Früher war der Firmenwagen ein Statussymbol. Doch das ändert sich. Vor allem Jüngere verlieren das Interesse an den schicken Schlitten mit viel PS unter der Haube. Sie wünschen sich Alternativen, mehr Flexibilität. Bei gutem Wetter darf’s auch mal ein Leihrad sein, in der Großstadt sind Bus und Bahn häufig der schnellere Weg zum Ziel als das Auto. Und zum Flughafen bietet das Taxi mehr Komfort. Der Ratgeber Dienstwagen- und Mobilitätsmanagement des F.A.Z.-Instituts stellte schon 2015 fest: „Unternehmen machen sich durch einen Mobilitätsmix gerade für jüngere Mitarbeiter attraktiver“.

Eine Alternative zum Dienstwagen ist das sogenannte Mobilitätsbudget: Statt eines festen Firmenwagens bekommen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein entsprechendes Kontingent zugewiesen, mit dem sie ihre Reisen selbst organisieren können.

Was übrig bleibt, kann privat ausgegeben werden

Ein solches System hat beispielsweise die Firma Belmoto Mobility aus Hamburg entwickelt und soeben auf den Markt gebracht. Das Prinzip dahinter ist einfach: Statt eines Firmenwagens bekommen Mitarbeiter von ihrem Unternehmen eine Art Prepaid-Karte zugewiesen. „Damit können Arbeitgeber ihren Mitarbeitern ein flexibles und individuelles Mobilitätsbudget zur Verfügung stellen“, sagt Philip Kneissler, Geschäftsführer von Belmoto Mobility. „Es ermöglicht den Mitarbeitern die Nutzung aller verfügbaren Verkehrsmittel wie Dienstwagen in allen Variationen, Pedelecs, öffentlicher Nahverkehr, Taxi sowie Bike- und Carsharing.“

Die Arbeitnehmer könnten entweder ganz auf ihren Dienstwagen verzichten oder ein kleineres Modell wählen und sich die Ersparnisse gutschreiben lassen. Denkbar sei es auch, dass Unternehmen einen Fahrzeugpool für ihre Mitarbeiter bereithalten, quasi ein firmeninternes Carsharing. Die Nutzung eines Fahrzeugs könne dann ebenfalls über die Karte abgerechnet werden.

Um die Mitarbeiter in Sachen Mobilität zusätzlich zum Sparen zu motivieren, hat Belmoto Mobility eine weitere Funktion eingebaut: Das Restbudget, was nicht verfahren wird, kann für andere Zwecke genutzt werden. Das heißt: Bleibt am Ende Geld übrig, kann der Mitarbeiter es privat ausgeben. Eine Barauszahlung ist aus steuerrechtlichen Gründen nicht möglich. Generell werde das Mobilitätsbudget als Sachleistung pauschal zu einem Satz von 30 Prozent versteuert, sagt Kneissler auf Nachfrage.

Mit den ersten Tests ist der Geschäftsführer zufrieden. Im Durchschnitt habe man sowohl die Kosten als auch die Emissionen um knapp ein Drittel senken können, berichtet er über ein Pilotprojekt, bei dem 800 Karten in einem Unternehmen ausgegeben worden seien. Gleichzeitig sei die nutzbare Reisezeit deutlich erhöht worden.

Es gibt bereits ähnliche Anbieter in dem Segment

Die vor rund 1,5 Jahren gegründete Belmoto Mobility ist eine Schwestergesellschaft der Belmoto GmbH. Die GmbH organisiert seit 2009 Produkte im Bereich Miet- und Leasingfahrzeuge. Mit dem neuen Angebot will sich das Unternehmen für die Zukunft der Mobilität fit machen.

Allein auf dem Markt ist das Unternehmen aber nicht. Sixt hat ein ähnliches Angebot, das beispielsweise Mitarbeiter der Boston Consulting Group nutzen. Allerdings sind die BCG-Mitarbeiter dabei auf die (ehemals) zur Sixt-Gruppe gehörenden Produkte angewiesen: Es beinhaltet das Mietwagenangebot von Sixt namens Rent a Car, das Carsharing DriveNow sowie den Transferservice MyDriver.

Ebenso arbeitet die Audi Business Innovation GmbH gemeinsam mit dem Münchner Company Builder Mantro an einem solchen Konzept. Im Sommer soll das Produkt Mobiko (Mobilitätskontingent) testweise bei Unternehmen eingeführt werden. Abgerechnet wird nicht über eine Prepaid-Karte, sondern mithilfe einer App. Per Foto erfasst der Mitarbeiter Taxi-Rechnungen oder Tickets für Bus, Bahn und Co. in der Smartphone-Anwendung, am Monatsende erstattet der Arbeitgeber das Geld bis zu einem vorher festgelegten Betrag zurück.

Für Automobilhersteller, für die der Verkauf von Dienstfahrzeugen ein lukratives Geschäftsfeld war, sind Konzepte wie das Mobilitätskontingent ein weiterer Schritt bei der Wandlung vom reinen Autobauer zum Mobilitätsdienstleister.

Bild: Getty Images / Hinterhaus Productions