Ein Bus auf Bestellung. Flexibler als der öffentliche Nahverkehr. Aber günstiger als ein Taxi. Das soll für die Bewohner der bayerischen Hauptstadt bald Realität werden. Im Juni will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) den IsarTiger auf die Straße bringen, einen Shuttle-On-Demand. Das Konzept wird an diesem Freitag in München vorgestellt.

Per Smartphone-App lassen sich ab Mitte Juni Rufbusse anfordern. Linien und Fahrpläne gibt es nicht. Der Shuttle holt die Passagiere an einem von rund 450 Startpunkten ab und bringt sie bis an ihr Ziel. Auf einer Karte in der App können die Fahrgäste – wie auch beim Fahrdienst Uber – verfolgen, wo sich ihr Shuttle gerade befindet und sehen, wann es am Startpunkt eintrifft. Ein Algorithmus führt Fahrgäste mit einer ähnlichen Strecke zusammen. Sie teilen sich ein Fahrzeug. Das soll die Auslastung erhöhen, sich für die den Betreiber rechnen und die Umwelt schonen.

Insgesamt werden 20 Fahrzeuge eingesetzt: mit Erdgas betankte VW Caddys mit die Platz für sechs Personen sowie eGolfs und elektrische BMW i3 mit jeweils drei Plätzen.

Statt privater Pkw

Bis der Shuttle tatsächlich Teil des Münchner Nahverkehrs ist, dauert es aber noch. Zunächst soll es eine dreimonatige Testphase in einem Gebiet zwischen der Innenstadt und dem Münchner Westen geben, teilt die MVG mit. Ausgewählte Abo-Kunden können den Service in dieser Zeit kostenlos nutzen, heißt es. Der digitale Rufbus fahre samstags zwischen 19 und 2 Uhr nachts.

Geplant sei, den Service ab Herbst 2018 für alle Fahrgäste zu öffnen, dann auch freitagabends. Bis 2020 könnte es noch zu Änderungen bei Strecken und Fahrzeiten kommen – je nachdem, wie sich die Nachfrage entwickle. Danach sollen die Shuttle in den Regelbetrieb übergehen, die dafür nötigen Genehmigungen würden derzeit eingeholt.

Der Preis für den neuen Dienst soll zwischen dem eines ÖPNV-Tickets und einer Taxifahrt liegen. Mit dem Konzept will die MVG nicht nur jene überzeugen, die schon heute viel mit Bus und Bahn unterwegs sind. Sondern auch private Autofahrer zum Umstieg auf die Öffis bewegen. Langfristiges Ziel sei es, weniger Autos auf die Straße zu bringen, „die besser gemeinsam und letztlich dadurch günstiger genutzt würden“.

Technologie eines Berliner Mobility-Startups

Die Technologie hinter der App stammt von Door2Door. Für das Berliner Mobility-Startup ist die MVG nicht der erste Kunde. Seit September betreibt die Duisburger Verkehrsgesellschaft ein ähnliches Angebot. Nicht nur in Metropolen wird das Konzept erprobt. Auch die Stadt Freyung setzt bei ihrem Shuttle-Service auf die Software von Door2Door, in Lübeck kooperieren die dortigen Verkehrsbetriebe mit dem Ridesharing-Startup Clevershuttle.

Der Markt mit Ridesharing-Angeboten entsteht erst noch. Nicht nur Verkehrsbetriebe drängen in den Mark. Private Anbieter entwickeln ebenfalls solche Services. In Hamburg werden in den nächsten Monaten gleich zwei Dienste starten: Ab dem 1. Januar 2019 schickt die Volkswagen-Tochter Moia ihre ersten Shuttle-Busse probeweise auf die Straße. Und bereits in diesem Jahr soll in der Hansestadt ein weiterer Service in Kooperation mit dem öffentlichen Nahverkehr starten, wie der Chef der neue DB-Marke Ioki, im Gespräch mit NGIN Mobility angekündigt.

Lest auch

In Berlin will die BVG in Kürze einen solchen Service ins Leben rufen. Die Technologie für die Algorithmen liefert das US-Unternehmen ViaVan. In einer Ankündigung aus dem Herbst hieß es, der sogenannte „Berlkönig” solle im Frühjahr aus dem Depot fahren. Am 21. Juni ist Sommeranfang.

Bild: MVG / Door2Door