Der Prototyp von Sono Motors soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.
Der Sion von Sono Motors im finalen Design: Das Elektroauto soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen.

Kompakte Abmessungen, ordentliche Fahrleistungen, teilweiser Solarbetrieb sowie eine umweltfreundliche Klimaanlage mit Island-Moos: Der Sion von Sono Motors aus München schickt sich an, die Elektroauto-Szene kräftig durchzuschütteln.

Auch die Fans sind bislang überzeugt: Rund 9500 Interessenten haben das Auto bereits reserviert (Stand: März 2019). „Computer Bild“ hat das E-Auto ausprobiert.

Bislang gab es auf den Roadshows von Sono Motors aber nur die Möglichkeit, in einem der Prototypen eine Runde zu drehen Jetzt stellt das Unternehmen das finale Design vor. Der Sion wirkt im Vergleich zu den Testfahrzeugen erwachsener und eleganter – unter anderem weil die Karosserie etwas länger und breiter wird als bislang geplant.

Preis steigt um 5.000 Euro

Zum schicken Gesamteindruck trägt auch ein weiteres Detail bei: Bislang waren die Solarzellen, mit denen fast die gesamte Fahrzeugoberfläche bedeckt ist, sehr deutlich zu sehen, was nicht gerade hübsch aussah. Jetzt verbergen sich die Panels dezent und sind auf der schwarz lackierten Karosserie kaum wahrnehmbar.

Sono Motors befindet sich offenbar weiter auf einem guten Weg. Daran musste man vor ein paar Monaten kurz zweifeln. Denn aufgrund der stark gestiegenen weltweiten Nachfrage nach Fahr-Akkus und dem damit verbundenen Preisanstieg musste auch Sono Motors das Ziel begraben, den Sion für 20.000 Euro zu verkaufen.

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Stattdessen müssen Käufer jetzt rund 25.000 Euro in die Hand nehmen. Im Vergleich zu anderen E-Autos ist das aber immer noch ein günstiger Preis. Auch eine Akku-Miete, ähnlich wie beim Renault Zoe, bietet Sono Motors an: Mit Preisen von 90 bis 140 Euro ist diese aber ziemlich hoch.

„Computer Bild“ hatte die Gelegenheit, mehrfach mit dem Prototyp des Sion ein paar Runden zu drehen. Fazit: Mit dem Sion ist der Firma Sono Motors eine echte Überraschung gelungen. Schon der Prototyp wirkt sehr durchdacht und macht Lust auf die finale Version.

Marktstart für 2019 angekündigt

Die soll es noch im Laufe des Jahres 2019 zu kaufen geben. Die Herstellung übernimmt ein europäischer Auftragsfertiger. Käufer freuen sich schon heute auf das innovative Fahrzeug, das das junge Gründerteam da auf die Straße bringt.

Wer vor dem Sion steht, erkennt sofort die markanteste Besonderheit: Das Fahrzeug ist komplett mit Solarzellen verkleidet. Die erzeugen nach Hersteller-Angaben bei gutem Wetter Strom für zusätzliche 34 Kilometer Reichweite; bei bedecktem Himmel sind es immer noch 10 Kilometer extra.

Mit einer regulären Akkuladung fährt der Sion bis zu 250 Kilometer weit – damit empfiehlt sich das Auto als perfekter Begleiter für die Stadt, als Zweitwagen oder als Fahrzeug für den Kurzausflug. Die Zellen stehen noch hervor, sollen beim finalen Design aber in der schwarzen Kunststoffkarosse verschwinden.

Es gibt noch mehr zu entdecken: Unter einer Klappe an der Front verbirgt sich nicht nur die 50-kW-Schnellladebuchse (Standard: CCS), zusätzlich stehen hier eine herkömmliche Schuko-Steckdose und eine zweite Ladebuchse des Typs 2 zur Verfügung.

