So sieht die interaktive Ocean-Maps-Karte des Vandenberg-Wracks in Florida aus.

Der Koloss war innerhalb von zwei Minuten untergegangen. Am 29. Mai 2009 wurde das US-Kriegsschiff USNS General Hoyt S. Vandenberg vor der Küste Floridas absichtlich versenkt, um ein künstliches Riff anzulegen. Heute liegt das Wrack noch immer am Meeresgrund – und ist ein Mekka für Taucher.

Diesen Tauchern will ein Salzburger Startup die Planung ihrer Tauchgänge nicht nur in Florida leichter machen. Per Multi-Beam-Sonar vermisst Ocean Maps weltweit Orte unter Wasser, darunter das Vandenberg-Wrack. Und erstellt daraus anschließend 3D-Karten. Sie geben Auskunft darüber, wie der Untergrund beschaffen ist und wo sich unter der Oberfläche Sandebenen, Steine oder Korallen befinden. Auch Notizen können sich Nutzer darauf machen. Abrufbar sind die Karten auf Smartphone, Tablet oder PC.

„Im Tauchsport gab es keine guten Karten. Üblicherweise zeichnen Lehrer Briefings für anstehende Tauchgänge auf etwas, das eben gerade zur Hand ist. Zum Beispiel auf Servietten”, so Ocean-Maps-CEO Thomas Nemetz zu NGIN Mobility und Gründerszene. „Wir wollen Tauchern viel anschaulicher zeigen, wo es besonders gefährlich ist und wo das Wasser wie tief ist.”

Seine 3D-Karten vertreibt Ocean Maps über ein Lizenzmodell an Tauchschulen. Die sichern sich damit auch rechtlich ab, damit ein Tauchschüler nach einem Zwischenfall nicht behaupten kann, er sei nicht gebrieft worden. Zusätzlich tritt das Startup als Dienstleister für die Industrie auf: „Den Hafenplan eines Vermessungsbüros versteht kaum jemand. Unsere App können Mitarbeiter ohne Schulung nutzen”, so Nemetz. Insbesondere für die Energiebranche und die Betreiber von Stauseen seien die Karten interessant, sagt der Gründer. Ocean Maps könne darstellen, ob ein Ablass etwa durch Objekte blockiert sei. Die Unterwasser-Karten erreichten eine Genauigkeit von circa zehn Zentimetern.

Vier Tauchkarten für private Nutzer

Industrieunternehmen vermessen ihre Gewässer oft selbst, sagt Nemetz. Ocean Maps werde dann damit beauftragt, diese Informationen aufzubereiten. „Unser Kern-Know-how liegt in der Verarbeitung der Daten, diese Technologie ist mit sechs Patenten abgesichert”, so Nemetz, der studierter Maschinenbauer ist und sein Startup 2015 zusammen mit Bernhard Überlacker gründete. Gegenüber dem österreichischen Magazin Futurezone sagte Nemetz, sein Team und er hätten mit dem Dienst ein „Google Earth für Unterwasser” entwickeln wollen. Dafür hat das Startup bis dato insgesamt eine Million Euro eingesammelt, unter anderem von dem österreichischen Unternehmer und Investor Michael Altrichter.

Öffentlich zugänglich sind die Karten nur teilweise. In der Smartphone-App des Startups, die es im Google Play und im Apple Store gibt, können Nutzer von zuhause aus durch das Vandenberg-Wrack, den Attersee in Österreich, Big Brother Island im roten Meer und die Blue Holes in Palau tauchen. An den Endverbraucher direkt richtet sich Ocean Maps mit seinen Karten aber nicht. Stattdessen zahlen Tauchschulen und Industrieunternehmen dafür. Zu seinen Kunden zählt Ocean Maps beispielsweise Wasserkraftwerke, die jordanische Regierung und Ferienresorts. Das Startup gibt an, bisher über 500 Tauchplätze weltweit vermessen zu haben, darunter in den Bahamas, den Philippinen und Australien.

Bild: Ocean Maps