In Deutschland sind E-Tretroller noch verboten. Die Politik lässt auf sich warten

Der Markt für E-Scooter boomt. In San Francisco sieht man die kleinen Flitzer zu Tausenden auf den Straßen und auch in anderen europäischen Ländern machen sich die praktischen Roller breit. Mit ihnen lassen sich kurze Distanzen schnell, bequem und sauber zurücklegen. Gleichzeitig kosten sie nur einen Bruchteil eines elektrischen Motorrollers. Und deutsche Startups, die die Roller herstellen, gibt es auch schon. Das Problem: E-Tretroller sind im Verkehr nicht zugelassen. Wer einen benutzen möchte, benötigt einen Führerschein, ein Kennzeichen und eine Versicherung. Nur kann man die Roller weder zulassen (es fehlt die Typenzuordnung) noch bekommt man eine Versicherung. Hat man einen Unfall, haftet man für den gesamten Schaden.

Abhilfe würde ein Gesetz schaffen. Das ist, laut Verkehrsministerium auch in Planung, nur kann leider niemand sagen, wann das Gesetz fertig ist. Angepeilt sei Ende des Jahres, heißt es aus dem Ministerium. Einen genauen Zeitplan gibt es aber nicht und festlegen will man sich natürlich auch nicht. Man muss sich, mal wieder, in Geduld üben.

Mit angezogener Bremse geht’s voran

So werden in Deutschland seit Jahren Entwicklungen gebremst. E-Scooter sind nur ein Beispiel. Die Autoindustrie sitzt seit einem Jahr auf fertig entwickelten Fahrzeugen, die autonom im Bereich der Stufe Drei unterwegs sein könnten. Es fehlt allerdings an einem fertigen Gesetz, dass die Software auch eingesetzt werden kann. Ein anderes Beispiel sind Taxi-ähnliche Dienste wie Uber. Das deutsche Unternehmen Blacklane ist wie die Konkurrenz im Wartetzustand, weil der Gesetzgeber mit der Erneuerung des Personenbeförderungsgesetz nicht hinterher kommt. Die Liste ließe sie beliebig verlängern.

Das Problem dabei ist, dass die Welt in der Zwischenzeit nicht stehen bleibt. Gerade im Bereich der Mobilität werden fast monatlich neue Ideen geboren, die von Startups und der Industrie vorangetrieben werden. Zumindest so lange, bis man auf den Widerstand der Bürokratie stößt. Aber wie wäre es, wenn man vor der flächendeckenden Umsetzung erste Zonen schafft, in denen Ausnahmeregelungen bestehen?

Testzonen fördern die Entwicklung

Solche Zonen könnten bestimmte Stadtteile oder auch ganze Städte umfassen. Zonen, in denen man neue Dienste mit einer Sondergenehmigung ausprobieren kann. Egal, ob man neue Services in der Personenbeförderung einführt, E-Scooter zulässt oder andere digitale Systeme ausprobiert. Am Ende profitieren davon alle Seiten. Die Anbieter, weil sie einen Feldtest bekommen, der Gesetzgeber, weil er aus den Erfahrungen profitiert und die Städte, die sich so ein modernes Image zulegen können.

Statt Anbieter und Kunden jahrelang wegen eines zähen Gesetzgebungsverfahrens warten zu lassen, sollte man mit gutem Beispiel voran gehen. Auch damit Investoren sehen, dass man hier die Digitalisierung ernst nimmt und neue Wege in der Mobilität sucht. Zu zeigen, dass Deutschland nicht nur ein „Autoland“ ist, sondern auch aktiv neue Ideen fördert, würde dem Image gerade nach dem Dieselskandal mehr als gut tun.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild: Walberg Urban Electrics