Zimmer
Zimmer Ein Visionär – und immer im Dienst seiner Firma: John Zimmer von Lyft.

Es gibt einfach viel zu viele Autos. Und all diesen Autos überlassen wir viel zu viel Platz in unseren Städten. Das ist der Ausgangsgedanke der Überlegungen von John Zimmer, der die Fahrvermittlung Lyft mitgegründet hat. Zimmer liebt Autos. Seit seiner Jugend. Aber er schreibt in seinem Beitrag zur automobilen Zukunft auf Medium, dass wir unsere Umgebung in Autolandschaften verwandelt und damit zerstört haben. Obwohl das durchschnittliche Auto nur vier Prozent der Zeit bewegt wird.

Zimmer träumt in der Einleitung seines Textes von Städten, aus denen das Auto weitgehend verschwunden ist. Durch eine schmalere Straßenbreite entstünden breite Bürgersteige, neue Häuser und aus Parkplätzen würden grüne Zonen und Parks. Zimmer möchte in Zukunft, dass Städte um die Menschen herum gebaut werden. Nicht um die Autos.

Laut dem Lyft-Mitgründer wird es nicht bei Träumen bleiben, denn eine Revolution der Personenbeförderung stünde uns kurz bevor, schreibt er. Drei Thesen hat er dazu formuliert:

1. Autonome Fahrzeug-Flotten werden sich ausbreiten und innerhalb der nächsten fünf Jahre die Mehrzahl der Fahrten für Lyft übernehmen.

Zimmer geht davon aus, dass der Umschwung zu autonomen Autos nicht durch private Fahrzeuge passieren wird, sondern durch vernetzte Flotten von Fahrtendienstanbietern. Seinen eigenen Anbieter sieht er naturgemäß ganz vorne.

2. In den großen US-Städten wird es im Jahr 2025 kaum noch Autos in Privatbesitz geben.

Das Auto sei in Amerika lange ein Symbol von Freiheit und Identität gewesen, so Zimmer. Aber das habe sich mit den jüngeren Generationen geändert. Immer weniger junge Leute besäßen einen Führerschein. Ein Auto zu besitzen, sei zu einer Last geworden. 9.000 Dollar gebe ein Amerikaner im Jahr für sein Auto aus. Dazu die ewige Parkplatzsuche, Stopps an der Tankstelle, Reparaturen. Bereits heute brauche man kein eigenes Auto mehr, um sich durch die Stadt zu bewegen.

3. Die Städte werden sich dramatisch verändern.

Wenn es keine privaten Autos mehr gibt, würden sich Städte dramatisch verändern, schreibt Zimmer. Der Platz, der jetzt für Parkhäuser und -plätze ausgegeben wird, könne plötzlich ganz anders genutzt werden. Für Menschen. Nicht Autos.

Zur Illustration seiner Thesen begibt sich Zimmer in die Vergangenheit. Die erste Transport-Revolution in den USA brachte die Eisenbahn. 1860 waren bereits 30.000 Meilen Schienen verlegt. Das Land vernetzte sich. Städte wie Chicago, Baltimore oder Los Angeles wurden mit Anschluss an die Bahn zu boomenden Großstädten.

Dann brachte das Auto die individuelle Freiheit. Doch je mehr Autos gebaut und verkauft wurden, desto mehr mussten sich das Land und die Städte verändern, um die all die Fahrzeuge unterzubringen. Städte wurden für den Autoverkehr umgebaut. Straßen und Highways durchtrennten Stadtviertel oder zerstörten sie sogar. Wer jemals in den USA gewesen ist, weiß, dass dort ohne Auto nichts geht.

Die Probleme mit Autos würden seit Jahren unter den Teppich gekehrt, meint Zimmer. Die meiste Zeit stünden sie unbenutzt in der Gegend herum und kosten nichts als Geld und Platz. In den USA würde trotzdem mehr Geld für Autos ausgegeben als für Ernährung. Sein Fazit: „Die USA betreiben ein Transport-Geschäft, das gescheitert ist.“

Die Lösung ist laut Zimmer aber absehbar. Netflix habe gezeigt, dass niemand mehr DVDs braucht, Spotify hätte mp3-Dateien und die CDs überflüssig gemacht. In den kommenden Jahren entsteht nach Zimmers Meinung auch ein Abo-Modell für Ridesharing mit autonomen Fahrzeugen, das Privatwagen ablöst. Für jede Gelegenheit ließe sich dann ein geeignetes Fahrzeug per Smartphone anmieten. Für Ausflüge, Einkauf, den Stadtbesuch am Samstag, die Fahrt in die Ferien – alles unkompliziert mit einem Klick oder Abo bezahlt.

Seine eigene Firma Lyft sieht John Zimmer natürlich als den zentralen Anbieter für Fahrten. Sein Ziel ist es, Firmen wie Netflix und Spotify nachzueifern und der wichtigste Mobilitätsanbieter der Zukunft zu werden. Mal schauen, was seine Konkurrenten von Uber, Google oder Firmen wie Mercedes, BMW oder VW dazu sagen, wenn sie seinen Text gelesen haben.

Foto: Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von TechCrunch