Thomas Herzog leitet das Rad-Startup Pendix, laut Zweirad-Industrie-Verband der bekannteste Nachrüster am Markt.

Eigentlich müsste es für Rad-Startups in der Krise laufen. Immerhin haben die Leute viel Zeit und keine Lust auf den ÖPNV. Wer trägt schon gerne Maske oder will sich anstecken? Doch tatsächlich war wegen der Ausgangsbeschränkungen und unklaren finanziellen Lage in den ersten vier bis fünf Krisen-Wochen wenig los, sagt Thomas Herzog. Der Diplom-Ingenieur leitet das Fahrrad-Startup Pendix, gegründet hat er es mit vier Studienkollegen 2013. Die Firma aus Zwickau rüstet normale Räder mit einem Motor und Akku zu einem E-Bike um und habe damit zuletzt zehn Millionen Euro Umsatz gemacht.

Fahrräder erleben seit Beginn der Corona-Krise eine Renaissance: Die Verkaufszahlen steigen, neue Radwege werden angelegt, E-Antriebe und Lastenräder erobern die Straße. Auf Gründerszene berichten wir eine Woche lang, was Startups an Plattformen, Gadgets und Services zu bieten haben.

Neben der Konsumflaute hatte Herzogs Unternehmen aber auch mit den Zulieferern aus den Corona-Krisengebieten Asien und Italien zu kämpfen. Die Ländern hatten zwischenzeitlich dicht gemacht. Durch die kommende Frühlingssaison habe Pendix zwar einen guten Bestand im Lager gehabt, aber das Hardware-Startup ist im Gegensatz zu einem Software-Unternehmen auf die Produkte von außerhalb angewiesen.

Kurzarbeit und Schichtbetrieb

Als Konsequenz schickte das Startup seine 50 Mitarbeiter für sechs Wochen in Kurzarbeit. Die Produktion wurde im Vier-Stunden-Schichtbetrieb in zwei Teams aufgeteilt. Bei Ausfall eines Team wäre zumindest nicht die gesamte Produktion zum Erliegen gekommen.

Für alle anderen Mitarbeiter, wie aus dem Marketing oder der Geschäftsführung, wurde Homeoffice verordnet. Das habe so gut funktioniert, dass Herzog auch in Zukunft auf das Konzept und verstärkte digitale Kommunikation setzen möchte. „Ein Learning für die Zukunft: weniger Geschäftsreisen”, sagt Herzog. Und: Noch stärker auf lokale Produzenten zu setzen. Auch wenn das bei Produkten wie Batteriezellen schwierig sei, die kämen fast immer aus China.

In der Zeit erklärte der Verband des Deutschen Zweiradhandels, dass die Auswirkungen des Shutdowns in der Branche zu Umsatzeinbußen von 30 bis 60 Prozent geführt hätten. Jetzt würde sich die Nachfrage allerdings wieder erhöhen.

Pendix verkauft seine Produkte wie das E-Bike-Aufrüstset Edrive unter anderem über den Einzelhandel oder über die eigene Website. Der Direktvertrieb habe in den vergangenen Wochen zwar zugenommen, da die Kunden verstärkt online einkauften, doch der Einzelhandel stehe weiterhin im Fokus.

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Doch jetzt läuft es wieder, so der CEO. Das liegt neben den Lockerungen der Landesregierungen und dem Produktionsanlauf bei den Zulieferern auch daran, dass der Urlaub in diesem Jahr lokaler wird, so Herzog. Und ein Rad sei dafür ein gutes Betriebsmittel.

Und die Radsaison, die eigentlich im März startet, hat sich nach dem Shutdown auf Mai verschoben. Die Leute kaufen wieder Räder.

Bild: Pendix