Mit seinem Startup Scoo.me gescheitert. Gründer Magnus Schmidt räumt Fehler ein.

Das 2014 gegründete Scooter-Sharing von Scoo.me stellte fast lautlos seinen Dienst ein. Ein Hinweis auf der Homepage verkündete das Ende. Das Startup gehörte zu den ersten Anbietern von Roller-Leihservices in Deutschland. Nachdem die Hamburger von Jaano wegen des steigenden Marktdrucks im vergangenen Jahr aufgaben, musste nun auch Scoo.me den großen Konkurrenten Emmy und Coup weichen. Während die großen Anbieter auf E-Roller setzen, wollte Scoo.me weiter am Benziner festhalten.

In einem Interview mit NGIN Mobility sagte Gründer Magnus Schmidt Mitte vergangenen Jahres, dass er erst umrüsten werde, wenn er einen „ökonomischen Vorteil“ in der Elektrifizierung sehe. Obwohl er auch heute noch Vorbehalte hat, gesteht er sich ein, auf die falsche Strategie gesetzt zu haben. „Aus Investorensicht muss ich heute sagen, dass das Thema Elektromobilität wohl besser gezogen und womöglich zu irrationalen Investitionsentscheidungen geführt hätte“, erklärt sich Schmidt gegenüber NGIN Mobility und Gründerszene. „Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit sowie die Ökobilanz rechnet sich Elektromobilität bei Elektrorollern aber auch heute einfach nicht.“

Ärger mit dem Dienstleister

Im Jahr 2018 wollte er mit seinem Unternehmen den Break Even erreichen. Es blieb bei der Ankündigung. „Es ist nach meiner Erfahrung in Deutschland besonders wichtig, dass vor allem die Zahlen funktionieren, nicht nur die Story.“ Aus dieser Motivation heraus hätte das Startup im Businessplan, insbesondere bei der Weiterentwicklung der Technologie, zu früh zu harte Budgetkürzungen zugemutet. „Das hat dazu geführt, dass wir uns aus Kostengründen für einen externen Dienstleister entschieden und unsere Technologieentwicklung ausgelagert haben.“ Der Dienstleister aber konnte Schmidt zufolge weder die Qualitätsvorstellungen noch die Liefertermine einhalten. Die Umsatzeinbußen hätten den Plan von Scoo.me am Ende zerschlagen.

250 Benzin-Scooter standen bislang in München und Köln zur Verfügung, rund 13.000 Nutzer hatte das Startup nach eigenen Angaben. Die Roller seien bereits alle verkauft worden und die App dauerhaft deaktiviert, so Schmidt. Die Nutzerdaten sind ihm zufolge gelöscht worden. Alle Mitarbeiter haben dem Gründer zufolge bereits neue Jobs gefunden. Er selbst will sich wieder voll und ganz dem digitalen Marketing widmen.

Die beiden Scoo.me-Gründer stellen 2015 den Löwen ihre Idee vor. Bild: Vox

Das geplatzte Investment von den Löwen

Die Scoo.me-Gründer Christoph Becker und Magnus Schmidt traten 2015 in Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ auf und bekamen einen Deal. Allerdings entschieden sie sich nach der Sendung nach eigenen Angaben für ein „attraktiveres Alternativ-Investment“ als das, welches Lencke Steiner geboten hatte. Sie wollte für 100.000 Euro 30 Prozent an dem Roller-Startup haben. Stattdessen investierte Business Angel Hubert Barth. Mit dem Geld haben die Gründer damals die Flotte in Köln aufgebaut. Mit dem Ende von Scoo.me steht den Rheinländern nun gar kein Leihroller-Service mehr in ihrer Stadt zur Verfügung.

Wie es bei der Konkurrenz weiter geht

In München wird das Berliner Startup Emmy nach der Scoo.me-Pleite sein Angebot ausbauen, heißt es. Hundert E-Schwalben der Marke Govecs seien bereits auf den Straßen, weitere sollen folgen. Hierfür haben die Berliner eine Crowdfunding-Aktion gestartet, worüber 1,5 Millionen Euro eingesammelt werden sollen. Schmidt hofft, dass Emmy das Rennen auf dem Scooter-Markt machen wird. Seine Markteinschätzung geht jedoch in eine andere Richtung: „Wir wissen ja nicht erst seit heute: size matters. Daher wird meiner Einschätzung nach am Ende Bosch mit Coup das Rennen machen, sofern nicht noch ein weiterer Hersteller – wie etwa BMW, Piaggio oder Peugeot – die Chancen des Marktes erkennt und massiv investiert.“

Bild: Scoo.me