Die Illustration zeigt, wie der Weltraumbahnhof in Schottland aussehen könnte.
Diese Illustration zeigt, wie der Weltraumbahnhof in Schottland aussehen könnte.

Das europäische Raumfahrt-Startup Orbex will mit einer neuartigen Rakete Kleinsatelliten ins All schießen. Dazu hat das Unternehmen 30 Millionen Pfund (34 Millionen Euro) von Investoren erhalten.

Unterdessen wurde auch bekannt, dass in einem schwach besiedelten Gebiet in Sutherland in den schottischen Highlands Europas erster Raumfahrtbahnhof entstehen soll. Orbex ist ein britisches Unternehmen mit Niederlassungen und Produktionsstätten in Deutschland und Dänemark.

Orbex baut eine Prime genannte Trägerrakete, die Kleinsatelliten in die Erdumlaufbahn bringen soll. Sie ist Unternehmensangaben zufolge bis zu 30 Prozent leichter und 20 Prozent effizienter als andere Raketen in der Kategorie der Micro Launcher. Gleichzeitig soll sie mit einer höheren Leistung pro Kubikmeter als viele schwere Launcher ausgestattet sein. Der Prime Launcher wird Satelliten bis zu einer Höhe von 1.250 Kilometern in sonnensynchrone oder polare Umlaufbahnen bringen.

Die Orbex-Rakete setzt im Weltall einen Satelliten aus.
Die Orbex-Rakete setzt im Weltall einen Satelliten aus.

Unter den Investoren ist erneut der in Bonn ansässige teilstaatliche High-Tech Gründerfonds (HTGF). Wie hoch dessen Beteiligung an der Runde ausgefallen ist, will Yann Fiebig, Senior Investment Manager beim HTGF, nicht verraten. Sie liege aber am oberen Limit des üblichen Ticketspektrums des Frühphaseninvestors. Damit dürfte es sich um einen oberen einstelligen oder unteren zweistelligen Millionenbetrag handeln.

Neben dem HTGF haben die UK Space Agency (UKSA) und der europäische Risikokapitalfonds Sunstone Technology Ventures sowie private Investoren, die Europäische Weltraumorganisation (ESA) und das EU-Programm Horizon 2020 an der Runde mitgewirkt.

Strategische Bedeutung für Europa

Dass der HTFG in ein britisches Startup investiert, hält Fiebig nicht für ungewöhnlich. „Es handelt sich um ein europäisches Unternehmen.“ Der CEO Chris Larmour habe ein Büro in München. Auch der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ficht den Investor nicht an. „Wir erwarten hier keine negativen Auswirkungen des Brexit.“ Wichtiger sei für das Investment „die große strategische Bedeutung“ des Unternehmens für die europäische Raumfahrt gewesen.

Ein Investment in ein Raketen-Startup erscheine zunächst wie eine verrückte Idee, mache aber bei näherer Betrachtung viel Sinn. „Vor allem in den USA ist da viel passiert. Es gibt viele Unternehmen, die eine spannende Entwcklung genommen haben.“

Eine direkte Konkurrenz zu privaten Raumfahrprojekten wie Space X des Tesla-Gründers Elon Musk sieht Fiebig nicht. Orbex wolle nicht zum Mars fliegen, habe sich aber zu einem führenden europäischen Raumfahrtunternehmen entwickelt.

Lockheed Martin baut Startrampe

Die Weltraumindustrie erlebt zurzeit einen Boom, weil immer mehr kleine Satelliten ins All geschossen werden, die mitunter kaum größer als Schuhkartons sind. Wie das Magazin The Verge schreibt, wird sich der globale Markt für solche Starts von derzeit 339 Milliarden US-Dollar bis 2045 auf 2,7 Billionen US-Dollar verachtfachen.

Auch der Rüstungskonzern Lockheed Martin engagiert sich in dem Weltraumbahnhof-Projekt in Schottland. Er wird in Schottland eine vertikale Abschussrampe bauen und hat unter anderem dafür von der britischen Raumfahrtbehörde einen Zuschuss von 23,5 Millionen Pfund (26 Millionen Euro) erhalten. Weitere 2,5 Millionen Pfund erhält die regionale Wirtschaftsförderung, wie die Behörde mitteilte.

Bilder: Orbex