Musk

Elon Musk gilt als Mann für den großen Wurf, für die ganz große Vision. An seinem Image hat er hart gearbeitet. Allerdings wird von großen Visionären  erwartet, dass sie immer wieder neue, umwerfende Ideen haben. Alles darunter ist eine herbe Enttäuschung. Einen ähnlichen Effekt kann man bei Apple beobachten. Auch Musk muss nach dem ersten Erfolg mit seinen Elektroautos dringend nachlegen.

Nach der Vorstellung des ersten Teslas war die Branche und die Öffentlichkeit tief beeindruckt. Musk setzte Standards: So muss heute ein Elektroauto aussehen, dass man es tatsächlich besitzen will. In letzter Zeit wurde der Chor der Bewunderer von Musk allerdings etwas leiser. Ein tödlicher Unfall, in Brand geratene Batterien – das hart erarbeitete Image bekam die ersten Kratzer. Die riesige Batteriefabrik, die gerade in der Wüste von Nevada gebaut wird, hat keine große Strahlkraft nach außen und ist nur Insidern ein Begriff. Beim Rohrpostsystem für Menschen, Hyperloop, gab es eine ziemlich heftige Schlammschlacht im Management.

Jetzt geht Musk wieder in die Offensive und präsentiert seinen zweiten Masterplan für Tesla. Dabei geht es um fünf Punkte, die in Planung sind oder schon existieren und ausgebaut werden.

1. Sonnenkollektoren und Batterien für den Hausgebrauch

Wer jemals in Florida, Texas oder Südkalifornien war, hat sich bestimmt schon gefragt, warum sich Sonnenkollektoren nicht durchsetzen. Die Energiekosten für Aircondition sind für viele Privathaushalte gewaltig. Hier könnte Tesla mit einem Paketangebot aus Sonnenkollektoren, einer smarten Batterie für die Garage als Speicher, und einem unkomplizierten Einbau sowie Betrieb einen gigantischen Markt erobern. An der Batterie könnte dann nachts das Elektroauto aufgeladen werden.

2. Fabriken als Produkt

Elon Musk ist der Meinung, dass die Fabrik, die seine Produkte herstellt, selber wie ein Produkt gedacht werden muss. Dabei will er die Effektivität der Herstellung von Teslas bis zum Jahr 2023 um den Faktor 10 erhöhen. Das soll sich auf die Preise auswirken und die Elektroautos aus seinen Fabriken dramatisch günstiger und damit für die breite Masse erschwinglicher machen. Effektivität in Fabriken erhöhen? Daran arbeiten die deutschen Autohersteller bereits seit vielen Jahrzehnten. Mal schauen, ob ausgerechnet Musk, der viel weniger Erfahrung hat, hier neue Standards setzen kann.

3. Der übermenschliche Autopilot

Mit einer Mischung aus künstlicher Intelligenz, Algorithmen und Sonar-Geräten, die die Umgebung scannen, soll das Fahren per Autopilot sicherer werden. Musk scheint den Faktor 10 zu lieben. Zehn Mal sicherer als es ein menschlicher Fahrer jemals leisten könnte soll das Fahren in den kommenden Jahren werden. Die Konkurrenz von Mercedes, BMW und Audi hat sich auch viel vorgenommen. Audi will in den kommenden Jahren mehr als zwei Milliarden Euro in die Entwicklung investieren. Das Rennen ist offen.

4. Pickup-Trucks, LKW, SUV und Busse

Pickup-Trucks sind eine Autogattung, die in Europa eher unbekannt ist. Sie ist in den ländlichen Gebieten der USA verbreitet, in denen es auch für Privathaushalte oder kleine Unternehmen eine Menge zu transportieren gibt. Eine offene Ladefläche verhindert wahrscheinlich eine Verbreitung in Regionen mit schlechtem Wetter. Aber in vielen Entwicklungsländern gibt es durchaus Potential. Tesla will in allen Autogattungen angreifen. Auch im Bereich SUV, LKW und Busse. Im Frachtverkehr sollen die Kosten dramatisch gesenkt werden und die Busse sollen in Zukunft überall halten, um Passagiere aufzunehmen oder aussteigen zu lassen. Bereits jetzt sind in vielen Städten Elektrobusse im Einsatz. Ob Tesla den Vorsprung aufholen kann?

5. Carsharing

Wenn euer Tesla den Tag über nicht gebraucht wird, könnt ihr ihn in Zukunft per Klick in der App anderen Nutzern zur Verfügung stellen. Dadurch sollen Tesla-Besitzer dann Geld verdienen. Am Abend steht der Wagen wieder einsatzbereit vor dem Büro. Mit diesem Plan greift Tesla bestehende Carsharing-Modelle an. Und Uber gleich mit. Es ist aber fraglich, ob Teslafahrer bereit sind, andere Personen hinter ihr Steuer zu lassen.

Fazit:

Ist der Masterplan ein visionärer, großer Wurf? Eher nicht. Es wird keine fliegenden Autos oder morphende Materialien geben, die auf Knopfdruck die Gestalt unseres Fahrzeuges verändern. Konsolidierung ist das Stichwort. Mehr Tesla-Modelle, Verbesserung des Autopilots, bezahlbare Preise, Carsharing, Solarenergie, Batterien – das erscheint alles eher nüchtern. Allerdings ist die Konkurrenz aufgewacht und prescht nach vorne. Und sie hat in vielen Bereichen mehr Erfahrung. Die Luft wird dünner für den großen Vordenker Elon Musk.

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