Über die Steckdose zieht man 230-Volt-Strom, um beispielsweise den Elektrogrill beim Camping oder Gartengeräte zu betreiben. Und mittels der Typ-2-Ladebuchse gibt der Sion anderen E-Autos Saft ab – biSono nennt Sono Motors das. 

Innenraum soll wertiger werden

Der Innenraum des Sion wirkt aufgeräumt und sachlich, wenngleich es sich bei dem Prototyp noch nicht um das Seriendesign handelt. Wesentliche Änderungen werde es aber nicht mehr geben; nur bei der Wertigkeit der verbauten Materialien will Sono Motors zulegen.

Wer hinter dem Lenkrad Platz nimmt, findet sich als E-Auto-Fan in vertrauter Umgebung wieder: Die Steuereinheit ist fast baugleich mit der im BMW i3. Grund: Sono Motors bezieht Teile von denselben Herstellern wie BMW. Andere Teile, wie die Außenspiegel, stammen aus dem Ford-Regal.

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Bis zu 80 Prozent aller Komponenten sollen so aus anderen Baureihen übernommen werden – denn: Warum sollte man Geld für die Entwicklung eines eigenen Außenspiegels ausgeben, wenn es schon so viele auf dem Markt gibt? Der Sion ist aber grundsätzlich eine Eigenentwicklung.

Ein Hingucker ist die grüne Mooslandschaft: Zusätzlich zur herkömmlichen Klimaanlage steckt im Sion nämlich Island-Moos. Das filtert rund 20 Prozent des in der Luft befindlichen Feinstaubs und hält rund zwei Jahre. Bewässern müssen Sie das Moos nicht; das erledigt die natürliche Feuchtigkeit der Umgebung.

Wie am Gummiband gezogen schießt er nach vorn

Auf geht es zur Probefahrt: Die ist aber nur eingeschränkt möglich, denn noch besitzt der Sion keine Straßenzulassung – kein Wunder, es ist wie beschrieben ein Prototyp. Auf einem abgesperrten Gelände zeigt der Sion aber jetzt schon seine Stärken. Typisch E-Auto: Geräuschlos gleitet man dahin, nur ein leises Surren ist zu vernehmen.

Besonders viel Spaß macht natürlich das Beschleunigen aus dem Stand heraus: Wie am Gummiband gezogen schießt der Sion nach vorn. Ein Autobahn-Hammer ist der Wagen aber nicht, denn bei 140 km/h wird abgeriegelt. E-Autofahrern dürfte auffallen, dass der Rekuperationsgrad niedriger ist als der anderer E-Autos.

Starthilfe: Ein Sion kann die Batterie eines anderen Fahrzeugs aufladen.
Starthilfe: Ein Sion kann die Batterie eines anderen Fahrzeugs aufladen.

Das heißt: Geht der Fahrer vom Gas, verzögert der Sion nicht ganz so stark wie i3, Zoe oder e-Golf. Stattdessen verhält er sich etwas mehr wie ein benzinbetriebenes Auto.

Ab Tag eins ist der Sion CO2-neutral. Das Unternehmen verspricht, dass es das bei der Produktion und dem Transport angefallene Kohlenstoffdioxid durch den Zukauf von CO2-Zertifikaten kompensiert.

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Doch wie motiviert man seine Kunden zu einem umweltfreundlichen Umgang mit dem eigenen Auto? Sono Motors will für den Sion eine App veröffentlichen, die Ride- und Carsharing-Funktionen offeriert. Wer etwa von München nach Berlin fährt, bietet auf Wunsch eine entsprechende Fahrt per App an und verdient so ein paar Euro dazu.

Die Carsharing-Funktion eignet sich vor allem, wenn Sie das Auto selbst nicht brauchen – etwa während der Arbeitszeit oder im Urlaub. Dann vermieten Sie es einfach an andere App-Nutzer weiter.

Dieser Test erschien zuerst bei „Computer Bild“.

Bilder: Sono Motors