Im Twinner-Space werden Gebrauchte digitalisiert und 360-Grad-Bilder erstellt.

Mit Gebrauchtwagen setzen Startups wie Auto1 Milliarden um. Doch die Branche hat ein Vertrauensproblem: Unterschlagene Schäden und unfaire Preiseinschätzungen führen immer wieder zu Streit zwischen Händlern und Kunden. Ein Startup aus Halle glaubt, dafür die Lösung parat zu haben. Twinner hat einen Auto-Scanner entwickelt, der einen detaillierten Datensatz mit 360-Grad-Ansicht von Fahrzeugen anfertigen soll. Schäden am Auto soll der Scanner ebenso anzeigen wie sehr genaue Aufnahmen der Elektronik des Wagens. Für diese Erfindung hat das Startup nun eine zweistellige Millionenfinanzierung erhalten.

Angeführt wird die Kapitalerhöhung von Bmp Ventures, die unter anderem an der Wander-App Komoot und dem Flugrechte-Startup Flightright beteiligt sind. Daneben sind der Risikokapitalfonds IBG des Landes Sachsen-Anhalt und mehrere Business Angels eingestiegen. Das Startup Twinner gibt es erst seit April 2019. Es geht aus einer Fusion des neun Jahre alten Sensoren- und Hardware-Herstellers API aus Leipzig und des Software-Unternehmens DCI hervor. Rund 180 Mitarbeiter sind nach eigenen Angaben derzeit bei dem Unternehmen beschäftigt. 

Das Kapital soll für die globale Marktexpansion aufgewendet werden. „Bisher wenden wir uns vor allem an Autohäuser sowie an Gutachterorganisationen“, sagt Geschäftsführer Geert Peeters gegenüber Gründerszene und NGIN Mobility. Mit der neuen Finanzierung werde man Vertrieb und Marketing ausbauen, um weitere Zielgruppen wie Logistik-Dienstleister und Autohersteller zu erreichen.

Der digitale Zwilling vom Gebrauchtwagen

Um einen digitalen Scan eines Gebrauchtwagens zu erhalten, muss der zuvor in einen dafür eigens gebauten Raum gefahren werden, sogenannte Twinner Spaces. Sieben Stück davon gibt es derzeit in mehreren deutschen Regionen. Der Scan selbst dauere dann etwa zwei bis acht Minuten, so Peeters. 

So sieht das Fahrzeug am Ende für den potenziellen Kunden aus. (Bild: Twinner)

Danach kann das komplette Fahrzeug über hochauflösende Bilder von Prüfanstalten wie TÜV und Dekra extern begutachtet werden. Auch Messdaten zu Innenraum, Unterboden, Reifenprofil und Lack sowie die Fahrzeug-Stammdaten werden angezeigt. Das derart digitalisierte Fahrzeug kann der Händler dann beispielsweise in Gebrauchtwagenbörsen inserieren, damit sich der potenzielle Kunde schon von Zuhause aus ein Bild vom Zustand des Fahrzeugs machen kann.

Das Startup verdient mit jeder Fahrzeug-Digitalisierung 25 Euro aufwärts, je nach Funktionalitätsumfang. „Derzeit haben wir etwa 150 Transaktionen pro Tag“, sagt Peeters. Bald schon sollen einige mehr dazu kommen. Twinner plant weitere Scanner-Räume – in China. 

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Bild: Twinner