Elektrofahrräder von Uber Jump: Sie sind in Deutschland aus dem Straßenbild verschwunden.
Elektrofahrräder von Uber Jump: Sie sind in Deutschland aus dem Straßenbild verschwunden.

Die Videos gingen auf Twitter schnell viral: Auf einem Schrottplatz – vermutlich irgendwo in den USA – stehen Hunderte der ausgemusterten knallroten Elektrofahrräder des Vermieters Jump. Der Haken eines Krans greift in eine Reihe Pedelecs, hebt sie hoch und lässt sie in einen Schrottcontainer fallen. Die Bilder zeigen das vorläufige Ende eines ambitionierten Mobilitätskonzepts.

Auch auf deutschen Straßen sind die elektrischen Leihräder seit Beginn der Corona-Krise verschwunden. Und viele fragen sich, wann sie wieder zur Vermietung angeboten werden. Wie sich jetzt herausstellte, hat der Mobilitätsdienst Uber den Verleih von Elektrofahrrädern eingestellt und im Zuge einer Beteiligung an Lime das operative Geschäft mit den Fahrrädern an den Mitbewerber übertragen. Ein Uber-Sprecher in Deutschland bestätigte diese Information. Lime informierte auch in einem Blogbeitrag über die Übernahme.

Lime übernimmt Ubers Flotte

Welche Pläne Lime mit der E-Bike-Flotte verfolgt, ist unklar. Eine Option wäre, sie grün zu lackieren und in die eigene Rad- und Scooter-Flotte zu integrieren. Eine andere könnte sein, sie zum Zweck der Marktbereinigung aus dem Verkehr zu ziehen. Wie die kursierenden Videos nahelegen, könnte sich das Unternehmen für die zweite Alternative entschieden haben.

Doch ein Lime-Sprecher wies das zurück. Bei den kursierenden Videos handele es sich um defekte Fahrzeuge, die von Uber verschrottet würden. „Lime will demnächst multimodal unterwegs sein“, sagte der Sprecher. Das bedeutet, dass Mieter unterschiedliche Fahrzeugtypen nutzen können. Das Unternehmen plane, die Elektrofahrräder auch in Deutschland zur Miete anzubieten. In Denver im US-Bundesstaat Colorado sei das bereits der Fall. Allerdings seien die Übernahmeverhandlungen für Deutschland und andere europäische Länder noch nicht abgeschlossen. „In Europa wird der Deal voraussichtlich Mitte Juni abgeschlossen sein. Bis dahin werden wir ihn nicht kommentieren.“

Tier meldet Interesse an Pedelecs an

Unterdessen will auch der Mobilitätsdienst Tier die E-Bikes des eingestellten Uber-Verleihservice Jump übernehmen. Das schrieb Tier-CEO Lawrence Leuschner in einem LinkedIn-Post. „Tier Mobility will so viele Ihrer Fahrräder wie möglich übernehmen. Anstatt sie wegzuwerfen, sind wir bereit, uns um sie zu kümmern, sie zu reparieren und ihnen ein zweites Leben zu geben – wie wir es für alle unsere Fahrzeuge tun. Wir glauben, dass Mikromobilität für Nachhaltigkeit und Verantwortung steht und nicht für Verschwendung.“ Leuschner hatte dieses Angebot bereits vor drei Wochen gemacht.

Wie Leuschner schrieb, könnten die Fahrzeuge entweder in die eigene Flotte integriert oder – falls das nicht geht – an Fahrradprojekte abgegeben werden. Leuschner kennt sich mit solchem Refurbishing aus: Er gründete 2004 das Recycling-Startup Rebuy, das er 2017 verließ, um nach einem Sabbatical Tier Mobility zu gründen.

Jump vor einem Jahr gestartet

Tier verfolgt seit Längerem die Strategie, sich vom E-Scooter-Verleiher zum Mobilitätsdienstleister zu entwickeln. Zuletzt hatte Tier die Flotte des Mopedvermieters Coup übernommen und Anfang Mai auf die Straße zurückgebracht.

Uber hatte seinen Verleihservice Jump zunächst in den USA und im Mai 2019 auch in Deutschland gestartet. Damals stationierte Uber 1000 Pedelecs in Berlin.

Mitarbeit: Hannah Schwär; Bild: Getty Gennaro Leonardi