In den USA stellen die französischen Minibusse von Navya gerade unter Beweis, wie nützlich sie sein können.

Es ist nicht gerade die beste Zeit für Mobilitätsanbieter. Viele E-Scooter sind von der Straße verschwunden, weil es keine Pendler und Touristen gibt, die sie nutzen. Ride- und Carsharinganbieter stecken in einer handfesten Krise, weil die meisten Menschen zu Hause feststecken oder Angst haben, sich in einem Fahrzeug mit dem Coronavirus anzustecken. Das ist auch der Grund, warum die meisten Anbieter autonomer Taxidienste ihre Fahrzeuge in der Garage lassen.

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Denn selbst wenn die Autos vollautonom, also ohne Sicherheitsfahrer unterwegs sind, bleibt eine Unsicherheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich im Innenraum, zum Beispiel am Türgriff oder am Sicherheitsgurt anstecken kann, ist zwar gering, aber es ist durchaus möglich. Unmöglich ist es hingegen, die Autos nach jeder Fahrt zu desinfizieren. Waymo verzichtet daher auf alle Fahrten und das neue Startup Zoox hat seine Backup-Fahrer bis zum Ende der Krise freigestellt.

Dass die Lage von Unternehmen wie Waymo schlecht ist, liegt allerdings weniger an der Technologie, als vielmehr an den Umständen der Krise. Denn Ridesharing – egal in welcher Form – spielt gerade kaum eine Rolle. Allerdings sind andere Startups und Unternehmen, die autonome Fahrzeuge entwickeln, gerade sehr gefragt.

Welche autonomen Vehikel gerade gefragt sind

Das französische Unternehmen Navya hat in Florida vier autonome Minibusse eingesetzt, die zwischen einem mobilen Covid-19-Testzentrum und einem Labor hin und her fahren. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Verbindung zwischen beiden Orten kann permanent offen gehalten werden und kein Fahrer setzt sich dem Risiko aus, angesteckt zu werden.

Die kontaktlose Lieferung ist in diesen Zeiten von besonderer Bedeutung. Vor allem bei Lebensmitteln und Essenslieferungen besteht nun ein größerer Bedarf. Die Entwickler von Starship Technologies verzeichnen daher eine erhöhte Nachfrage ihres kleinen Lieferroboters. In den USA hat man das Geschäftsgebiet um einige große und kleinere Städte erweitert. Starship liefert vor allem kleine Pakete und Essen an Kunden aus. Auch hier besteht der Vorteil, dass weder Lieferanten noch Kunden direkt miteinander in Kontakt kommen.

Kontaktlose Lieferungen sind auch für Einzelhändler interessant. Diese benötigen allerdings Lieferroboter, die deutlich größer sind und eine höhere Nutzlast haben. In China hat der Mischkonzern Meituan ein Lieferfahrzeug entwickelt, das über eine gute Reichweite verfügt (100 Kilometer) und zudem auch noch günstig ist (rund 13.000 Euro). Das „Modai“ getaufte Gerät liefert vor allem größere und kleinere Einkäufe aus und kann aufgrund seiner Ladekapazität gleich mehrere Einkäufe an verschiedene Kunden ausliefern.

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Noch komfortabler wird es, wenn man sich in der Luft bewegt. Bemerkenswert ist hier vor allem der Einsatz der Drohnen von Zipline in einigen afrikanischen Ländern. Deren kleine Flugdrohnen werden vor allem für die Lieferung von Medikamenten eingesetzt. In Gegenden mit schlecht ausgebauten Straßen können wichtige medizinische Lieferungen schneller ans Ziel kommen. Diese Drohnen können auch leicht in dicht besiedelten Gebieten eingesetzt werden und sorgen dann so für eine schnellere und bessere Versorgung auch in Krisenzeiten.

Die momentane Krise mischt den Markt auf: Hersteller von autonomen Fahrzeugen profitieren. Da das „physical distancing“ auch in den nächsten Monaten in vielen Ländern der Welt noch zum Alltag gehören wird, werden Unternehmen, die autonome Dienste anbieten, die großen Gewinner der Krise sein.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Getty Images / Tomohiro Ohsumi / Kontributor