„Kein Hobby, sondern Leidenschaft“: Pagaja-Chef Nico Langner in seinem Kajak

An Flüsse, Seen und das Meer träumen sich in diesen Tagen wohl viele Arbeitnehmer. Wer konkrete Ausflugs- und Urlaubsziele vor Augen hat, dem will ein bayerisches Startup schon im stickig heißen Büro dabei helfen, tatsächlich aufs Wasser zu kommen. Während Anbieter wie Zizoo oder Yachtico vor allem motorisierte Wasserfahrzeuge im Programm haben, konzentriert sich das 2017 gegründete Pagaja auf Wassersport per Muskelkraft.

Das Buchungsportal vermittelt reine „Hardware“ wie Kajaks oder Stand-Up-Paddling-Bretter (SUP) von bislang 100 Anbietern in Europa. Außerdem werden geführte Touren und Reisen von Paddel-Veranstaltern vertrieben, etwa in Spanien, Kroatien oder Norwegen. Für jedes verkaufte Produkt erhält Pagaja vom Veranstalter eine Provision in Höhe von 15 Prozent des Nettobetrags.

Das Geschäft sei weniger saisonabhängig als befürchtet, sagt Gründer und Geschäftsführer Nico Langner im Gespräch mit Gründerszene und NGIN Mobility. „Ich dachte, wir würden zwischen Oktober und April null Umsätze machen. Aber die umsatzstärksten Monate waren zuletzt November und Januar“, so der 37-Jährige. Langner führt das auf die Reiseplanung der Verbraucher zurück, die traditionell im Winter stattfindet. In dieser Zeit würden auf Pagaja vor allem hochpreisige Reisepakete „über vier Tage und 400 Euro“ gebucht, erklärt er.

Im ersten Halbjahr 2018 habe Pagaja einen Außenumsatz in Höhe von 50.000 Euro eingefahren, sagt Langner. Schwarze Zahlen seien für Ende 2019 angestrebt. Von Familie, Freunden und anderen Privatinvestoren sammelte das Startup bislang Geld ein. Insgesamt 15 Prozent der Anteile gaben Langner und sein Mitgründer Leigh Hooper dabei ab und erhielten im Gegenzug 150.000 Euro.

Angst vor der Digitalisierung im Paddel-Business

Langner ist ein Mann vom Fach: Zwischen den Jahren 2000 und 2004 wurde er viermal deutscher Meister im Kajak-Freestyle. In dieser Zeit zog er auch vom Ruhrgebiet nach Rosenheim, gründete eine Werbeagentur, arbeitete als Grafiker und jobbte in einem Kajak-Shop. Dort habe er mitbekommen, wie sehr sich kleine Paddel-Anbieter vor der Digitalisierung und vor Konzernen wie Mydays oder Jochen Schweizer fürchteten: „Ich wollte ihnen die Angst nehmen und alles, was kommerziell mit Paddeln zu tun hat, online unter einen Hut bringen“, so Langner.

Noch immer sitzt der Gründer in seiner Freizeit am liebsten im Kajak. Er sagt: „Das ist nicht nur ein Hobby, sondern eine Leidenschaft.“ Auch seine vierjährige Tochter fahre bereits im Zweier mit. Der Standort des Startups eignet sich dafür hervorragend: Pagaja sitzt in Samerberg, einer kleinen Gemeinde an der deutsch-österreichischen Grenze in Bayern. Der Chiemsee ist nur wenige Kilometer entfernt.

Bild: Pagaja