Die Gründer und ihr Auto Sion : Jona Christians und Laurin Hahn (v.l.), die CEO von Sono Motors
Die Gründer und ihr Auto: Jona Christians und Laurin Hahn (v.l.)

„Der Sion ist in Gefahr. Noch vier Tage. Nur ein Weihnachtswunder kann ihn retten“, postete das Startup dieser Tage auf Linkedin. Das Hoffen auf ein Wunder dürfte wohl vergeblich gewesen sein. Das Startup Sono Motors hat sein Crowdfundingziel in Höhe von 50 Millionen Euro verfehlt. Die Kampagne läuft nur noch wenige Stunden (bis Mitternacht) und den Münchnern fehlen noch etwa 20 Millionen, um ihr Ziel zu erreichen.

Ziel verfehlt, trotzdem Crowdfunding-Rekord

Trotzdem: Das Münchener Startup hat innerhalb von 30 Tagen – orchestriert von einer massiven PR-Kampagne – bei Unterstützern des Elektroauto-Projekts knapp 30 Millionen Euro eingesammelt und damit eine der größten Crowdfunding-Kampagnen eines europäischen Startups abgeschlossen.

Wie auf der Website des Startups aufgelistet ist, wurden 3.400 Reservierungen für das Fahrzeug, die ab 500 Euro möglich waren, aufgestockt. Das macht 19,7 Millionen Euro. Das Startup verbuchte auch neue Reservierungen mit einem Volumen von insgesamt 7,4 Millionen Euro. Ferner haben Unterstützer Darlehen in Höhe von einer Million Euro gewährt und 86.000 Euro gespendet. Allerdings gab es – vermutlich wegen der unklaren Zukunft des Projekts – auch 720 Stornierungsanfragen im Wert von 1,4 Millionen Euro.

Sono Motors plant Elektroauto mit Solarzellen

Mit dem neuen Kapital sollte vor allem in Produktionsanlagen und Serien-Prototypen des ersten Solar Electric Vehicle Sion investiert werden. Dessen Erscheinen kündigt das Startup bereits seit geraumer Zeit an.

Der Sion ist als das erste Serienfahrzeug geplant, das Solar-Integration, Mobilitätsdienste und eine bidirektionale Ladefunktion (das Auto soll also nicht nur Strom laden, sondern auch abgeben können) in einem Fahrzeug bündelt. Durch die Integration von Solarzellen in die Fahrzeugoberfläche soll das Stadtauto auf kurzen Strecken unabhängig von der Ladeinfrastruktur werden. Dadurch können nach Angaben des Startups jährlich bis zu 5.800 Kilometer kostenlose und klimaneutrale Reichweite erzielt und so Betriebskosten entsprechend gesenkt werden. Sono Motors plant, bis zu 260.000 Fahrzeuge mit erneuerbarer Energie im stillgelegten Werk der Marke Saab in Schweden zu produzieren.

Tests  für den Sion laufen schon seit 2016

Gegründet wurde Sono Motors im Jahr 2016 von Navina Pernsteiner, Jona Christians und Laurin Hahn. Die Anfänge der Idee reichen sechs Jahre zurück. Schon das Testmodell hatten die Gründer durch eine Crowdfunding-Aktion finanziert. Gründerszene hatte Gelegenheit, bereits 2018 ein Fahrzeug auf einem Forschungscampus zu testen:


Im März 2019 hatte das Startup schließlich einen weiteren Prototypen gezeigt – diesmal mit „finalem Design“, allerdings zu einem 5000 Euro höheren Preis. Ursprünglich sollte das Elektroauto 20.000 Euro kosten. Als Marktstart wurde damals das Jahr 2019 genannt.

Durch die Neuausrichtung des Startups und den Verzicht auf Fremdkapital für Entwicklung und Prototyping verschob sich die Produktion erster Fahrzeuge dann in den September 2021, wie das Unternehmen im Dezember 2019 mitteilte. Mehr als 10.000 Unterstützer, die auf den Sion warten, wurden erneut vertröstet.

Photovoltaik und Moos: Ambitionierte Pläne des Münchner Startups

Sono Motors hatte sich viel vorgenommen: erstens ein Elektroauto zu bauen (wie schwer das ist, zeigte sich bei Tesla). Das sollte zweitens per Cowdfunding passieren. Drittens wollte das Startup das Auto zusammen mit einem Sharing-Konzept anbieten und schließlich waren viertens weitere Extras vorgesehen, wie Photovoltaikzellen als zusätzlicher Energieversorgung oder einer eingebauten Moos-Lüftung. Das sind Features, die jeweils allein ein Startup beschäftigen könnten.

Wie es nun weitergeht, bleibt offen. „Es ist noch nicht aller Tage Abend“, sagte Sono-Sprecherin Alexa Rauscher am Montag. „Wir werden nicht sofort das Handtuch werfen.“ Zunächst solle aber die Community informiert werden. Danach wolle sich das Startup zu den weiteren Plänen äußern. 

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Foto: Sono Motors