Sie sehen im elektrischen Antrieb die Zukunft: die I-See-Electric-Trucks-Geschäftsführer Christian von Hösslin, Andreas Pfeffer und Thomas Wächter (v.l.n.r.)

Bisher fahren Lieferfahrzeuge überwiegend mit Diesel und sorgen damit für schlechte Luft. Weil erste Städte wie Hamburg Dieselfahrverbote eingeführt haben, suchen Handwerker und Lieferdienste nach Alternativen.

Langsam kommt der Markt in Bewegung, wie die Modelle von Daimler, Nissan und dem Streetscooter der Deutschen Post zeigen. Neben den großen Playern will auch ein Offenbacher Startup von der steigenden Nachfrage nach elektrifizierten Vans profitieren. I See Electric Trucks stattet die Opel-Modelle Vivaro und Movano mit einem E-Antrieb aus. Die so umgerüsteten Modelle sollen noch in diesem Jahr in Serie gehen.

Das Auswärtige Amt hat Fahrzeuge geordert

„Nutzfahrzeuge sind die Speerspitze der Elektromobilität“, glaubt Geschäftsführer und Ingenieur Andreas Pfeffer. „Die jetzt verhängten Fahrverbote in Innenstädten wie Hamburg geben uns da recht“. Mit ihm bilden Christian von Hösslin und Thomas Wächter das Gründerteam. Hösslin hat zuvor mit seinem Unternehmen Turn-E bereits andere Fahrzeugmodelle mit E-Antrieb ausgestattet, Thomas Wächter leitet bei der Aschaffenburger Brass-Gruppe den Bereich Nutzfahrzeuge. Die Gruppe ist einer der größten Opel-Händler Deutschlands.

Der e-Vivaro und der e-Movano sollen nach Angaben des Unternehmens später in mehr als 25 Modellvarianten erhältlich sein, zum Beispiel als Kastenwagen, Neunsitzer oder als Version, bei der der Laderaum fürs Auf- und Abladen gekippt werden kann. Käufer können zwischen einer Batteriegröße von 40 kWh und 55 kWh wählen. Damit sollen die Kleintransporter mit einer Akkuladung bis zu 200 Kilometer weit kommen, heißt es vom Unternehmen. Erste Kunden gibt es nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Wächter bereits: „Unter anderem hat das Auswärtige Amt Fahrzeuge bestellt.“

Die Idee unterstütze schon der frühere Opel-Chef

Die Preis pro Fahrzeug liegen je nach Ausstattung zwischen 54.000 und 60.000 Euro. Das entspreche zwar dem 1,5 bis zweifachen eines Verbrenners. Über die ganze Lebensdauer seien die Kosten für Anschaffung, Betrieb und Wartung aber nahezu mit denen eines herkömmlichen Fahrzeugs vergleichbar, so der Geschäftsführer. Auch, weil sich Käufer die vom Bund ausgelobte Kaufprämie sichern können.

In Zukunft strebt das Startup eine enge Zusammenarbeit mit Opel an. Die Idee, Opel-Fahrzeuge in einem E-Antrieb auszustatten, ist auch mit der Geschichte des Rüsselsheimer Autobauers verwoben. Schon Ex-Opel-Chef Karl-Thomas Neumann habe die Elektrifizierung der Fahrzeuge im Rahmen eines Joint Ventures mit der Brass-Gruppe in Betracht gezogen, sagt Geschäftsführer Thomas Wächter im Gespräch mit NGIN Mobility und Gründerszene. Bekanntlich kam dann aber alles anders. Neumann musste gehen und setzt sich nun beim US-Startup Evelocity für die E-Mobilität ein.

Während die Opelaner derzeit nicht zur Ruhe kommen und einen Teilverkauf ihres Entwicklungszentrums fürchten, wollen die drei I-See-Electric-Trucks-Gründer im Herbst richtig loslegen. Dann sollen ihre elektrischen Vans Modelle auf der IAA Nutzfahrzeuge präsentiert werden.

Bild: I See Electric Trucks