Wenn VW die richtigen Lehren aus dem Skandal zieht, kann die Marke sich komplett erneuern.

Kaum eine Marke trägt mit ihrer Leistung das Image „Made in Germany“ so weit in die Welt hinaus wie VW. Das Unternehmen, im Grunde noch immer durch die Familien Piëch und Porsche geführt, ist einer der wichtigsten Botschafter für den Technologiestandort Deutschland. Doch nicht erst jetzt, bereits in den vergangenen Jahren hat die Marke gelitten. Der Machtkampf zwischen Ferdinand Piëch und Martin Winterkorn im Frühjahr hat ihr zum Beispiel ebenso geschadet wie der aktuelle Skandal.

Die bewusste Täuschung von Behörden und Kunden ist ein schweres Vergehen und muss harte Konsequenzen nach sich ziehen. Die Verantwortlichen müssen identifiziert und haftbar gemacht werden. Strafen und Schadensersatzforderungen werden die Barreserven des Unternehmens aufbrauchen und vermutlich wird VW weitere Rückstellungen der erzielten Gewinne einleiten müssen. Die Gelder werden jahrelang gebunden sein. VW steht vor einem Umbruch.

Statt sich frühzeitig mit neuen Technologien zu beschäftigen, statt verstärkt auf den Elektromotor zu setzen, entschied man sich bei VW für die Förderung einer alten Technologie. Dass der Dieselmotor ein Problem mit Abgasen hat, ist nicht erst seit gestern bekannt. Dennoch hält der Konzern an diesen Motoren fest oder aber setzt auf Plugin-Hybride, die den Verbrauch nur auf dem Papier senken.

Gleichzeitig zeigt Tesla, was möglich ist – während Google und Apple in den Startlöchern stehen, um die Autoindustrie und ihre veralteten Technologien anzugreifen. Wer lieber manipuliert als sich mit Innovationen zu beschäftigen, der wird es schwer haben, die kommenden Angriffe aus den USA und China abzuwehren. Es ist nicht die Frage ob, sondern wann schlagkräftige Konkurrenz mit guten Angeboten auftauchen wird.

Aber in der Krise liegt eine Chance. Neue Vorstände und neue Leiter in der technischen Entwicklung können dafür sorgen, dass der Dinosaurier VW zu einem technologischen Marktführer werden kann. Denn Volkswagen baut sehr gute Autos. In Sachen Qualität, Zuverlässigkeit und Sicherheit gehören die Modelle zu den besten der Welt. Was fehlt, ist der Schritt ins 21. Jahrhundert. Mit der harten Zäsur des Skandals könnte er endlich gelingen. Das ist wichtig, denn einen schwachen VW-Konzern kann sich die deutsche Wirtschaft nicht leisten.

Bild: VW AG