MetriX Freight
So funktioniert MetriX Freight: Die beiden Kameras an der Traverse (oben im Bild) vermessen darunter platzierte Fracht. Das Volumen wird dann auf dem Bildschirm angezeigt.

Zwei kleine Kameras nehmen den Lagerangestellten in der Messe Frankfurt derzeit eine Menge Arbeit ab. Befestigt an einer Metallhalterung, vermessen sie im dortigen Cargo Center sperriges Frachtgut. Statt Höhe, Länge und Breite mühsam mit dem Zollstock aufzunehmen, müssen die Arbeiter nur noch einen Barcode scannen, der nach dem Messvorgang auf einem Bildschirm erscheint. Schon gelangen die Daten mitsamt einem Farbfoto der Ware ins Management-System der Lagerhalle.

MetriX Freight heißt das System, mit dem sich das Erlanger Ingenieurunternehmen Metrilus in der Logistikbranche durchsetzen möchte. Das Volumen von Gütern ist hier eine wichtige Abrechnungsgröße. Um es automatisch und innerhalb von Sekunden zu erfassen, setzt MetriX 3D-Kameras ein. Dieselbe Technologie steckt auch in den Kinect-Sensoren der Xbox. Bei der Konsole zeichnet sie die Gesten der Spieler auf und übersetzt sie in virtuelle Bewegungen.

Auf dem Frankfurter Messeareal werden pro Nacht im Schnitt 1.000 Frachtstücke verladen. Wenn die Vermessung eines Paketes nicht mehr einige Minuten, sondern nur noch Sekunden dauert, spart das viel Zeit. Trotzdem solle das System keine menschliche Arbeitskraft ersetzen, sagt Metrilus-Chef Christian Schaller: „Das Vermessen von hunderten Paletten am Tag ist eine monotone und vor allem fehleranfällige Arbeit. Unser Ziel ist es, den Leuten diese Zeit freizuschaufeln.“. In Frankfurt und an zwei weiteren Standorten testet der Paketdienst und Metrilus-Partner DHL das Messsystem aktuell.

Pakete vermessen – bald auch am Wohnzimmertisch?

Über einen Einsatz der Lösung im kleineren Rahmen denken Metrilus und DHL bereits nach. „Mit einer 3D-fähigen Tablet-Kamera können wir auch kleine Päckchen vermessen“, sagt Schaller. „Das funktioniert schon ganz gut, die Hardware ist aber noch nicht stabil genug. Deshalb konzentrieren wir uns erstmal auf die Fracht.“ An der mobilen Variante wird im Hintergrund trotzdem gearbeitet – um bereit zu sein, wenn das iPhone 8 tatsächlich – wie spekuliert wird – mit einer 3D-Kamera auf den Markt kommt. Würde MetriX dann in die DHL-App integriert, könnten Kunden ihre Päckchen per Foto vermessen und sich gleich passende Marken erstellen lassen.

Mit 3D-Kameras beschäftigt sich Metrilus schon seit der Unternehmensgründung vor sieben Jahren. Geld verdiente das Unternehmen bislang über Aufträge von Industriekunden. So entwickelte Metrilus beispielsweise einen Bodyscanner für Adidas und arbeitete für Kunden wie Siemens oder Hella. Die Firma will das Logistik-Messsystem MetriX nun ausgründen, um es attraktiver für Investoren zu machen. Externe Geldgeber sind bislang noch nicht an Bord.

Mit ihren Kameras möchten die Erlanger vor allem etablierte Industrielösungen angreifen, zu denen beispielsweise Laserscanner-Systeme gehören. Im Vergleich zu diesen sei MetriX günstiger und flexibler, sagt Schaller: Zwei Stative, zwei Kameras, ein Bildschirm und eine Steckdose reichten für eine Messung bereits aus. Daneben versuchen sich auch Startups wie das Wiener Cargometer an der unkomplizierten Frachtdimensionierung.

Die größte Hürde sind Schaller zufolge allerdings veränderungsresistente Logistiker. Von Trends will in einer traditionellen Branche wie der Logistik nämlich längst nicht jeder etwas wissen. Gegen diese Abwehrhaltung wird sich Metrilus behaupten müssen. Dazu will es auch sein Auftreten ändern – zum Beispiel mithilfe des ausgegründeten Logistik-Arms. Der soll, anders als die sieben Jahre alte Dachfirma, wie ein Startup ticken. Denn bei Metrilus selbst ging es bislang eher konservativ zu, wie Schaller erklärt: „Wir sind eben ein typisch deutsches Ingenieurunternehmen.“

Bild: Metrilus