Thomas Duscha (CEO), Tobias Breyer (COO) und Ludwig Speidel (CFO) sind die neue Geschäftsführung von Swobbee, ehemals Greenpack.

In einigen Städten gibt es nicht nur zu wenige Ladesäulen für E-Autos, auch der Bezahlvorgang ist teils chaotisch geregelt. Doch abgesehen davon gibt es eine ganze Reihe elektrisch betriebener Fahrzeugklassen, deren Nutzer ganz andere Herausforderungen stemmen müssen. Etwa: Wo bekomme ich einen Wechselakku her? Das betrifft vor allem Fahrer von Lastenrädern, E-Bikes oder E-Mopeds im gewerblichen Betrieb, wo es darauf ankommt, dass das Fahrzeug während der Ladezeit nicht stillsteht. Das Berliner Unternehmen Greenpack hat für diese Zielgruppe sowohl einen Wechselakku als auch unter der Marke Swobbee modular bestückbare Lade- und Abholstationen für Ersatzbatterien entwickelt.

Wie Gründerszene vorab erfuhr, hat sich Greenpack in Swobbee umfirmiert. Den Vertrieb des Segments Greenpack-Wechselakkus übernimmt das Mittelstandsunternehmen Ansmann AG, das ebenfalls Akkusysteme herstellt. Hierbei handle es sich um eine mehrjährige Exklusivlizenz für die erste Generation des Akkus, sagt Tobias Breyer, COO von Swobbee. Die frühere Geschäftsleitung von Greenpack konzentriere sich künftig auf die Entwicklung des Batterieschranks und die zweite Generation der Wechselakkus unter der neuen Swobbee GmbH.

Vom Klapproller- zum Wechselakku-Hersteller

Greenpack ist 2011 unter dem Namen Minimove gestartet. Das Berliner Startup entwickelte damals einen elektrischen Klapproller. 2013 nannte sich das Unternehmen in Greenpack um und begann mit der Entwicklung der Wechselakkus. Im Jahr 2017 folgte dann der Wechselakku-Schrank. Hinter dem Unternehmen steht derzeit das Family Office Urskive GmbH als alleiniger Gesellschafter. In das Unternehmen seien bereits einige Millionen geflossen, heißt es von dem Unternehmen. Man sei jedoch offen, weitere Gesellschafter ins Boot zu holen, so Breyer.

Von den schrankhohen Swobbee-Batteriestationen stehen mittlerweile 30 in Europa verteilt – 15 davon in Berlin, weitere in Freiburg, Jena, Bochum, Frankfurt am Main, Stuttgart, London und Amsterdam. Der Schrank ist modular erweiterbar, je nach Batteriegröße finden bis zu acht bis 30 Batterien für unterschiedliche Fahrzeugklassen in einer Wechselstation Platz.

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Kooperationen mit Tankstellen und Logistikern

„Wir haben unter anderem Standortpartner wie Aral, wo wir Stationen an den Tankstellen aufstellen.“ Daneben rüstet Swobbee auch die Lastenräder von Hermes mit seinen Akkus aus und kooperiert mit dem Berliner Cargobike-Hersteller Ono. Eine weitere Zusammenarbeit wird derzeit mit dem Logistik-Unternehmen DPD umgesetzt. Dazu stellt Swobbee für den Raum Berlin die Akkus für die elektrischen Lastenräder und installiert zugleich Batteriedepots an Sprint-Tankstellen. „In Kürze werden wir außerdem ein Pilotprojekt mit einem großen Lebensmitteldiscounter haben“, kündigt Breyer an.

Im Jahr 2019 habe man mit Geschäftskunden einen Umsatz von etwa 600.000 Euro gemacht, so Breyer. Geld verdient das Unternehmen entweder mit einer Flatrate oder pro Tausch der Wechselakkus sowie durch die Vermietung der Hardware in Verbindung mit Wartungsverträgen. Bisher ist das Unternehmen nicht profitabel. Weitere Pilotprojekte zielen darauf ab, nahe ÖPNV-Strecken kleinere Depots aufzubauen, um hier beispielsweise den Umstieg vom Bus zum E-Scooter zu erleichtern. Die erste Station auf öffentlichem Grund steht in Frankfurt am Main.

Erst kürzlich hatte Tier Mobility bekanntgegeben, Ladestationen in Läden aufzustellen, damit Kunden eigenständig die Akkus der E-Scooter wechseln können. Der Hintergrund: Viele E-Scooter-Anbieter haben das Problem, dass ihr Geschäft wegen der hohen Wartungsarbeit kaum profitabel geführt werden kann. Die Lösung sollen Wechselakkus bringen, die der Kunde mitunter auch selbst austauscht und dafür mit Freiminuten entlohnt wird. Swobbee will sich ebenfalls für dieses Segment aufstellen.

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„Wir freuen uns, das Tier Mobility diesen Schritt gemacht hat, denn es ist ein Zeichen, dass der Wechsel von Akkus dem Endkunden überlassen werden kann“, kommentiert Breyer. Allerdings werde eine Einzellösung wie diese das Problem nicht vollständig beheben können. Es brauche einen ganzheitlicheren Ansatz, um verschiedene Mikro-Mobilitätsanwendungen bedienen zu können. Swobbee stehe ebenfalls mit Sharing-Anbietern für E-Scooter in Gesprächen, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln.

Bild: Swobbee