenraum oder mit der komplexen Software der Fahrzeuge gibt es immer wieder. Die Autoindustrie hat solche Probleme schon gelöst, ein Joint-Venture wäre also logisch.

BMW als Zulieferer von Google? Da sträuben sich manchem deutschen Automobilmanager die Nackenhaare – Zulieferer will man nicht sein. Daimler-CEO Dieter Zetsche sieht das allerdings entspannter. Kurz vor der IAA bekannte er, dass ein Joint-Venture mit Google oder Apple im Bereich des Vorstellbaren liege, fiktiv gesprochen. Google-Gründer und Alphabet-Präsident Sergey Brin gab gegenüber dem US-Magazin Autoblog an, dass man aktiv nach einem Partner in der Industrie suchen würde.

Rein strategisch wäre eine Partnerschaft mit Google für verschiedene Hersteller lohnenswert. Der Fiat-Chrysler-Konzern würde gerne General Motors übernehmen, aber GM hat die Angebote bisher abgelehnt. Eine Zusammenarbeit mit Google würde dem Konzern, der massiv von den Verkäufen der Marke Jeep abhängig ist, zumindest die richtige Technologie ins Haus liefern.

Von den europäischen Herstellern käme nur in einer Frage, der Fertigungsstrecken in den USA hat – womit der französische PSA-Konzern wegfällt. Auch sämtliche Hersteller aus China sind dann keine Option. Ein Unternehmen, das im Moment immer wieder genannt wird, ist VW. Der angeschlagene Konzern muss mit Umsatzverlusten und Überkapazitäten in seinen modernen Fertigungsanlagen in den USA rechnen. Eine zusätzliche Auslastung durch Google wäre für VW zumindest eine Möglichkeit, das schwächelnde US-Geschäft auf anderem Wege anzukurbeln.

Bild: Google