Kunst aus Obikes in Melbourne, Australien

Wer Beispiele für miese Startup-PR sucht, wird nun schon zum zweiten Mal in kurzer Zeit in Frankfurt fündig: Erst im April hielt es Savedroid für eine gute Idee, seinen Kunden vorzugaukeln, man sei mit ihrem Geld aus der Mainstadt abgehauen – und war dann plötzlich doch nicht fort. Und nun ist auch der Obike-Gründer auf wundersame Weise wieder da – beziehungsweise will niemals weg gewesen sein: Der Singapurer Bikesharing-Anbieter wolle sich aus Frankfurt zurückziehen? Nein, da habe die Stadt wohl etwas missverstanden, sagte Shi Yi dem Handelsblatt.

Man fragt sich: Was konnte da missverstanden werden? Und was sollten all die anderen Städte denken, in denen über das Aus von Obike spekuliert wurde? Das Startup geht in Singapur pleite und die Führung ist tagelang für niemanden erreichbar. Mehrer Städte und Geschäftspartner sprechen von offiziellen Schreiben, laut denen Obike aufgebe, und in Frankfurt, Berlin, München, Zürich und andernorts stehen jeweils Hunderte bis Tausend herrenlose Räder. Und am Ende kommt der Gründer einfach und sagt: „Ups, wir sind dann mal doch nicht weg“?

10 Geschäftsideen für die 30.000 Räder von Obike

Von Savedroid hätte er lernen können, dass ein joviales „War nicht so gemeint“ nicht reicht, wenn das Vertrauen schon zerschlagen ist. Im Falle des Frankfurter Fintechs war zum Glück das Geld nie wirklich verschwunden, ein völlig misslungener PR-Stunt blieb es am Ende trotzdem. Bei Obike ist es nach wie vor nicht ausgeschlossen, dass etwa Hamburg auf den 10.000 Rädern sitzen bleibt, die in einer Lagerhalle vor der Stadt stehen, wenn das Startup doch aufgibt.

Vertrauen darin, dass es anders kommt, erweckt der Kommunikationsstil von Shi Yi jedenfalls nicht. Noch schlimmer: Er zieht die ganze Branche in Mitleidenschaft. Bikesharing-Anbieter, das sind doch die, die unsere Städte mit Fahrrädern zumüllen und sich dann um nichts mehr kümmern, denken viele. Dieses Bild hat Obike nun zementiert.

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Bild: Getty Images / Michael Dodge