Am Standort Kamenz baut Daimler eine zweite Batteriefabrik. Sie soll 2018 in Betrieb genommen werden.

Die Zelle ist das Herzstück von Batterien. Bundeskanzlerin Angela Merkel wünscht sich deshalb, in Deutschland eine Produktion für Batteriezellen aufzubauen: „Für die weitere Entwicklung der Elektromobilität wäre es schon wünschenswert, bei den neuen Zelltypen dann auch dabei zu sein, wenn neue Entwicklungen da sind“, sagte die Kanzlerin am Wochenende in ihrem wöchentlichen Videopodcast.

Merkel zeigte sich zuversichtlich, dass das gelingen könnte: Sie habe sich zeigen lassen, dass es Fortschritte bei Lithiumbatterien gebe, die dann Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern entwickeln könnten. „Und wenn wir in der Forschung hier dabei sind – auch bei den Prototypen – dann gibt es, glaube ich, auch bessere Chancen, wieder eine moderne Produktion der nächsten Zellgeneration auch nach Europa oder Deutschland zu bekommen.“ Derzeit investiere die Bundesregierung rund 35 Millionen Euro in die Forschung mit Lithium-Ionen-Batterien.

Bislang sind die deutschen Autobauer auf asiatische Hersteller angewiesen, darunter Panasonic und LG Chem. In Deutschland selbst werden keine Batteriezellen gefertigt.

Daimler baut zweite Batteriefabrik

Am heutigen Montag besucht die Kanzlerin das sächsische Kamenz rund 170 Kilometer südlich von Berlin. Dort legt die Daimler-Tochter Accumotive den Grundstein für ihre zweite Batteriefabrik. Nach eigenen Angaben investiert Daimler in den Neubau rund 500 Millionen Euro, insgesamt fließe eine Milliarde Euro in die weltweite Batterieproduktion.

Allerdings: In Kamenz werden nur die Bestandteile für die E-Auto-Batterie  zusammengesetzt, die Zellen kommen weiterhin von Zulieferern. Eine Zellenproduktion sei nicht wirtschaftlich darstellbar, teilte ein Sprecher auf Anfrage gegenüber Gründerszene mit. „Dazu sind die erreichbaren Volumina bei gleichzeitigen Überkapazitäten am Weltmarkt zu gering.“ Deshalb kaufe Daimler die Zellen auf dem Weltmarkt zu.

Experten warnen vor Abhängigkeit deutscher Autobauer

Experten schätzen diese Abhängigkeit als riskant ein: „Das wird genau gleich laufen wie bei der Fotovoltaik“, sagt Werner Tillmetz im Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Der Professor leitet beim Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) Baden-Württemberg den Geschäftsbereich Elektrochemische Energietechnologien. In diesem Bereich sei Deutschland einmal Technologieführer gewesen: „Und heute?“

Die Nationale Plattform E-Mobilität (NPE) soll die Bundesrepublik zum „Leitmarkt” für Elektromobilität machen. Die NPE rät, in Deutschland sofort den Bau einer Zellfertigung in die Wege zu leiten. Zwar sei bislang noch keine Abhängigkeit von asiatischen Herstellern festzustellen, heißt es in der auf der Webseite veröffentlichten Roadmap 2020. Doch „bei einer zunehmenden Spezialisierung der Traktionsbatteriezellen könnte eine Abhängigkeit von asiatischen Herstellern eintreten“, warnt sie.

Die NPE rechnet vor, dass die Batterie heute 30 bis 40 Prozent der Wertschöpfung eines E-Autos ausmacht, die Zelle wiederum einen Wertschöpfungsanteil von 60 bis 70 Prozent an der Batterie hat. Zum Vergleich: Bei Diesel und Benzinern entfallen 25 Prozent der Wertschöpfung eines Autos auf den Antriebsstrang.

Auch Elon Musk ist am Start

Ab 2020 solten rund 1,3 Milliarden Euro in den Aufbau von Batteriezellfabriken fließen, empfiehlt die NPE. Damit könnten Zellen mit einer Kapazität von für 13 Gigawattstunden gebaut werden, heißt es. Das reiche, um etwa 325.000 E-Autos pro Jahr auszustatten.

Allerdings plant auch Tesla-Chef Elon Musk laut Medienberichten den Bau einer kombinierten Batterie- und Autofabrik in Europa. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Tesla oder andere Hersteller eine Zellproduktion in Europa starten. Endes diesen Jahres will der E-Autobauer bekanntgeben, an welchen Standorten bis zu vier weitere Gigafabriken gebaut werden sollen.

Vergangene Woche hatte die Bundeskanzlerin dem Ziel der Bundesregierung von einer Million E-Autos bis 2020 eine Absage erteilt. Trotz der Kaufprämie in Höhe von 4.000 Euro läuft der Verkauf nur schleppend.

Foto: Daimler