Die Guppy-Gründer Calixte Duvall-Arnould (links), Séverin Seux (vierter von links), Sacha Kleynjans (siebter von links) werden bei einer Angelaktionen von Freiwilligen unterstützt – für professionelles Personal fehlt bisher die Finanzierung. Nicht im Bild: Guppy-Mitgründer Noël Zablocki.

An seinen ersten Fang kann sich Sacha Kleynjans noch genau erinnern. Es war ein kalter Tag im November 2018, an dem er sich mit drei Freunden zu einem unkonventionellen Angelausflug verabredet hatte: Sie wollten dem Müllproblem der Pariser Seine auf den Grund gehen.

Bewaffnet mit einer selbstgebastelten Ausrüstung, die aus einem billig bei Amazon erstandenen Magneten und einer Schnur bestand, zogen die vier Mittzwanziger an diesem Tag einen Flaschenöffner und drei Fahrräder aus dem braungrünen Wasser.

„Wir konnten es kaum glauben und waren auch ein bisschen schockiert, was wir mit unserer einfachen Angel gefangen haben. Man kann nur erahnen, was da unten alles noch liegen muss“, sagt Kleynjans (23) im Gespräch mit Business Insider.

Guppy zieht mit Magneten Dutzende E-Scooter aus dem Fluss

Aus dem ersten Angelausflug wurde ein unregelmäßiges Treffen im erweiterten Freundeskreis – und daraus schließlich die Geschäftsidee für ihr Startup Guppy. Im französischen Handelsregister, wo Guppy seit Mai gelistet ist, steht als Unternehmenszweck das „Einsammeln von nicht gefährlichen Abfällen“.

„Beim ersten Mal zogen wir zehn E-Scooter aus der Seine, beim zweiten Mal waren es vielleicht zwanzig“, so Kleynjans. Die Bilder der verschlammten E-Scooter und Leihfahrräder verbreiteten sich über Social Media und zogen immer mehr Freiwillige an – und weckten schließlich auch die Aufmerksamkeit der E-Scooter-Verleihdienste.

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Kooperation mit Lime, Tier, Circ, Voi & Co.

Im Juni sponserten die neun Pariser Sharing-Anbieter (Lime, Tier, Circ, Voi, Bird, Mobike, Bolt, Dott, Wind) in einer gemeinsamen Aktion ein großes Angel-Event. Die Bilanz: In unter drei Stunden fing das Startup 97 Gegenstände ein, darunter 58 E-Scooter, 15 Fahrräder, 10 Absperrzäune und zwei Roller.

Vandalimus könnte auch in Deutschland zum Problem werden

Seit der Einführung der E-Scooter in Frankreich im Juni 2018 ziehen die Leihfirmen immer wieder den Ärger von Fußgängern auf sich, etwa weil die Geräte den Weg versperren oder auf Gehwegen gefahren werden.

Der Zorn auf die neuen Verkehrsteilnehmer entlädt sich nicht selten in Vandalismus, wie die Bilder der versenkten Roller zeigen. In Deutschland befürchten nun die ersten Verkehrsexperten, dass die E-Scooter hierzulande ein ähnliches Schicksal ereilen könnte.

Kleynjans und seine Mitgründer hoffen nun, dass aus der einmaligen Kooperation mit Lime, Tier, Circ und Co. langfristige Aufträge entstehen. Derzeit sei Guppy mit den Leihfirmen im Gespräch, gleichzeitig spreche man aber auch mit den kommunalen Behörden in Paris über eine Kooperation.

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„Wir wollen in einem größeren Maßstab arbeiten, aber dafür brauchen wir bessere Ausrüstung und mehr Personal“, so Kleynjans. Derzeit basieren die Angelausflüge von Guppy auf der Arbeit von Freiwilligen, auch die vier Gründer organisieren das Startup nur im Nebenjob. Hauptberuflich arbeiten sie als Ingenieure und Betriebswirtschaftler in Paris.

Das Interesse an den E-Scooter-Fischern scheint da zu sein. Allein die Finanzierung fehlt bisher. Der junge Gründer ist jedoch überzeugt, dass Guppy das notwenige Geld auftreiben wird – notfalls mit Crowdfunding.

„Die Pariser haben Millionen für den Wideraufbau von Notre Dame gespendet – warum also nicht auch für die Reinigung der Seine?“, sagt Kleynjans.

Bild: Guppy

Dieser Artikel erschien zuerst auf Business Insider Deutschland.
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