PTScientists bereitet die erste privatwirtschaftlich finanzierte Mondmission vor. Die Rakete zum Erdtrabanten soll 2020 abheben.
PTScientists bereitet die erste privatwirtschaftlich finanzierte Mondmission vor. Die Rakete zum Erdtrabanten soll 2020 abheben.

Ein unscheinbarer Gewerbehof, ganz weit draußen in Berlin-Marzahn, sinnigerweise in der Nähe der Allee der Kosmonauten: Hier arbeitet das Raumfahrt-Startup PTScientists („Part Time Scientists“) seit 2008 an seinen Mondrobotern und an einem Raumschiff, das die Gefährte auf dem Erdtrabanten absetzen soll. Part Time – also Teilzeit – sind die Wissenschaftler schon lange nicht mehr. Ihren Namen haben sie trotzdem beibehalten.

Eigentlich sollten die „Quattro Rover“ genannten Fahrzeuge von PTScientists längst auf dem Mond umher gefahren sein. Geplant war, sie im Rahmen des Wettbewerbs „Lunar X Prize“ an Bord einer Falcon-9-Rakete auf den Mond zu schießen. Dort sollten sie eine Strecke von mindestens 500 Metern zurücklegen, so ein weiteres Preiskriterium. Der Suchmaschinenkonzern Google hatte den Wettbewerb ausgelobt und mit insgesamt 30 Millionen US-Dollar dotiert. Ferner war Audi als Investor eines einstelligen Millionenbetrages mit an Bord.

Auch Rückschlage gehören zur Raumfahrt

Doch als 2016 eine Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX bei einem Fehlstart explodierte, zerstoben vorübergehend auch die Hoffnungen der Berliner. Der von Google gesetzte Zeitplan war nicht mehr zu halten. Und weil es anderen Startups ähnlich erging, blies der Suchmaschinenkonzern seine Mond-Challenge schließlich ab. Doch die Berliner Weltraumforscher machten mit neuen Partnern weiter – wie auch einige andere Wettbewerbsteilnehmer.

Das Unternehmen ist inzwischen auf 70 Mitarbeiter gewachsen – und hat Außenstellen in Salzburg und Houston eröffnet. Allein im vergangenen Jahr hat sich die Teamgröße verdoppelt. „Es sind mehr Leute mit Raumfahrterfahrung zu uns gekommen“, sagt Kommunikationschef Andreas Schepers. Er ist einer von ihnen und hat lange für die Europäische Raumfahrtagentur ESA gearbeitet.

LTE-Netz auf dem Mond

Zur Zeit arbeitet PTScientists an mehreren Projekten: Mit Unterstützung von Audi, Nokia und Vodafone läuft die erste privatwirtschaftlich finanzierte „Mission to the moon“. Dazu wird derzeit die Mondfähre Alina entwickelt, welche die „Quattro Rover“ und andere wissenschaftliche Nutzlasten aufnehmen soll. Wie Schepers sagt, soll der Bau der Raumfähre demnächst beginnen. Der Start an Bord einer Falcon-9-Rakete ist – wenn die Entwicklung im Plan bleibt – für das Jahr 2020 geplant. Bis dahin dürfte das New-Space-Startup auch seine Finanzierung (Series A) abgeschlossen haben.

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Während Audi auf neue Erkenntnisse in der Materialforschung und bei der Entwicklung elektrisch betriebener selbstfahrender Autos hofft, planen Vodafone und Nokia den Aufbau eines lunaren LTE-Netzes. Sie wollen ein Internet der Dinge auf dem Mond aufbauen, damit die dort eingesetzten Maschinen miteinander kommunizieren können.

Die richtige Idee zur richtigen Zeit

Ferner arbeitet das Startup an einer gemeinsamen Studie mit der ESA und der Ariane Group, einem Joint Venture von Airbus und dem französischen Luftfahrtkonzern Safran. Dabei geht es um das Sammeln und Bearbeiten von Materialien, die auf dem Mond (dem Mars oder auf Asteroiden) gefunden oder produziert wurden, um Materialien zu ersetzen, die ansonsten von der Erde gebracht werden müssten.

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„Die Gründer von PTScientists hatten zur richtigen Zeit die richtige Idee und das erforderliche Durchhaltevermögen“, sagt Andreas Schepers zurückblickend. „Als sie sich 2008 neben ihren Brotjobs an ihr Projekt machten, dachte niemand, dass Berlin einen solchen New Space Boom erleben würde.“

Bild: PTScientists