Michael Saitow ist CEO und Gründer der Saitow AG, die hinter der Reifen-Plattform Tyre24 steht.

Am Anfang stand eine Pleite. Mit 18 Jahren gründete Michael Saitow sein erstes Unternehmen, einen Laden für Autoteile. Das war Anfang der 1990er-Jahre. Sieben Jahre später hatte er sein Geschäft gegen die Wand gefahren, das Geld war aufgebraucht, Saitow stand vor dem Bankrott. Doch entmutigen ließ er sich dadurch nicht.

„Und dann kam das Internet“, sagt der heute 45-Jährige. Inspiriert von der mittlerweile abgeschalteten Musiktauschbörse Napster baute er unterstützt von einem Programmierer einen Online-Marktplatz auf. 2002 ging Tyre24.de live. „Damals war E-Commerce noch eine Modeerscheinung”, erinnert sich Saitow im Gespräch mit Gründerszene und NGIN Mobility.

Über die Plattform werden Reifen-Bestellungen abgewickelt. Der B2B-Marktplatz verbindet den Reifengroßhandel mit den Herstellern. Statt einer klassischen Handelsmarge verdient der Gründer eine Transaktionsgebühr in Höhe von jeweils einem Prozent. Die Käufer bezahlen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag. Als er 2002 mit dem Geschäftsmodell startete, sei er belächelt worden, sagt Saitow.

10 Millionen Euro Gewinn

Er hielt dennoch daran fest. 2005 expandierte der Unternehmer mit der Plattform nach Polen, ein Jahr später nach Frankreich. Heute ist Tyre24 in neun europäischen Ländern aktiv, weitere sollen folgen. Das Unternehmen arbeitet mit 2.000 Lieferanten zusammen und bedient mehr als 40.000 Reifenhändler, Autohäuser und Werkstätten. Laut des aktuellen Geschäftsberichts machte die hinter Tyre24 stehende Saitow AG im Jahr 2016 einen Umsatz von mehr als 15 Millionen Euro, ein Jahr später sollen es nach Unternehmensangaben 16 Millionen gewesen sein. Nach Angaben des Unternehmens liegt der Außenumsatz bei mehr als einer Milliarde Euro jährlich. 

Glaubt man dem Gründer, bleiben davon etwa 10 Millionen Euro als Gewinn, wovon acht bis neun Millionen in Innovationen und Entwicklung fließen. Saitow hat in den vergangenen Jahren unter anderem zwei Startups übernommen, Autoreparaturen.de und Meine-Waschstrasse.de, an weiteren sei er beteiligt, wie er angibt. Namen will der Gründer „aus strategischen Gründen“ nicht nennen.

Die Händler fühlten sich unter Druck gesetzt

Zuletzt sorgte der Unternehmer mit der Umstellung seines Tyre-24-Preismodells nach dem Vorbild von Amazon Prime in der Branche für Furore. Seit einigen Monaten können Kunden einen Premium-Account beantragen. Gegen eine Gebühr in Höhe von monatlich knapp 60 Euro entfällt dabei beispielsweise die Frachtgebühr. „Was die Kunden bei Amazon erwarten, müssen wir auch im B2B-Bereich erfüllen“, begründet Saitow die Entscheidung. Seit der Umstellung verzeichne er eine deutliche Umsatzsteigerung – so viel wie nie zuvor. „Davon profitieren letztendlich auch die Hersteller und Lieferanten“. Die kritischen Stimmen seien mittlerweile verstummt.

Saitow möchte das Plattformprinzip von Tyre24, das vor einiger Zeit in Tyre24.Alzura.com umbenannt wurde, auch auf andere Branchen zu übertragen. Beispielsweise auf die Autowäsche und den Gebrauchtwagenhandel – und auf Blumenbedarf. Das Prinzip dahinter bleibt gleich: Die Händler geben ihre Systeme in die Produktdatenbank ein und verkaufen sie über die Plattform, Saitow kassiert eine Transaktions- und Mitgliedsgebühr. Ziel sei es, die 16-jährige Erfahrung im B2B-Bereich zu nutzen und das Plattformprinzip von Tyre24 in weiteren Branchen europaweit auszubauen, heißt es vom Unternehmen. 

Der Kampf gegen Amazon

Der größte Konkurrent sei Amazon, sagt Saitow. Der E-Commerce-Riese hat sich laut einer aktuellen Studie bereits 46 Prozent des deutschen Onlinehandels einverleibt. Doch der Kaiserslauterer tritt der Konkurrenz selbstbewusst entgegen: Als reine B2B-Plattform sieht er sich im Kampf gegen Amazon gut gerüstet. „Wir arbeiten mit Tools wie einer 3D-Visualisierung, sodass sich unsere Kunden beispielsweise ansehen können, wie die bestellten Felgen auf dem Rad tatsächlich aussehen“. Mit solchen Funktionen hebe sich sein Angebot von Amazon ab, sagt der Gründer.

Bild: Saitow AG