Sonst sind sie Wettbewerber – in Berlin testen die Logistik-Unternehmen zusammen die Lastenräder.

 

Sie blockieren die Straßen und pusten dreckige Abgase in die Luft – die Kleinbusse und Transporter der Paketzusteller. Es lässt sich aber auch schwer auf sie verzichten. Schließlich müssen die neuen Schuhe von Zalando, das Hello-Fresh-Essen und die Druckerpatrone von Amazon irgendwie ans Ziel kommen. Die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther setzt deshalb auf emissionsarme Fahrzeuge: Lastenräder.

Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg wurde nun ein einjähriges Pilotprojekt gestartet. Mit an Bord sind die fünf Logistik-Unternehmen DHL, DPS, GLS, Hermes und UPS. Es sei das erste Projekt, bei dem alle großen Dienstleister zusammenarbeiten, heißt es von den Veranstaltern.

 

An der Wendeschleife für die Straßenbahn, unweit des Mauerparks, entsteht ein besonderer Umschlagplatz. Betrieben wird er von der Berliner Hafen- und Lagerhauslogistik (BEHALA). Ab dem 1. Juni sollen dort täglich Lastenwagen mit Paketen ankommen. Die Pakete und Waren werden auf Lastenräder umgeladen und dann täglich zu Geschäfts- und Privatkunden „im näheren Umkreis“ gefahren, wie es in einer Mitteilung heißt. Jeder Paketdienstleister erhält dafür ein sogenanntes Mikro-Depot, eine Box, in der die Pakete lagern, bevor sie auf die Cargo-Bikes umgeladen werden. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt mit 400.000 Euro.

 

„Unter günstigen Bedingungen kann ein Lastenrad im Zustellungsgebiet einen herkömmlichen Transporter adäquat ersetzen – das zeigen unsere Erfahrungen in anderen Städten“, kommentiert DPD-Manager Gerd Seber. Entscheidender Faktor seien dafür Logistikflächen in den Innenstädten.

Für die Paketriesen gibt es neben drohenden strengen Umweltvorschriften auch finanzielle Anreize für den Umstieg auf emissionsarme Fahrzeuge. Wer sich ein Lastenrad kauft, kann in Berlin seit Mai einen Zuschuss beantragen. Insgesamt 200.000 Euro an Fördergeldern schüttet die Berliner Verkehrsverwaltung in diesem Jahr aus. 2019 sollen 500.000 Euro fließen. 70.000 Euro davon sind für Gewerbe reserviert, der Rest soll an private Lastenrad-Käufer fließen. Es gilt das sogenannte Windhundprinzip, wie schon bei der E-Auto-Prämie: Die Gelder werden so lange verteilt, bis die Töpfe leer sind.

Auch in anderen Städten werden neue Lieferwege getestet. So fährt im niederländischen Utrecht ein sogenanntes Beer Boat Lieferungen aus. Ursprünglich war das von einem Elektromotor angetriebene Frachtschiff zur Versorgung von Kneipen und Restaurants gedacht. Doch mittlerweile werden bei den 18 Tonnen Fracht je Fahrt auch andere Waren über diesen Weg in der Innenstadt verteilt. Und eine französische Kommune setzt ausrangierte Straßenbahnen ein, um Waren in die Innenstadt zu transportieren. Letzteres ist auch in Berlin denkbar. „Das ist eine Idee, die man prüfen könnte“, sagte eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) der Berliner Zeitung. „Wenn ein Logistikunternehmen an uns herantritt, werden wir darüber nachdenken.“

Bild: Marco Weimer; und Video: Marco Weimer