Roboter am CES-Messestand von Doosan

Es ist das größte Schaulaufen der Technologiewelt. Mehr als 4500 Aussteller präsentieren vom 7. Januar an über 20.000 Neuheiten auf der Consumer Electronics Show (CES) in der Wüstenstadt Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada. Damit setzt die Show die Trends für das kommende Hightech-Jahr.

Der südkoreanische Hersteller Samsung macht es in diesem Jahr besonders spannend: „Haben Sie jemals einen ,Künstlichen‘ getroffen?“, fragt das Unternehmen in einem Teaser für Neon, den künstlichen Menschen. Nach Spekulationen, Neon könnte etwas mit dem digitalen Sprachassistenten Bixby zu tun haben, stellte Samsung auf Twitter klar: „Im Gegensatz zu einigen Berichten geht es bei Neon nicht um Bixby oder irgendetwas, das man bereits zuvor gesehen hat.“

Hersteller nutzen die CES auch, um die Reaktionen der Öffentlichkeit auf ihre Produkte zu testen. Nicht zuletzt deswegen gibt es immer wieder Überraschungen, die Beobachter eher mit Kopfschütteln quittieren. Viele der präsentierten Geräte schaffen es nie in den Handel.

Die Tage vor der CES sind aber immer auch eine Blütezeit für Spekulationen. So hoffen Konsolenspieler in diesem Jahr darauf, die Playstation 5 von Sony zu Gesicht zu bekommen. Doch jenseits dieses Grundrauschens gibt es auch Trends, die über Jahre fortgeschrieben werden und die es wert sind, um Auge behalten zu werden.

TV-Trends

Zuletzt hatten LG und Samsung mit neuen Fernsehern ordentlich Eindruck gemacht. Insbesondere der rollbare Fernseher LG Signature Oled TV R hatte im vergangenen Jahr viele Besucher angezogen. Er kommt mit seinen 65 Zoll wie aus dem Nichts aus einem Aluminiumgehäuse gerollt. Auf dieser CES soll es eine Version für die Zimmerdecke geben, die das Display nach unten ausfährt. Samsung zeigte seinen Micro-LED-Riesenfernseher „The Wall“, der aus mehreren kleinen Displays zusammengesteckt wird. Micro-LEDs erreichen die Vorteile der OLED-Technologie wie größeren Kontrast und tieferes Schwarz zu günstigeren Preisen. Daher werden die Hersteller auch in diesem Jahr Geräte mit der neuen Display-Technologie zeigen. Da 4K inzwischen das neue HD ist, legen Samsung, LG und andere nach und präsentieren neue Geräte mit einer 8K-Auflösung, also annähernd 8000 Bildpunkten in der Breite.

Doch wirklich glänzen kann man damit auf der CES nicht, denn diese Geräte gab es schon im vergangenen Jahr zu sehen, wenn auch mit Preisschildern jenseits der 10.000 Dollar. Samsung verspricht für dieses Mal einen komplett randlosen Fernseher, was natürlich eine Herausforderung für die Stabilität des Gerätes ist. Er soll eine Bildschirmdiagonale von 65 Zoll haben und – zumindest nach dem Bericht eines koreanischen Branchenmagazins – im Februar in die Produktion gehen. Das ist nicht ungewöhnlich. Oft werden neue Fernseher auf der CES gezeigt, sind aber erst später im Jahr im Handel verfügbar.

Von diesen Startups erwarten wir 2020 große News

Wefox

Wearables

Die Versprechungen der Hersteller auf der CES sind groß, wenn es um tragbare Technik geht. Armbänder, Ringe, Handschuhe, Hauben und Kopfbänder sollen in der Lage sein, das Wohlbefinden ihrer Träger zu erkennen. Manchmal klappt das, manchmal nicht. Zumindest das Geschäft ist interessant, wie die Marktforscher von IDC kürzlich feststellten. Der Verkauf der Geräte ist binnen Jahresfrist um mehr als 70 Prozent gewachsen. Ein großer Teil davon ist Apples AirPods zuzurechnen, die als Hearables ebenfalls in die Kategorie Wearables fallen.

