Taxify-Gründer Markus Villig süricht im Interview über das Daimler-Investment.

Was Markus Villig erreicht hat, davon träumen viele Gründer. Sein Startup Taxify gilt jetzt als Unicorn. Nach der jüngsten Finanzierungsrunde über 175 Millionen US-Dollar wird das 2013 gegründete Startup mit mehr als einer Milliarde bewertet. Angeführt wurde die Runde vom Stuttgarter Autohersteller Daimler. Dadurch steckt viel Geld aus Deutschland in dem estnischen Fahrdienst-Startup, das mittlerweile in 26 Ländern aktiv ist. Kommt der Uber-Konkurrent nun auch in die Bundesrepublik? Das haben wir Gründer und CEO Markus Villig im Interview gefragt. Ein Gespräch über rechtliche Hürden, Zukunftswetten und die Zusammenarbeit mit Didi.

Mit Daimler hat Taxify einen großen deutschen Autobauer als Investor gewonnen. Warum hat Daimler in euer Fahrdienst-Startup investiert?

Für Daimler ist das Investment eine Wette auf die Zukunft: Autobauer weltweit realisieren, dass immer weniger Menschen sich ein eigenes Auto zulegen. Stattdessen nutzen sie Fahrdienste wie Taxify, die sie von A nach B bringen. Diesen Trend wollen die Hersteller nicht verpassen.

Es gibt viele Fahrdienst-Startups weltweit. Warum Taxify?

Wir sind der größte Anbieter auf dem europäischen Markt, wachsen schneller als unsere Mitbewerber. Für einen deutschen Autobauer macht es also Sinn, bei uns einzusteigen. Aber Daimler hat, wie ihr wisst, auch andere Investments in diesem Bereich getätigt. 

Wie wollt ihr künftig mit den Stuttgartern zusammenarbeiten?

Zunächst ist das eine rein finanzielle Unterstützung durch Daimler. Das Geld soll in die Weiterentwicklung unserer Technologie fließen, sodass Fahrer und Reisende schnell zusammengebracht werden. Zusätzlich hoffen wir auf weitere Partnerschaften, beispielsweise bei der Entwicklung von autonomen Autos.

Kommt ihr jetzt auch nach Deutschland?

Wir sind definitiv interessiert. Schon heute sind mehrere Tausend Menschen aus Deutschland auf unserer Plattform registriert. Doch derzeit bremsen uns die Gesetze. Der deutsche Markt für Ridesharing-Startups ist streng reguliert.

Vom deutschen zum globalen Markt: Uber gilt als euer größter Wettbewerber – ein mächtiger Gegner. Was unterscheidet euch?

Wir fokussieren uns auf Europa und Afrika. Uber dagegen verfolgt eine globale Strategie. Zweitens stehen bei uns die Fahrer im Mittelpunkt, sie sollen fair bezahlt werden.  

Das heißt?

Im Vergleich zu Uber verdienen die Fahrer bei uns mehr. Uber behält etwa 30 bis 40 Prozent des Fahrpreises ein. Bei uns müssen die Fahrer 15 Prozent abführen. Unterm Strich verdienen sie also mehr – und fahren lieber für uns als für die Konkurrenz.

Auch das chinesische Uber „Didi“ hat in euch investiert. Wollt ihr nach Asien expandieren?

Nein. Das ist eine strategische Partnerschaft. Wir tauschen untereinander unsere Erfahrungen auf den verschiedenen Märkten aus. Sowohl was die technische Entwicklung angeht als auch bei Themen wie Kundenbetreuung etc.

Also eine gemeinsame Front gegen Uber?

(Lacht). Uber ist definitiv der größte Wettbewerber von uns beiden. Aber wie gesagt: Didi und Taxify sind auf unterschiedlichen Märkten unterwegs.

Zehn Millionen Kunden habt ihr aktuell. Letztes Jahr waren es noch 2,5 Millionen. Vielen Startups bereitet ein so schnelles Wachstum Probleme. Wie war das bei euch?

Genauso. Es gab sowohl Herausforderungen bei der Technologie als auch beim Geschäft auf der Straße.

Wie seid ihr damit umgegangen?

Wir haben uns darauf konzentriert, die Technologie schnell weiterzuentwickeln. Um so viele Fahrer und Kunden einzubinden, muss diese ohne Fehler laufen, 24 Stunden am Tag – und gleichzeitig schnell skalieren. Damit das klappt, haben wir viel Power ins Recruiting gesteckt, um die besten Ingenieure zu finden. Die Herausforderung war, das Produkt weiter schnell zu entwickeln – obwohl immer wieder neue Leute ins Team kamen und wir immer größer wurden.

Ist es einfach, in Estland neue Leute zu bekommen?

Ein Startup zu gründen, war leicht. Aber jetzt finden wir kaum neue Leute. Unsere größte Herausforderung ist derzeit, neue Entwickler zu finden. Und zwar nicht nur eine handvoll. Sondern 50 oder 100.

Wie geht es nun bei euch weiter? Plant ihr einen Exit? Oder einen Börsengang?

Alle Optionen sind offen. Wir sind auf einem Milliardenmarkt unterwegs – und wachsen weiter. Es gibt bereits viele Übernahme-Anfragen von OEMs und Tech-Unternehmen. Aktuell fokussieren wir uns zunächst darauf, weiter zu wachsen und das beste Produkt Europas zu bauen.

Bild: Taxify