Die Zukunft der Mobilität basiert nicht mehr allein auf dem Auto.

Als die Bundesregierung nach der Finanzkrise von 2008 und 2009 die Wirtschaft wieder ankurbeln wollte, führte sie eine Abwrackprämie für die Autoindustrie ein. Die Idee war, dass Konsumenten ihr altes Auto mit staatlicher Unterstützung für viel Geld verkaufen sollten, um sich dann ein neues Fahrzeug zuzulegen. Der Trick funktionierte, die Autoindustrie wurde zum Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs für das folgende Jahrzehnt.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass in der momentanen Krise, die sich noch länger hinziehen wird, wieder die Idee einer Kaufprämie aufkommt. Wenn die Leute Autos erwerben, so der Gedanke, dann geht es der Wirtschaft bald wieder gut. Doch in den vergangenen zwölf Jahren hat sich einiges verändert. Eine Kaufprämie nur für die Autoindustrie nicht mehr zeitgemäß – und zudem ungerecht.

Soll das Versagen der Industrie auch noch belohnt werden?

Das Auto spielt weiter eine wichtige Rolle für die Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik. Allerdings gibt es längst eine Kaufprämie für die Industrie: Immerhin wird jedes E-Auto mit 4.000 Euro gefördert. Aber weil die deutschen Autobauer kaum einen Wagen auf dem Markt haben, der im wichtigen Sektor der Elektro-Mittelklasse eine Rolle spielt, verpufft diese Prämie für sie.

Das ist nicht die Schuld der Politik oder der an E-Mobilität interessierten Käufer. Hier hat die Industrie schlicht zu spät reagiert. Soll man dieses Versagen jetzt etwa noch mit einer Prämie auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor belohnen? Nein, es wäre besser, wenn man die finanzielle Unterstützung ausschließlich für reine E-Autos verwendet. Statt 4.000 gern auch 8.000 Euro, wenn sich jemand für ein Elektrofahrzeug entscheidet.

Doch mit der reinen Finanzierung von Autos kann es nicht getan sein. Der gesamte Markt der Mobilität hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Das Auto ist bei Weitem nicht mehr das einzige Angebot. Vor allem in den Städten haben sich dank Startups zahlreiche Alternativen etabliert – vom E-Tretroller für die ganz kurzen Strecken, über Leihfahrräder und E-Motorroller, bis hin zu Ridesharing, Ridepooling und Carsharing. Dazu kommen der ÖPNV und auf der Mittel- und Langstrecke die Deutsche Bahn.

Menschen sollten selbst entscheiden dürfen, welche Form der Mobilität sie bevorzugen

Auf dieses veränderte Angebot muss auch eine veränderte Subventionspolitik folgen. Bund und Länder haben in den vergangenen Jahren viel Geld in die Startup-Industrie gesteckt, es wäre eine verlorene Investition, wenn man sie jetzt plötzlich alleinließe. Die Angebote und Ideen von Gründerinnen und Gründern haben geholfen, die Mobilität der Menschen in den Städten nachhaltig zu verändern. Dies zugunsten veralteter Technologien wie dem Verbrennungsmotor aufzugeben, wäre fatal.

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Warum sollten die Menschen nicht selbst entscheiden können, welche Form der Mobilität sie in Zukunft bevorzugen? Warum soll es nur ein Angebot für Autos geben und nicht eins für eine Bahncard 100, Guthaben bei Carsharing-Anbietern oder einen Zuschuss für ein E-Lastenfahrrad? Alle Angebote sollten gleich gewichtet und gefördert werden.

Eine neue Prämie muss den neuen Realitäten gerecht werden. Nur die Autoindustrie zu unterstützen, würde den Fortschritt der Mobilität um Jahre zurückwerfen.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit mehr als zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Getty Images / Roberto Machado Noa / Kontributor