In Las Vegas wird eine Vielzahl von Unternehmen Ohrhörer ohne Kabel präsentieren, die etwa in der Lage sind, Umgebungsgeräusche auszublenden oder Sprachen zu übersetzen. Nicht zuletzt der Verzicht der Smartphone-Hersteller auf eine Kopfhörer-Klinkenbuchse ist dafür mitverantwortlich. Passend dazu präsentiert die Bluetooth Special Interest Group (SIG) die nächste Generation von Bluetooth Audio mit besserer Leistung, darunter auch die Möglichkeit, mehrere Audio-Streams beispielsweise von einem Smartphone zu übertragen – und das bei geringerem Stromverbrauch.

Smarthome

Die Auswahl von Gegenständen in der Welt der Dinge, die noch nicht mit dem Internet vernetzt sind, wird immer übersichtlicher. Auf der CES tummeln sich jede Menge Start-ups, die noch Lücken erkennen. Dieses Mal gibt es sogar eine vernetzte Yogamatte, die mithilfe von künstlicher Intelligenz und einer App Nutzern zu besseren Techniken verhilft. Die Matte verfügt über Drucksensoren und soll auch haptisches Feedback geben, um eine falsche Körperhaltung zu korrigieren. Hersteller der Yogamatte mit der Bezeichnung YogiFi ist das Unternehmen Wellnesys.

Der Schlagabtausch zwischen Amazon und Google geht auch in diesem Jahr weiter. Viele Geräte reagieren inzwischen sowohl auf den Zuruf „Alexa“ als auch auf „Ok Google“, wobei Amazon dank seiner Echo-Geräte zumindest bei den smarten Lautsprechern eine größere Verbreitung hat. Alexa soll mittlerweile mehr als 100.000 Smarthome-Produkte von über 9500 Marken unterstützen.

Spannend dürfte die Entwicklung der neuen Smarthome-Allianz werden, zu der sich im Dezember die Hersteller Apple, Google, Amazon und die Zigbee-Allianz zusammengeschlossen haben. Zur Zigbee-Allianz gehören unter anderem auch Samsung SmartThings und der schwedische Möbelgigant Ikea. Ziel ist die Entwicklung eines neuen Verbindungsstandards für Smarthome-Geräte, damit die Vernetzung auch herstellerübergreifend funktioniert.

Smartphone

Das könnte vor allem kleineren Unternehmen helfen. Erste Ergebnisse dürfte es auf der CES noch nicht zu sehen geben. Es könnte sich aber zeigen, wie ernst es die Beteiligten meinen. Sollte es tatsächlich zu einer solchen Einigung kommen, wäre das für die Branche ein Durchbruch, der zur rechten Zeit kommt. Laut einer IDC-Studie wurden im vergangenen Jahr weltweit 815 Millionen Smarthome-Geräte verkauft. Diese Zahl soll bis 2023 auf mehr als 1,39 Milliarden Geräte anwachsen.

Das Neuheiten-Feuerwerk in der Smartphone-Welt beginnt eigentlich erst im Februar mit neuen Geräten, die Samsung in San Francisco vorstellen will – und später natürlich auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona. Doch es gibt immer wieder Hersteller, die nicht so lange warten wollen. So zeigt OnePlus in Las Vegas bereits ein Smartphone-Konzept. Das Concept One sei eine „Vision neuer Technologie und alternativer Designsansätze“. Das könnte – so die Spekulationen – ein Gerät mit einem biegbaren Display sein. OnePlus hat bereits angedeutet, dass sich eine Kamera hinter dem Display verbirgt. Dadurch hätte das Gerät weder eine Aussparung für die Selfie-Kamera, noch würde sie aus dem Smartphone nach oben ausfahren. Andere Smartphone-Hersteller haben sich mit Ankündigungen bisher zurückgehalten.

Lest auch

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Getty Images / Mario Tama